Bauernhof am Gänseteich in Stetten, Gemeinde Sondheim v.d. Rhön, Landkreis Rhön-Grabfeld, Unterfranken
"Prinz gesucht: Wer küsst das alte Haus in Stetten am Gänseteich endgültig wach?"
Das Baudenkmal ist unter Nr. D-6-73-167-25 mit der Adresse Gänseteich 3 in Stetten, als Bauernhof mit dem folgenden Text in die Denkmalliste eingetragen: Turmartiges dreigeschossiges Fachwerkhaus mit Halbwalm, wohl 17. Jahrhundert (weitere Lesart: Zweigeschossiges Wohnhaus mit Bruchsteinerdgeschoss und Fachwerkobergeschoss, 1751).
Beschreibung
Unter dem 7.5.2017 berichtet die Mainpost (Auszug):
„Jahrzehntelang stand es leer, dem denkmalgeschützten Fachwerkhaus am Gänseteich 3 in Stetten drohte der Verfall. 100 000 Euro wurden investiert, um das zu verhindern. … Wie der Kreisbaumeister erklärte, sei das Amt für Denkmalpflege 1986 durch einen Abbruchantrag auf das Fachwerkhaus aufmerksam geworden. Dieser Antrag wurde abgelehnt, da man in einer ausführlichen gutachterlichen Stellungnahme die herausragende Bedeutung und hohe Wertigkeit des Hauses feststellte und eine Restaurierung vorschlug. Dann zeigte das Fränkische Freilandmuseum Fladungen Interesse an dem besonderen Gebäude. In der Folge wurde zwischen dem Eigentümer des Anwesens und dem Freilandmuseum ein Vertrag für den Eigentumsübergang und den Abbau des Anwesens zum Wiederaufbau im Museum geschlossen.
2011 jedoch fasste der Zweckverband Fränkisches Freilandmuseum überraschend den Entschluss, das Anwesen aufgrund einer geänderten Museumskonzeption nicht zu übertragen. Einem Abbruch konnte das Landesamt für Denkmalpflege aufgrund des Gutachtens von 1986 allerdings auch nicht zustimmen. So führte das Freilandmuseum über die Jahre hinweg immer wieder einfache Bauunterhaltungsmaßnahmen durch, damit sich der Zustand des Hauses nicht weiter verschlechtert. Doch auch diese Maßnahmen reichten bald nicht mehr zur Rettung des denkmalgeschützten Fachwerkhauses aus.
1751 ist das Anwesen am Gänseteich 3 anstelle eines älteren Vorgängerbaus als eine für Stetten typische Doppelhofanlage in rückwärtiger Lage errichtet worden. Das zweigeschossige traufständige Anwesen weicht aufgrund dieser speziellen Bebauungssituation hinsichtlich der Aufteilung von Stube, Küche, Flur und Schlafkammern vom charakteristischen Grundriss eines fränkischen Wohnstallhauses ab. Das legt die Vermutung nahe, dass das Haus als Gaststätte genutzt wurde.
Eine Besonderheit stellt auch die vollständig erhaltene Fachwerkfassung der Räume im Obergeschoss dar. Einige Fenster zeigen komplett erhaltene Schiebeläden, die der Verdunkelung, aber vor allem zum Schutz vor Kälte dienten. Zudem sind dort die Gefache in fast allen Räumen über die typische Felderung hinaus mit frei aufgetragenen Blumen- und Ornament-Malereien verziert. Einige Gefache werden zusätzlich durch Eckmalereien betont. Auch einige Zimmerdecken weisen Malereien auf. Besonders eindrucksvoll ist ein im Flur des Obergeschosses aufgemalter Segensspruch, der die Bitte der Erbauer um den Schutz Gottes festhält.
Wenn auch im Bereich der erdgeschossigen Rückwand zum Nachbargebäude sehr starke Substanzverluste festzustellen waren, weil es viele Jahre durch das kaputte Dach hineingeregnet hat, so sind die nie überstrichenen oder gar überputzten Wandmalereien im Obergeschoss in einem herausragenden Erhaltungszustand. Zudem sind solche Wanddekorationen für ein fränkisches Bauernhaus sehr ungewöhnlich, erklärte der Kreisbaumeister. Ausschmückungen dieser Art seien teuer gewesen. Kein Wunder also, wenn das Haus seit über 30 Jahren das Interesse der Historiker, der überregional tätigen Bau- und Hausforscher sowie Restauratoren auf sich zieht.“
Bewertung des Denkmalnetzes
Das Denkmalnetz begrüßt die aufwändige Sicherung des hochbedeutenden Baudenkmals mit Mitteln von Sponsoren. Es kann damit hoffentlich über die Jahre gebracht werden, bis ein neuer Nutzer und Eigentümer gefunden ist. Oft kommt es ja gerade darauf an, ein Denkmal zumindest vor dem weiteren Ruin zu bewahren, bis der sprichwörtliche „Prinz“ gefunden ist. Die ursprünglich beabsichtigte Transferierung des Gebäudes in das Freilichtmuseum wäre ohnehin nur die „zweitbeste Lösung“ gewesen, da dabei sicher wesentliche Elemente des Baus und der Ausstattung verloren gegangen wären. Vorzuziehen ist fast immer der Erhalt „in situ“.
Anmelder Dieter Martin
Datum: 1.10.2017
Weitere Informationen: Hinweis auf Fotos und Anderes in dem Zeitungsartikel und im Denkmalatlas.
Gefährdung
Jahrzehntelang stand das Fachwerkhaus am Gänseteich 3 in Stetten leer, ihm drohte der Verfall. Doch dann stellte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) mit Hilfe von Sponsoren die Mittel für eine Notsicherung des fast 300 Jahre alten Anwesens mit Doppelhofanlage und zweigeschossigem Wohnhaus zur Verfügung. Die Maßnahmen sind nun abgeschlossen, der weitere Verfall scheint zunächst abgewendet. Der Kreisbaumeister meint: Wie die Zukunft dieses einmaligen Fachwerkhauses in Stetten aussieht, lasse sich schwer vorhersagen. Sehr viel Arbeit, Mühe und Geld müssten in das historische Gebäude gesteckt werden, sollte es wieder bewohnbar gemacht werden. „Die Restaurierung eines solchen Hauses kostet so viel wie ein Neubau“, schätzt der Kreisbaumeister. Allerdings wären für ein solch ungewöhnliches Objekt wie in Stetten auch viele Fördergelder zu erwarten. „Es werden immer wieder mal Häuser dieser Art von Liebhabern wachgeküsst“, so Bötsch. Wer weiß, ob das nicht auch für das Objekt am Gänseteich 3 in Stetten gilt. Bis zum glücklichen Ende bleibt das Baudenkmal in seinem Bestand gefährdet
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