Kirche St. Mauritius in München Moosach
Moderner Kirchenbau in Sichtbetonbauweise mit viel Potential, wichtiger Vertreter des Brutalismus
Die junge Pfarrei St. Mauritius in der Templestraße in München Moosach umfasst die monumentale Kirche mit Campanile (frei stehender Kirchturm), einen Pfarrsaal, ein Pfarrhaus und eine Kindertagesstätte samt Kirchplatz. Aufgrund steigender Zahl an Katholiken wurde im Jahr 1958 dieses neue Pfarrzentrum in Angriff genommen und 1962 fertiggestellt. Der quadratische Kirchenraum mit einer Grundfläche von ca. 21 x 21m und einer Höhe von 14 m beeindruckt durch seine monumentale Bauweise in Sichtbetonbauweise und wird über ein umlaufendes Lichtband sowie 9 Oberlichter dezent belichtet. Neben dem Sichtbeton und der ansprechenden Belichtung zeichnet sich das Bauwerk durch eine haptische Ausstattung aus: Wände mit Akustikziegel, Holzdecken, Kirchengestühl aus Eiche, Bodenbeläge aus gespaltenem Naturstein. Das moderne Pfarr- und Kirchenzentrum wurde von den Architekten Herbert Groethuysen, Detlef Schreiber und Gernot Sachsse in einem Guss geplant und ist heute nahezu unverändert erhalten. Zusammen mit Alexander von Branca war Groethuysen ein wichtiger Vertreter des sogenannten Brutalismus, was sich aus dem Französischen 'béton brut' ("roher Beton", Sichtbeton) ableitet und sich durch seine monumentale Bauweise auszeichnet.
Mittlerweile hat das Pfarrzentrum seine Blüte überlebt: Die Bausubstanz benötigt dringend Instandhaltung und gleichzeitig ist die Anzahl der Kirchenbesucher massiv geschrumpft. Die Gottesdienste finden mittlerweile nur noch im gegenüber liegenden Pfarrsaal statt und die Kirchengemeinde plant demnächst die Entweihung und den Verkauf der Kirche.
Kirche St. Mauritius in München Moosach - Fotos
Gefährdung
Das Gebäude ist aufgrund der Bauschäden und des geplanten Verkaufs mit entsprechender Entweihung und Umnutzung der Kirche massiv gefährdet. Zudem war die Anlage bis vor kurzem nicht in die Denkmalliste eingetragen. Zu den Bauschäden zählen undichte Flachdächer, Korrosionsschäden am Bewehrungsstahl mit entsprechendem Korrosionssprengdruck und dem Abplatzen der Betondeckung. Aufgrund der Betonabplatzung ist die Verkehrssicherheit rund um den Kirchturm nicht mehr gegeben und dieser Bereich wurde abgesperrt. Aufgrund der Feuchteschäden durch die maroden Flachdächer wurde der Strom im Kirchengebäude abgestellt. Gottesdienste und Veranstaltungen finden nur noch im Pfarrsaal statt. Die Haustechnik ist überaltert. Viele Räume sind nicht barrierefrei.
Rettung
Die Kirchengemeinde plant die Entweihung der Kirche und den Verkauf des gesamten Anwesens. Dank des kürzlich erfolgten Eintrags in die Denkmalliste, ist nun ein Abriss und eine Bebauung nach rein wirtschaftlichen Aspekten unwahrscheinlicher. Trotz massiv sinkender Kirchgänger wird eine moderate Umnutzung zu einem Kultur- und Veranstaltungszentrum möglich, ein öffentlicher Raum und ein wichtiges Zentrum für den Ortsteil Moosach könnte dadurch gerettet werden. Das Pfarrhaus wurde bereits vor wenigen Jahren instandgesetzt. Die Instandhaltung der Kindertagesstätte ist ohnehin angezeigt. Daher wäre auch die Instandsetzung und Umnutzung des Kirchengebäudes als Kulturzentrum mit großzügigem Veranstaltungsraum sinnvoll. So könnte auch auf den geplanten Neubau eines Kultursaals im historisch gewachsenen Ortskern am Moosacher St.-Matins-Platz verzichtet werden. Die dafür angedachte Fläche könnte für Maifeste, Christkindelmärkte und andere Dorffeste freigehalten werden.
Weitere Informationen vgl. Beschluss des Ausschusses für Stadtplanung und Bauordnung vom 14.04.2021 zum Moosacher Ortskern.
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