gefährdet

Ein Bauernhof und zwei historische Gebäude sollen Platz machen für den Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses
Ortskern
89429 Bachhagel

Eingestellt von: Dieter Martin
Eingestellt am: 13.09.2017
Geändert am: 04.10.2017

Bayerische Denkmalliste: nicht eingetragen
Denkmal-Typ: nicht eingetragen

Ein Bauernhof und zwei historische Gebäude sollen Platz machen für den Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses

Bachhagel, Landkreis Dillingen a.d.Donau: Bagger rollen für die Dorferneuerung

Der Bayerische Rundfunk berichtete am 11.9.2017: „Abriss in Bachhagel – Bagger rollen für Dorferneuerung“

„In Bachhagel im Landkreis Dillingen haben die umstrittenen Abrissarbeiten begonnen. Ein Bauernhof und zwei historische Gebäude sollen für den Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses Platz machen. So sehe es das Konzept zur Erneuerung des Dorfkerns vor. Doch damit sind viele Anwohner in Bachhagel nicht einverstanden. Sie werfen dem Gemeinderat und Bürgermeisterin vor, die konkreten Neubaupläne zu spät veröffentlicht und die Einwohner in die Planungen nicht mit einbezogen zu haben. Deshalb wollen sie auch heute noch einmal ein Zeichen setzen gegen den Abriss der Dorfwirtschaft und der ehemaligen Bäckerei.

Die Bürgermeisterin hingegen verweist auf mehrere Veröffentlichungen der Planungen im Amtsblatt und darauf, dass es für die Sanierung der historischen Gebäude, die heute abgerissen werden sollen, keinerlei Fördermittel gegeben habe. Für deren Abriss hingegen schon. Außerdem hatte die Gemeinde einen Investor gefunden. Er will jetzt auf dem Platz, der heute durch den Abriss geschaffen werden soll, ein Wohn-und Geschäftshaus errichten.“

Unter dem Titel „„Häuserkampf“ nach dem Vorbild von Prinz Charles“ berichtete die Welt am 3.9.2017

„Die Bürger von Bachhagel wollen ihren historischen Ortskern nicht protestlos räumen. In dem 2000-Einwohner-Dorf im Landkreis Dillingen tobt ein mit friedlichen Mitteln geführter Häuserkampf. Denn mittendrin soll ein Wohn- und Geschäftshaus, 40 Meter lang und drei Etagen hoch mit Tiefgarage – gebaut werden. Die alte Dorfwirtschaft, eine frühere Bäckerei und ein Landwirtschaftsgebäude sind dem Abriss geweiht. Am 11. September sollen die Arbeiten beginnen. Und wieder geht ein Stück Identität, ein Stück Heimat verloren.

„Dorferneuerung“ heißt das Konzept aus dem Lehrbuch für engagierte Kommunalpolitiker. Im Grunde absolut lobenswert. Statt die Ortsränder mit immer neuen Wohn- oder Gewerbegebieten zuzupflastern, die Zentren stärken.

Nur führt ein „Betonbunker“, als den die Bachhageler den Neubau am Dorfplatz empfinden, die angestrebte lebendige Mitte ad absurdum. Gleichwohl ist es nicht so, dass die Gemeinde nicht auch andere Möglichkeiten prüfte. Nur fand sich trotz langer Suche kein Investor, der das historische Erbe mit eigenen finanziellen Mitteln in die Gegenwart überführen wollte, am besten noch architektonisch anspruchsvoll und die alte Bausubstanz erhaltend. … „

https://www.welt.de/regionales/bayern/article168210297/Haeuserkampf-nach-dem-Vorbild-von-Prinz-Charles.html

Die Dorfwirtschaft und die ehemalige Bäckerei sind offenbar nicht als Denkmäler in die Liste eingetragen. Trotzdem erscheint die Ausdünnung des historischen Baubestandes bedenklich.

Auszug aus der Denkmalliste für Bachhagel

  • Ehemalige Vogtei und Mauthaus
    Hauptstraße 13, Standort
    Zweigeschossiger Satteldachbau mit Eckquaderung, im Kern 16. Jahrhundert, Veränderungen 19. Jahrhundert Gartenmauer, Süd- und Ostzug, Bruchstein, gleichzeitig
  • Austragshaus
    Hauptstraße 28, Standort
    Eingeschossiger, giebelständiger Satteldachbau mit Stichbogenfenstern, um 1890
  • Ehemalige Wengert’sche Bierhalle
    Hauptstraße 40, Standort
    Erdgeschossiger Fachwerkbau mit Walmdach, frühes 20. Jahrhundert
  • Pfarrhaus
    Kirchplatz 6, Standort
    Zweigeschossiger Satteldachbau mit Giebelgesimsen, nach 1702, Veränderungen im 19. Jahrhundert; Gartenmauer im Kern 18. Jahrhundert
  • Wirtschaftsgebäude
    Nähe Lagerhausweg, Standort
    Giebelständiger Satteldachbau mit Rundbogeneinfahrt, giebelseitig Thermenfenster als Luftöffnungen, wohl 19. Jahrhundert

Dieter Martin

11.9.2017

Die Gemeinde bittet in einer Mail vom 26.09.2017 um folgende Klarstellung

"In Bezug auf Ihren Eintrag im Denkmalschutznetz Bayern zur Entwicklung der Ortsmitte in Bachhagel, haben Sie offensichtlich die faktisch falsche Darstellung des BR ohne Prüfung übernommen. ... Einleitend ist zunächst von Bedeutung, dass das Konzept zur Entwicklung der Ortsmitte mit den zuständigen Denkmalschutz- und Fachbehörden abgestimmt wurde und dieses v.a. hinsichtlich der städtebaulichen Entwicklung auf Einverständnis gestoßen ist. Darüber hinaus geht es bei dem sog. „Betonbunker“ um ein Wohn- und Geschäftshaus in Ziegelbauweise, wobei es sich um ein übliches Baugenehmigungsverfahren eines privaten Bauherrn handelt.

Zunächst ist festzustellen, dass ein wesentlicher Baustein des Konzeptes die Sanierung und Umnutzung des eigentlich historisch bedeutsamen Gebäudes – dem ehem. Brauereistadel, zwischen Kirchplatz und Lagerhausweg (Nr. D-7-73-112-13) – umfasst.

Die diesbezüglichen Sanierungsarbeiten stehen kurz vor dem Abschluss. Mit der Sanierung und Umnutzung des ehem. Brauereistadels entsteht ein denkmalgerechtes, neues Zentrum für das Gemeinschaftsleben in Bachhagel, das für Gemeinde, Vereine und Bürger vielfältig genutzt werden kann. Hierfür werden insgesamt ca. 1,8 Mio. Euro investiert (Eigenanteil der Gemeinde: ca. 1,0 Mio. €).

Zu den von verschiedenen Medien – v.a. vom BR zitierten – „historisch bedeutsamen“ Gebäuden stellt sich die reale Situation wie folgt dar:

  • Gebäude ehem. Bäckerei (Kirchplatz 1): Dieses Gebäude wurde u.a. ab den 1950er Jahren um- , an- und zu einem wenig ansehnlichen „Gebäudebrei“ überformt.
  • Ehem. Landwirtschaftliches Anwesen (Kirchplatz 3): Das Haupt- bzw. Wohngebäude stammt aus den 1970er Jahren!!
  • Ehem. Gasthof Linde (Kirchplatz 2): Dies ist das einzige Gebäude mit einem faktisch darstellbaren historischen Bezug. Trotz eines sehr schlechten baulichen Zustands, wurden von der Gemeinde über einen Zeitraum von ca. 5 Jahren vielfältige Versuche unternommen, dieses in Partnerschaft mit Privaten umzunutzen und zu sanieren. Dies ist neben der schlechten Bausubstanz insbesondere daran gescheitert, dass die Baugenehmigung für die Umnutzung des denkmalgeschützten ehem. Brauereistadels eine immissionsschutzrechtlich sensible Handhabung für die ehem. Linde vorsah. Mit anderen Worten: Die Prioritätensetzung für den Erhalt des Brauereistadels senkte die Nutzungs- und Sanierungsmöglichkeiten des ehem. Gasthofs Linde massiv herab. Ebenso ist zu berücksichtigen, dass wir eine Landgemeinde mit überproportional vielen Gemeinschaftseinrichtungen sind und für eine weitere Gemeinschaftseinrichtung in der ehem. Linde weder eine Nutzung noch eine Finanzierung möglich war.
  • Fazit 1: In allen betreffenden Gebäuden sind - auch durch die z.T. dargestellten Überformungen - keine uns bekannten bau- oder kunstgeschichtlich relevanten Merkmale mehr vorhanden gewesen.
  • Fazit 2: Mit der Umnutzung und Sanierung des denkmalgeschützten ehem. Brauereistadels waren letztlich keine Möglichkeiten mehr für eine Umnutzung der ehem. Linde gegeben. Darüber hinaus ist auch ein Teil der Gebäudeabbrüche zur Gewährleistung der Nebennutzungen (Erschließung, Stellplätze) für den zukünftigen Betrieb des ehem. Brauereistadels geschuldet.
  • Zusätzlicher Hinweis zur Darstellung des Bürgerwiderstands: Ein von der Gemeinde und dem Amt für Ländliche Entwicklung vorgeschlagenes Gesprächsangebot wurde schlichtweg abgelehnt.

Ergänzend zur Sanierung des ehem. Brauereistadels ist es gelungen, mit der Schaffung eines Wohn- und Geschäftshauses die gewünschte, dorfgerechte Mischnutzung in Form von Dienstleistung (Bankfiliale) und barrierefreien Wohnungen zu erreichen.

All diese Informationen wurden allen Medienvertretern – auch den Mitarbeitern des BR - in Gesprächen vor Ort umfassend dargestellt. Dass wir vom BR v.a. in der Sendung „Quer“ am 14.09.17 in Zusammenhang mit dem illegalen Abbruch von denkmalgeschützten Gebäuden (Handwerkerhäuschen Obere Grasstraße Giesing) gebracht wurden, ist schlichtweg skandalös – nachdem wir ja gerade ein denkmalgeschütztes Gebäude mit hohem Aufwand saniert und wieder in Nutzung gebracht haben. ... Insofern ist es eine unerträglich Faktenverdrehung, wenn nun die Gemeinde – auch in Ihrem Beitrag – in ein derartiges Bild gesetzt wird. ..."

Gefährdung

"Der Gemeinderat und die Bürgermeisterin weisen darauf hin, dass es für die Sanierung der historischen Gebäude, die abgerissen werden sollen, keinerlei Fördermittel gegeben habe. Für deren Abriss hingegen schon. Außerdem hat die Gemeinde einen Investor gefunden. Er will jetzt auf dem Platz, der durch den Abriss geschaffen werden soll, ein Wohn- und Geschäftshaus errichten" BR vom 11.9.2017

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