gerettet

Bischofshaus in Thüngersheim, Landkreis Würzburg, Unterfranken
Urlaubsgasse 5
97291 Thüngersheim

Eingestellt von: Denkmalnetz Bayern
Eingestellt am: 04.10.2017
Geändert am: 22.02.2024

Bayerische Denkmalliste: eingetragen
Denkmalatlas / Aktennummer:
Denkmal-Typ: Einzeldenkmal

Bischofshaus in Thüngersheim, Landkreis Würzburg, Unterfranken

Thüngersheimer Bischofshaus vorbildlich instandgesetzt

Das Baudenkmal ist unter Nr. D-6-79-194-63 als Wohngebäude Urlaubsgasse 5 im Denkmalatlas eingetragen:
Ehem. Amtsvogtei des Hochstifts Würzburg, Wohngebäude, zweigeschossiger Massivbau mit Satteldach, Treppengiebel, westlich vorspringendem Fachwerkanbau und profilierten Fensterrahmungen, bez. 1563, 1567 und 1582; rundbogiges Hoftor, bez. 1561; zugehörige Scheune bez. 1561.

Im Volksmund und von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) wird es als Bischofshaus bezeichnet. Es ist gleichzeitig Bestandteil des Ensembles Ortskern Thüngersheim.


Beschreibung

Unter dem Titel berichtet die Mainpost am 12. September 2017 (Auszug):

„Das Ehepaar hat sich damit eine Mammutaufgabe gestellt, die nur mit kräftiger Unterstützung von Denkmalbehörden und Städtebauförderung zu meistern ist. Um die Fördermittel voll ausschöpfen zu können, hat jetzt auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz einen Zuschuss von 20 000 Euro gewährt, in einem in Bayern bislang beispiellosen Verfahren.

Das Gebäude in der Urlaubsgasse ist ein Unikum. Gebaut wurde es im 15. Jahrhundert als Fachwerkhaus. Dem Fürstbischof, der es im 16. Jahrhundert übernahm, um dort seine Amtsvogtei einzurichten, war das nicht vornehm genug. Er setzte deshalb dem gotischen Fachwerk eine Steinfassade im Stil der Renaissance vor. Es entstand gewissermaßen ein Haus im Haus, in dem später auch der Zeitgeschmack des Barock seine Spuren hinterlassen hat. Farblich gefasste Bohlen-Balken-Decken verschwanden hinter Putz und Stuck, und später, als die Amtsvogtei längst wieder zum Bauernhaus geworden war, hinter Heraklit und Gipsplatten.

Es hat einiger Phantasie bedurft, sich den wahren Wert vorzustellen … Nur die hochwertigen Steinmetzarbeiten an Fenster- und Türlaibungen und das herrschaftliche Wappen an der Außenfassade gaben davon eine vage Vorstellung. Gemeinsam mit dem Auber Architekten T. stellten sie schnell fest, dass eine denkmalgerechte Restaurierung ihre finanziellen Möglichkeiten weit übersteigen würde. Tannenberg als Spezialist für Denkmäler wusste jedoch die Wege zu den Fachbehörden und Zuschussgebern zu ebnen, so dass am Ende von den geschätzten Baukosten von 1,3 Millionen Euro nur rund 360 000 Euro als Eigenanteil übrig blieben. Das war das Signal, mit der Arbeit zu beginnen.

Überraschende Details aus vergangenen Jahrhunderten

„Sie können sich gar nicht vorstellen, was wir alles herausgerissen und weggeschmissen haben“, erinnert sich Bodo Damm. Überraschende Details kamen zum Vorschein, die die Jahrhunderte nahezu schadlos überstanden haben. Wie die geschweiften Kielbögen über den Fenstern, die man einfach hinter Putz verschwinden ließ, oder ein über 500 Jahre alter hölzerner Türsturz in der Fachwerkwand. Aber auch Schäden wurden offenkundig, wie die morschen Sparrenköpfe des Dachgebälks, unter deren Versagen der First die Form eines langgezogenen S angenommen hatte. Nur wo unbedingt nötig, hat der Zimmerermeister schadhaftes Holz entfernt und durch neues ersetzt. An anderer Stelle half ein Korsett aus Stahl, die alte Konstruktion zu stabilisieren.

Ein Paradebeispiel für gute Zusammenarbeit

Die Rohbau- und Zimmermannsarbeiten sind inzwischen abgeschlossen. … „Der Rest wird jetzt ganz gut planbar.“

Für T. und Gebietsreferent Hans-Christof Haas vom Landesamt für Denkmalpflege ist das Projekt ein Paradebeispiel für die gelungene Zusammenarbeit zwischen Bauherr, Planer und Förderbehörden. Mit dem Ergebnis, dass ein wertvolles Denkmal erhalten werden kann, ohne die Eigentümer finanziell zu überfordern. Ein großer Teil der in Aussicht gestellten Zuschüsse von insgesamt 950 000 Euro kommt vom Entschädigungsfonds. Einen weiteren Anteil steuert die Städtebauförderung bei. Hier war es zum Problem gekommen, weil die Gemeinde Thüngersheim ihren 40-prozentigen Anteil an der Fördersumme auf höchstens 100 000 Euro gedeckelt hatte. … Eingesprungen ist dafür die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD), die mit ihrem Zuschuss von 20 000 Euro den gemeindlichen Eigenanteil aufbessert. Wie die Ortskuratorin der Stiftung, Elisabeth Balk, ausführt, sei dies der erste Fall in Bayern, in dem die DSD für ein privates Sanierungsvorhaben einen Zuschuss zum kommunalen Eigenanteil leistet und dadurch Fördermittel von insgesamt 50 000 Euro freisetzt.

Das Beispiel zeige, dass der Ruf der Denkmalpflege, Bauherren das Leben schwer zu machen, falsch sei, meint Denkmalpfleger Hans-Christof Haas. „Wir versuchen, Bauherren so gut es geht, zu unterstützen.“


Aus dem Bericht der Deutschen Stiftung Denkmalschutz vom 22.09.2016:

„Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert das ehemalige Bischofshaus in Thüngersheim

Eine Amtsstube des Würzburger Bischofs

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) stellt 50.000 Euro für die Dachrestaurierung des ehemaligen Bischofshauses in Thüngersheim im Landkreis Würzburg zur Verfügung. …

Das zweigeschossige Amtshaus steht mit seinem Treppengiebel zur Urlaubsgasse und zeigt zum Hof einen dreigeschossigen Zwerchhausanbau. Das repräsentative Anwesen diente dem Würzburger Fürstbischof bis zur Säkularisation als Amtsvogtei. Rückwärtig befindet sich noch eine auf 1567 datierte Scheune. Zum Anwesen zählen weiterhin die Holzlege, die Toranlage, der Hof und die Hochterrasse. Hervorzuheben ist ein bruchsteingemauerter tiefer Hausbrunnen mit ehemaliger straßenseitiger Öffnung.

Die Steinfassaden des Hauptgebäudes sind unregelmäßig gegliedert. Auffällig sind zahlreiche gekuppelte Fenster, die gerade oder mit Kielbogen schließen. Die variantenreichen Steinmetzarbeiten sind von höchster Qualität und tragen mehrfach Inschriften, die auf unterschiedliche Bauherren und Bauzeiten verweisen. Der Zwerchhausanbau nimmt ein Rundbogentor auf, das über einen breiten Kellerhals in ein großes Kellergewölbe führt, in dessen Südostecke ein Hausbrunnen abgeteuft ist.

Der Hauseingang befindet sich in der Mitte der Traufseite. Der Grundriss ist dreizonig gegliedert, wobei Eingang und Treppenhaus zentral angeordnet sind. Im Erdgeschoss liegen die Ökonomieräume nach hinten, zur Straße hin befindet sich in der Südwestecke die anspruchsvoll gestaltete Amtsstube mit gekuppelten Fenstern und einer Doppelarkade mit gedrehter kannelierter Steinsäule. An der Decke hat man einen kräftigen Stuck mit rautenförmigem Rahmen aufgebracht.

Das erste Dachgeschoss war vollständig mit Gesindekammern ausgebaut, hier sieht man ebenfalls noch eine reiche Ausstattung an Türen mit Kielbögen sowie Putzfelder mit floralen Bemalungen. Weitere historische Details und Zierformen sind heute unter den modern verkleideten Wohnräumen versteckt.

Der Würzburger Bischof Friedrich von Wirsberg ließ das Anwesen ab 1563 als Amtsvogtei ausbauen, wobei der Fachwerkbau im Kern älter ist. Die Gestaltung ist spätgotisch. Die Qualität der Steinmetzarbeiten lässt vermuten, dass hier die Würzburger Dombauhütte tätig war. Die Gewölbekeller mit den rundbogigen Sandsteingewänden und Sandsteintreppenstufen sowie das Erdgeschoss der Scheune sind älteren Datums.

Im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts entstand der östliche Anbau, das im Erdgeschoss massiv ausgeführt ist und in den zwei Obergeschossen Sichtfachwerk zeigt. Im 18. Jahrhundert kam der Deckenzugstuck ins Haus. Umbauten mit Vormauerungen, Plattenverkleidungen, Einbau von Fenstern, Türen und Treppen erfolgten bis in die 1970er Jahre.“

Ganzen Artikel bei der DSD

Bewertung des Denkmalnetzes:

Das Denkmalnetz Bayern begrüßt den Fortgang der Planung und der Instandsetzung des wichtigen Baudenkmals. Es hofft, der Amtsvogtei in Bälde das Prädikat „Gerettet“ zuerkennen zu können, möchte aber – wie in allen vergleichbaren Fällen – den Abschluss der Arbeiten abwarten und wird den weiteren Fortgang der Angelegenheit aufmerksam verfolgen.

Dieter Martin, am 1.10.2017

Bischofshaus in Thüngersheim, Landkreis Würzburg, Unterfranken - Fotos

Rettung

Fortschreibung im Februar 2024

Die Sanierung des ehemaligen Bischofshauses wurde vor 5 Jahren erfolgreich abgeschlossen. Dies teilten uns die Eigentümer nun mit. Das Denkmalnetz freut sich sehr über die gelungene Sanierung.

Wie bei WürzburgWiki nachzulesen, wurde das Anwesen gemeinsam mit Architekt Felix Tannenberg und Denkmalschützer Hans-Christof Haas vom BLfD in siebenjähriger Bauzeit unter hohem Eigenanteil der Eigentümer saniert und instandgesetzt. Die Sanierung wird weithin als beispielhaftes und gelungenes Projekt für die Bewahrung historischer Bau- und Handwerkskunst angesehen. Sie erhielten 2021 die Bayerische Denkmalschutzmedaille.

Ganzen Eintrag im WürzburgWiki lesen

In der Broschüre zur Denkmalschutzmedaille heißt es:

Birgit Terhorst und Bodo Damm entwickelten ein Restaurierungskonzept, das die unterschiedlichen Zeitschichten vereint, ohne die Erbauungsphase als Leitschicht aus dem Auge zu verlieren. Das Ergebnis berichtet von der Leidenschaft, mit der sich das Ehepaar der Instandsetzung ihres Denkmals verschrieben hatte. Sie haben dem Markt Thüngersheim ein architektonisches Juwel zurückgegeben.

Broschüre Denkmalschutzmedaille 2021, S. 14

An der Sanierung beteiligte Architekten

Architekt Felix Tannenberg (Büro WTJ-Plan3 Architekten und Ingenieure, Creglingen),
Hußenöder Ingenieure, Würzburg

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