Wohnhaus Gasfabrikgässchen 1
Der übliche Gang - ein Baudenkmal verfällt, niemand schaut hin, niemand handelt
Das charaktervollen Bürgerhaus im denkmalgeschützten Kulmbacher Altstadtensemble (E-4-77-128-1) entstammt ohne Zweifel dem Historismus der Kaiserzeit. Der zweigeschossige, verputze Bau hat ein mit Schieferrauten gedecktes Mansarddach und steht am Weißen Main, der hier am Gasfabrikgässchen entlang durch die Stadt gen Osten fließt. Eine (gesperrte) Brücke gibt Zugang zu einer breiten, zweiflügeligen Haustüre. Sie ist im oberen Bereich mit einem aufwändig gefertigten Gitter aus Schmiedeeisen versehen. Eingearbeitet sind in die Initialen F und G - auf wen diese verweisen (Erbauer/Eigentümer dazumal) ist bis dato nicht zu klären.
Die hohen Galgenfenstern sind besonders im zweiten Stock mit dekorativen und fein gearbeiteten Werksteinen gerahmt. Zwischen dem ersten und zweiten Stock gliedert ein Gurtgesims aus dem gleichen Material den Baukörper. Ein seltener Anblick in Kulmbach sind die fein gezimmerten Zeltdachgauben im Mansarddach. Die vielfach vor und zurückspringenden Elemente und die Pilaster geben Dach und Fassade Raumtiefe. Die in der uniformen Glätte zeitgenössischer Architektur meist verloren gegangene dritte Dimension einer Fassade ist in dieser Dachgestaltung wunderbar vorgeführt.
Wenig ist dem Verfasser über das Baudenkmal bekannt, die Spurensuche schwierig.
Ein Datum der Errichtung, von Vorgängerbauten oder des letzten größeren Umbaues ist bis Dato nicht bekannt. Ebensowenig wie lange das Gebäude genau leer steht, oder wann die letzten Erhaltungsmaßnahmen vorgenommen wurden (offensichtlich schon sehr lange nicht mehr). Ob es damit andere Pläne gibt, als dem Verfall so lange beizuwohnen bis bei der Stadt Kulmbach von Seiten des Eigentümers auf unzumutbare Sanierung und Abriss plädiert wird, ist auch unbekannt.
Das Gebäude ist Teil des denkmalgeschützten Kulmbacher Altstadtensembles, aufgrund seiner in Kulmbach seltenen Dachform (Zeltdachgauben) und den fein gearbeiteten Details hätte es eine Listeneintragung als Einzeldenkmal im Vergleich zu anderen Baudenkmälern mit diesem Status ohne weiteres verdient.
Wohnhaus Gasfabrikgässchen 1 - Fotos
Gefährdung
Das Gebäude steht bereits länger unbewohnt im Zentrum von Kulmbach. Im Dach befindet sich seit Jahren gut sichtbar ein großes Loch, Maßnahmen zur Sicherung des Gebäudes (sei es nur eine Notsicherung/Abdichtung um den Verfall zu stoppen) oder gar ernst zu nehmende Sanierung sind offensichtlich zeitnah nicht zu erwarten.
Für einige Zeit stand ein Gerüst an der Westseite des Gebäudes (unterhalb des unübersehbaren Dachschadens) dieses wurde inzwischen wieder abgebaut. Eine zielführende Reparatur oder zumindest provisorische Abdeckung des gähnenden Loches war/ist nicht zu erkennen.
Ein Fall, der an einem Baudenkmal exemplarisch vorführt, wie in Kulmbach mit historischer Baukultur verfahren wird. Die Stadt und ihre Untere Denkmalschutzbehörde verweigern jegliche Aktivität mit Hilfe der zur Verfügung stehenden Maßnahmen, welche fachliche Denkmalpflege, Gesetz und Rechtsprechung zur Verfügung stellen. Der Eigentümer kann sein Baudenkmal verfallen lassen ohne von zuständigen Behörden belästigt zu werden. Der eigentlich von Denkmalgesetz und Verfassung diesen Stellen anvertraute Schutz der Kulturgüter wird ignoriert.
Die Erhaltungsanordnung (s. Art. 4 BayDSchG) ist in Kulmbach ergo ein Fremdwort. Hier ist offensichtlich die Strategie von Eigentümer wie Unterer Denkmalschutzbehörde unisono dem Verfall so lange tatenlos beizuwohnen, bis die übliche wie rechtswidrige Abrisserlaubnis wegen nun angeblich unzumutbarer Sanierungskosten an Gesetz, Rechtsprechung und behördlicher Rechtsbindung vorbei gewinkt wird.
Verlust
Absehbar
Rettung
Unabsehbar
Kontakt
proetschenbach@posteo.de
An der Sanierung beteiligte Architekten
Nicht in Sicht
An der Sanierung beteiligte Handwerker
Nicht in Sicht
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