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Vom Ort der Verzweiflung zur Stätte der Hoffnung
Opalstraße
80995 München

Eingestellt von: Ewgenij Repnikov
Eingestellt am: 20.01.2023

Bayerische Denkmalliste: eingetragen
Denkmalatlas / Aktennummer: D-1-62-000-8070
Denkmal-Typ: Einzeldenkmal

Vom Ort der Verzweiflung zur Stätte der Hoffnung

Die Wohnsiedlung München-Ludwigsfeld als neue Heimat

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg stand man in den westlichen Besatzungszonen vor der immensen gesellschaftlichen und politischen Herausforderung, für rund 12 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene aus den vormaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches sowie aus den deutschen Siedlungsgebieten in Ost- und Südosteuropa eine neue Heimat schaffen zu müssen. Hinzu kamen rund 1,2 Millionen Zivilpersonen anderer Nationalitäten, die als ehemalige KZ-Inhaftierte, Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene oder politische Emigranten nicht mehr in ihre Herkunftsländer zurückkehren konnten oder wollten, da ihnen unter den dortigen kommunistischen Machthabern Repressalien, Verfolgung und sogar Tod drohten. Viele dieser Displaced Persons (abgekürzt: DPs) – so die damalige Bezeichnung –, aber auch deutsche Heimatlose waren nach Kriegsende in einfachen Barackenlagern und Kasernen untergebracht.
Allein in der amerikanischen Zone gab es rund 450 solche Quartiere, die ursprünglich lediglich als Übergangslösung gedacht waren. Da die Besatzungsmächte die Lager und Kasernen mit den Jahren jedoch zunehmend für eigene Soldaten beanspruchten, musste für die bislang dort lebenden Menschen eine neue Bleibe gefunden werden.

In dieser Situation sah sich auch die bayerische Staatsregierung Anfang 1951 gezwungen, ein eigenes Wohnungsbauprogramm für diese Personengruppe aufzustellen.
Im interministeriellen Ausschuss war man sich schnell einig, dass die Wohnungen auf staatseigenem Grund und Boden entstehen sollten. In München bot sich hierfür der westliche Teil des vormaligen KZ-Außenlagers Allach (D-1-62-000-8070) an, das ab 1942 als Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau für mehrere Tausend Häftlinge vorwiegend aus der Sowjetunion, aus Polen, Frankreich, Italien, Jugoslawien, den Niederlanden, Deutschland und Österreich errichtet worden war, die als Zwangsarbeiter hauptsächlich im benachbarten BMW-Werk Allach, aber auch in anderen Firmen eingesetzt wurden. Unter den unmenschlichen Lagerbedingungen starben annähernd 2000 Häftlinge, etwa ein Zehntel von ihnen wurde in zwei anonymen Massengräbern auf dem Gelände beerdigt.

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(aus: Schönere Heimat 2020, Heft 4, S. 259-270)

Vom Ort der Verzweiflung zur Stätte der Hoffnung - Fotos

Gefährdung

Schmuckstele

Die Siedlung Ludwigsfeld soll nachverdichtet werden. Möglicherweise ist dabei die seit 2006 unter Denkmalschutz stehende Schmuckstele an der Ecke Kristall- und Rubinstraße (D-1-62-000-8071) gefährdet. Diese Schmuckstele, ein viereckiger Natursteinpfeiler mit figürlichen Reliefs und Inschriften, wurde von dem Bildhauer Elmar Dietz (1902-1996) geschaffen und am 5. Juli 1954 am jetzigen Standort aufgestellt. Die Untere Denkmalschutzbehörde will darauf achten, dass die Schmuckstele erhalten bleibt.

Rettung

„Rollschuhplatte“ Siedlung Ludwigsfeld

Jahrzehntelang wurde die betonierte Fläche in der Siedlung Ludwigsfeld von den Bewohnern als „Rollschuhplatte“ bezeichnet. Recherchen im Stadtarchiv München ergaben, dass es sich um die Bodenplatte des Blocks 5 des KZ-Außenlagers Allach handelt, auch bezeichnet als Gefangenenlager für Russen, der BMW AG gehörig. Von 1942 bis 1945 stand dort eine so genannte Pferdebaracke (9,56 m breit, 40,76 m lang, bis 4 m hoch), die als Unterkunft für mehrere hundert KZ-Häftlinge diente.

Jahrelange Bemühungen, das gesamte Gelände des KZ-Außenlagerkomplexes Allach mit seiner Erweiterung nach Osten, dem OT-Lager Karlsfeld als Bodendenkmal anzuerkennen, waren bisher erfolglos. Dank des Einsatzes von Claudia Mann, BA Schwabing-Freimann, und aufgrund des ausführlichen Artikels über die Siedlung Ludwigsfeld von Ewgenij Repnikov in „Schönere Heimat“ Heft 4, 2020, S. 259-70 wurde die Bodenplatte jetzt als Baudenkmal anerkannt (D-1-62-000-8070).

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