gefährdet

Klosteranlage in Biburg, Landkreis Kelheim
Eberhardplatz 1
93354 Biburg

Eingestellt von: Dieter Martin
Eingestellt am: 04.10.2017

Bayerische Denkmalliste: eingetragen
Denkmalatlas / Aktennummer:
Denkmal-Typ: Einzeldenkmal im Ensemble

Klosteranlage in Biburg, Landkreis Kelheim

Kloster Biburg vor dem Umbau

Die Klosteranlage ist mit folgendem Text in der Denkmalliste eingetragen:

D-2-73-119-6 Eberhardplatz 1.  Ehem. Kloster der Benediktiner (1133-1555), der Jesuiten (15981773) und der Malteser (1781-1810), Dreiflügelanlage mit Halbwalmdächern: Westflügel, dreigeschossig mit dreigeschossigen Ausluchten und geohrten Fensterrahmungen, Nordflügel, dreigeschossig mit eingeschossiger Auslucht und geohrten Fensterrahmungen, Ostflügel, dreigeschossig, um 1520, zu Beginn des 18. Jh. durchgreifend erneuert, an der Südwestecke mittelalterliche Bestandteile; erhaltene Teile der Ummauerung des ehem. Klostergartens, wohl 18. Jh.

D-2-73-119-5 Eberhardplatz 2.  Kath. Pfarrkirche, ehem. Klosterkirche St. Maria Immaculata, dreischiffige Pfeilerbasilika mit Querhaus, Chorapsis, Nebenchören und zwei Osttürmen, romanisch, Baubeginn 1125, Wölbung 1400 und um 1530; mit Ausstattung; Kirchhofmauer mit Epitaphien des 15. bis 19. Jh., im Kern wohl mittelalterlich; Seelenkapelle, Satteldachbau, traufseitig mit Maßwerkfenster, um 1600.

D-2-73-119-7 Eberhardplatz 4; Nähe Eberhardplatz.  Ehem. Klosterökonomie; eingeschossiger Steildachbau, unmittelbar an die Friedhofsmauer grenzend, wohl 18. Jh.; mehrere ein- und zweigeschossige Nebengebäude mit Satteldächern, segmentförmig im Südosten der Klosteranlage angeordnet, wohl 18./19. Jh.

Ausführliche Beschreibung im Dehio-Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Band Niederbayern, 2., durchgesehene und ergänzte Auflage, 2008, S. 60.

Beabsichtigte Maßnahmen

Auszug aus dem Donaukurier vom 12.1.2017:

"Wohnen im Kloster … das will die LS Immobiliengruppe möglich machen. Die Gemeinde Biburg hat den historischen Gebäudekomplex mitten im Dorf jetzt an den im oberbayerischen Mühldorf am Inn ansässigen Investor veräußert, der dort rund 50 Mietwohnungen einrichten will. (Hinweis der Redaktion: Die Wohnungen werden einzeln verkauft und können anschließend vermietet werden) … Die frühere Abfüllanlage der Klosterbrauerei (rechts) wird in ein Parkhaus umgewandelt. Die Investitionssumme beläuft sich auf 15 bis 16 Millionen Euro. … Über den Kaufpreis vereinbarten beide Seiten Stillschweigen.

Bürgermeister Thomas Zachmayer (SLU) ist froh über diese Entwicklung. "Unser Kloster hat schon viel aushalten müssen – bis hin zu Totsanierungen." Mit diesen Worten spielte das Gemeindeoberhaupt auf das dort zwischen 1993 und 2006 betriebene Aussiedlerheim mit bis zu 160 Bewohnern an. Und auch eine danach von Privatleuten ins Auge gefasste "Kunstpension" erwies sich im Nachhinein als Rohrkrepierer, sodass sich die Gemeinde dazu entschloss, das Kloster im August 2007 erneut zu erwerben. "Aber uns war damals schon klar, dass die Gemeinde eine wie auch immer geartete Sanierung finanziell unmöglich stemmen kann", so der Bürgermeister. …

Was hat der Investor nun mit dem ehemaligen Klostergemäuer vor? Darüber gab Franz Steiglechner, der Geschäftsführer der LS Immobiliengruppe, am Mittwoch Auskunft. "Unser Ziel ist keine Billigsanierung, sondern die Schaffung von hochwertigem Wohnraum", wollte er betont wissen. Der gesamte Komplex solle für "gemeinschaftliches und altengerechtes Wohnen" nachhaltig umgebaut werden. Insgesamt werden so nach den Worten des Investors auf knapp 8300 Quadratmetern Geschossfläche rund 50 Wohnungen mit einem Zuschnitt zwischen 50 und 130 Quadratmetern entstehen. Diese sollen später (Anmerkung Redaktion: verkauft – siehe unten) vermietet werden, ein Aspekt, der nicht zuletzt für die Gemeinderäte wichtig war. Mit Ausnahme einer Gastwirtschaft für den Biergarten, der erhalten bleiben soll, werde es keine gewerbliche Nutzung geben.

Zuvor aber sind noch einige Hürden zu nehmen. Da ist zum einen der Denkmalschutz. Ein vom Käufer eigens beauftragter Historiker forscht schon seit einigen Monaten vor Ort und in diversen Archiven über die (Bau-)Geschichte des ehemaligen Benediktinerklosters. Parallel dazu lief die Wirtschaftlichkeitsberechnung, die allem Anschein nach positiv ausfiel. …

Ist die Gemeinde auf einen solchen Bevölkerungszuwachs vorbereitet? … Und auch verkehrstechnisch sieht Zachmayer keine Probleme, da die Fahrzeuge der Bewohner des künftigen Appartmentkomplexes nach Auskunft des Investors in der zu einem Parkhaus umfunktionierten ehemaligen Abfüllhalle untergebracht werden können.

Der Investor, die 1991 gegründete LS Immobiliengruppe mit Sitz im oberbayerischen Mühldorf am Inn, hat sich auf die Sanierung von denkmalgeschützten historischen Immobilien vorwiegend aus der Jugendstil- und Gründerzeit zwischen Mitte des 19. Jahrhunderts bis vor dem Ersten Weltkrieg spezialisiert. Seither entstanden laut Unternehmensangaben rund 850 exklusive Wohnungen in mehr als 80 Objekten in ganz Deutschland."

http://www.donaukurier.de/lokales/riedenburg/Biburg-Kloster-Biburg-wird-Wohnanlage;art602,3312216

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Auszug aus der Mittelbayerischen Zeitung vom 29.9.2017

Kloster Biburg – neu erfunden

"Bis jetzt hatten Bauforscher im alten Gemäuer im Landkreis Kelheim Vorrang. Bald sind endgültig die Bauarbeiter da. … Noch ist es ruhig rund um das ehemalige Biburger Kloster. …Spätestens im Frühjahr soll sich das nach den Worten von Franz Steiglechner ändern. Dann fahren sogar große Kräne auf. „Denn wir müssen ja auch Decken entfernen.“

Er ist einer der Geschäftsführer der LS Immobiliengruppe. Er will das Kloster sanieren und dort in erster Linie Wohnungen unterbringen. Investoren sollen diese kaufen, Mieter schließlich dort wohnen. Die Vermarktung der 50 Wohnungen läuft laut Steiglechner gerade an. …. Ein Start der Bauarbeiten war ursprünglich für den Sommer anvisiert. Jedoch hatten die notwendigen Gespräche mit den Bau- und Denkmalschutzbehörden länger gedauert als gedacht. Jetzt sollen die großen Maschinen eben im Frühjahr anrücken. Ab dann rechnet der Fachmann mit einer Bauzeit von zwei Jahren.

…. Letztendlich seien bei der Bauforschung keine historischen Kracher zum Vorschein gekommen. …. Beim Brauereitrakt … begannen die eigentlichen Arbeiten schon. Denn viel musste rückgebaut werden, um an die ursprünglichen Mauerzüge zu kommen. Das hat Steiglechner im gesamten Gebäude als erstes vor. Maueröffnungen, die ursprünglich welche waren, sollen auch wieder welche werden. … Sehr viel sei in den 60er Jahren falsch gemacht worden. Der Baufachmann nimmt hier gar das Wort Frevel in den Mund. Ohne Rücksicht auf das Gebäude habe man Zwischenwände eingezogen. Das wird auf alle Fälle geändert. Und im Innenhof habe man rund 60 Zentimeter aufgefüllt – ohne ersichtlichen Grund. Aber auch archäologische Grabungen … hat Steiglechner durchführen lassen. „Wir konnten den alten Kreuzgang nachweisen“, freut er sich. Der soll nach der Gestaltung des Innenhofes als solcher zu erkennen sein. Überhaupt will der Investor den so original wie möglich wieder errichten.

Die Ausgräber wiesen auch ein weiteres Gebäude nach, das etwa in der Mitte des Hofes stand. Es diente wohl auch Wohnzwecken. Es soll wieder erstehen. Eine Nutzung vermag Steiglechner aber noch nicht zu nennen. … Ansonsten wird der Hof für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sein. …

Schon im Januar hatte der Investor angekündigt, die alte Abfüllhalle als Garage für die Mieter nutzen zu wollen. Einen Teil davon – nämlich den, der nahe den Klostermauern steht – will er aber abreißen. Denn so viel Platz sei nicht nötig. Außerdem komme auf diese Weise das alte Gebäude noch besser zur Geltung. …"

Link:

http://www.mittelbayerische.de/region/kelheim-nachrichten/kloster-biburg-neu-erfunden-21029-art1567743.html

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Weitere Links:

http://www.mittelbayerische.de/region/kelheim/gemeinden/biburg/das-kloster-in-biburg-ist-verkauft-21082-art1469054.html

http://www.mittelbayerische.de/region/kelheim/gemeinden/biburg/alt-und-jung-treffen-sich-im-kloster-21082-art1473513.html

http://www.mittelbayerische.de/region/kelheim/gemeinden/abensberg/bbw-findet-ersatz-fuers-kloster-biburg-21078-art1497202.html

Bewertung

Das Denkmalnetz Bayern begrüßt grundsätzlich, dass das Kloster wieder einen neuen Eigentümer gefunden hat. Es ist zu wünschen, dass Behörden und Investor gemeinsam Lösungen für die Erhaltung des Bestandes und die neue Nutzung finden werden. Die technischen Anforderungen an die Einrichtung der über 50 Verkaufseinheiten sind nicht zu unterschätzen. Erfahrungen mit der Umnutzung von Klöstern und Schlössern liegen seit Jahrzehnten vor. Aus der Sicht des Denkmalrechts kann die Durchsetzung der Erhaltungspflicht bei einer Vielzahl von Eigentümern zu Misslichkeiten führen. Verwiesen sei zum Beispiel auf den Prozess um Schloss Kirchberg vor dem Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg (Beschluss vom 25.3.2003, 1 S 190/03, Denkmalrecht in Deutschland).

Das Denkmalnetz wird den weiteren Fortgang der Angelegenheit aufmerksam verfolgen

Anmelder Dieter Martin.

Datum: 30.9.2017

Weitere Informationen: Hinweis auf Fotos im Denkmalatlas und in den Medienberichten.

Und Übrigens: Die Wohneinheiten werden entgegen der missverständlichen Angabe vom Bauträger nicht vermietet, sondern verkauft. Siehe das Expose_KlosterBiburg_V19_klein_2.pdf auf der Website der Immobiliengruppe: http://www.ls-immobiliengruppe.de/node/194

Gefährdung

Die historisch und künstlerisch hochbedeutende Klosteranlage hat 2016 erneut den Eigentümer gewechselt. Die Klostergebäude (nicht die Kirche) sollen in eine Wohnanlage umgewandelt werden. Bereits die Größe der Maßnahme und die über verschiedene Presseartikel ansatzweise bekannt gewordenen Eingriffe lassen eine Gefährdung der Denkmalsubstanz befürchten.

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