Klosterkirche auf dem Michelsberg in Bamberg
Paradiesesgarten noch zu unseren Lebzeiten wieder zu besuchen?
Die Klosteranlage bedeckt namengebend die dem niedrigeren Domberg benachbarte Kuppe. Die Kirche wendet sich direkt dem Dom und der Stadt zu.
Die über die Jahrhunderte zur heutigen Gestalt gewachsene Klosterkirche ist eine kreuzförmige Basilika, deren Bau auf das frühe 12. Jahrhundert zurückgeht. Die Fassade schuf Johann Leonhard Dientzenhofer, der dabei Motive des römischen Frühbarock zitiert. Das Langhaus, so urteilt Tilmann Breuer im Dehio-Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, mache einen „romanischen“ Eindruck, "doch ist romanische Substanz, wenn überhaupt vorhanden, nicht formbestimmend". Nachgotische Netzgewölbe von 1614 mit stuckierten Rippen prägen das Langhaus, spätgotische Kreuzrippengewölbe Vorchor und Querhaus. Das Chorgewölbe weist eine gotisierende Sternfiguration (wohl 1583) auf und wurde Mitte des 18. Jahrhunderts mit reichem Rocaillestuck versehen.
Klosterkirche auf dem Michelsberg in Bamberg - Fotos
Gefährdung
Ob auch nur einer der Leser dieser Zeilen jemals den Paradieses- bzw. Himmelsgarten sehen oder wiedersehen wird? Wohlgemerkt: Zu seinen Lebzeiten, nicht erst in und aus der Ewigkeit.
Fernsehbericht: BR, Frankenschau aktuell vom 10.03.2015.
Video "Der Putz bröckelt", Interview mit dem Statiker Günter Döring (Michael Wehner, infranken.de), youtube
Rettung
„Jetzt muss sie erst mal stehen bleiben“, unter dieser Überschrift berichtet das Rathaus Journal 20/2015 vom 25.9.2015 (Download hier) über die ersten von außen sichtbaren Arbeiten an der gesperrten Kirche. Angebracht wurde ein Sicherungskorsett für die Klosterkirche als Auftakt der „Großsanierung“. Horizontal verlaufende Stahlträger sind mit quer durch den Innenraum verspannten Ankern verbunden und halten damit die Wände des Kirchenschiffs zusammen. Dass der Bau im einsturzgefährdeten Zustand ist und dessen Ursachen weiß man, seit Wissenschaftler und Ingenieure die Kirche untersucht und die Ergebnisse in einem Gutachten zusammengeführt haben.
Nach dem Bericht im Rathaus-Journal neigen sich die Wände, sie sind von teils fingerdicken Rissen durchzogen, das Gewölbe hängt durch, viele Balken im Dach sind so morsch, dass man das Holz mit den Händen zerlegen kann. Doch damit nicht genug! Feinmessungen über zwölf Monate hinweg haben ergeben, dass das Bauwerk immer noch in Bewegung ist, die Wände weiter auseinander weichen und die Rissbildungen sich verstärken. Das Schadensbild schreitet fort, Substanzverluste drohen. Die Folge sind komplexe statische Probleme, welche die Standsicherheit gefährden. Zurückgeführt werden die Schäden auf Gründungsprobleme, zum anderen vor allem auf die „Barockisierung“ der Kirche mit den umliegenden Flächen und Gebäuden im 17. und 18. Jahrhundert.
Nötig werden neben der Sicherung des statisch-konstruktiven Systems der Kirche mit Instandsetzung aller Dachtragwerke die Stabilisierung der Gewölbe, Wandbereiche und Fundamente, ferner restauratorische Maßnahmen an Raumschale, Fenstern, Fassaden und der Ausstattung, die im Zuge noch anstehender umfangreicher Voruntersuchungen konkretisiert werden müssen.
Wie viele Jahre die eigentliche Sanierung dauert, was sie kostet, und wann die Kirche der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden wird, kann derzeit noch niemand beantworten. Derzeit (September 2015) läuft das europaweite Ausschreibungsverfahren für die Leistungen des Tragwerksplaners. Die Vergabe soll noch im Dezember 2015 erfolgen. Bis Ende 2018 werden an der Gesamtanlage rund 12,5 Mio. Euro (davon 5,4 Mio. Euro Bundesmittel) investiert. 6,3 Mio. Euro entfallen dabei auf die statische Instandsetzung, 5,6 Mio. Euro auf die stark geschädigten Fassaden der Klostergebäude und rund 600.000 Euro auf das zukünftige Informationszentrum mit Stiftsladen.
Stand: 30. September 2015
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