Bahnhof Prien
Bahnsteigüberdachungen und Pavillon am Bahnhof Prien – seltenes Kultur-und Industriedenkmal der Gründerzeit
Das Ensemble
Mitten in Prien am Chiemsee am Bahnhofsplatz steht neben dem Bahnhofsgebäude ein eingeschossiger massiver Bau mit flachem Walmdach: der Ehemalige Königliche Wartepavillon nach Plänen des Königlichen Oberbahnamtes 1881 für König Ludwig II. und die Mitglieder der königlichen Familie in Rimsting errichtet,1887 in Prien wieder aufgebaut. Ein sogenannter Fürstenbahnhof. Mit dem Pavillon eng verbunden sind die Überdachungen über die ganze Länge der beiden Bahnsteige an der Bahnlinie München – Salzburg. Das metallene gefaltete Dach ruht auf vielen zierlichen festen Stützpfeilern aus Gusseisen, die oben in schöne Kapitelle im korinthischen Stil münden. In dieser Gesamtheit gibt es kaum noch solche besonderen Zeugnisse der Industrie- und Bahngeschichte. Pavillon und Dach sind als Baudenkmal im Denkmalatlas des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege unter D-1-87-162-120 eingetragen und geschützt.
Geschichte und Bedeutung
Die Bahnhofsüberdachung wurde 1909 und 1911 erbaut, die gusseisernen Stützen stammen vermutlich von der Firma Spaeth aus Nürnberg. J.W. Spaeth war Techniker und Gründer der 1. Nürnberger Maschinenfabrik, die die erste Lokomotive den „Adler“ für die Ludwigseisenbahn erbaut hat. Spaeths Maschinen sind im Museum für Industriekultur ausgestellt.
Zwischen 1853 und 1860 hatte die Bayerische Maximiliansbahn die Verbindung von München über Großhesselohe und Holzkirchen nach Rosenheim ausgebaut. Die Maximiliansbahn wurde dann in die Staatsbahn des Königreichs Bayern (bis 1907) eingegliedert. Mit dem zunehmenden Interesse der Bevölkerung an dem ab 1878 als „Abbild von Versailles“ von Ludwig II. erbauten Königsschloss wurde die Bahnlinie Richtung Salzburg weiter ausgebaut. Bereits seit 1887 fahren Besucher in Prien an der anderen Bahnhofsseite mit der erbauten Chiemseebahn weiter zum Hafen nach Stock. Sie ist die älteste Dampfstraßenbahn der Welt. Von Prien aus erreichen Besucher die Fraueninsel mit dem Kloster Frauenwörth, dem ältesten Nonnenkloster Deutschlands, das bereits 772 vom Bayernherzog Tassilo III. gegründet wurde. Prien am Chiemsee mit dem Bahnhof ist nicht nur Ausgangspunkt für viele touristische Attraktionen des Chiemgau, Besuche der Herreninsel mit seinem weitläufigen Park und dem berühmten Königsschloss, dem Chorherrenstift aus der Barockzeit, das das Museum „Der Weg zum Grundgesetz“ beherbergt. Die Schlösser des Märchenkönigs Ludwig II., einem Technik affinen Visionär seiner Zeit, könnten 2025 ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen werden.
Die Bedeutung des Bahnhofs von Prien begründet sich aus dem engen Zusammenhang der Bayerischen Geschichte mit der Person des Königs einerseits und der industriellen Entwicklung im Land Bayern andererseits. Ein Ort des Ankommens, eine Haltestelle, wo wir innehalten und ein Ort vom aus von dem aus wir sowohl zurück als auch nach vorne blicken können. Der momentan ungenutzte Fürstenbahnhof könnte in dieser Funktion als Inne-Haltestelle mit neuer Bedeutung als Station belebt werden.
Bahnhof Prien - Fotos
Gefährdung
Noch in diesem Jahr soll nach den Plänen der DB das Dach abgerissen werden. Die Deutsche Bahn als Nachfolgerin der historischen Bahngesellschaften ist Eigentümerin des Bahnhofgeländes und der denkmalgeschützten Bauteile. Als Eigentümerin ist sie gesetzlich verpflichtet für den Erhalt des Denkmals zu sorgen. Denn der Schutz von Denkmälern ist in der Verfassung verankert, die 1948 auf Herrenchiemsee niedergelegt wurde.
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Andrea Mathy M.A.
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