Lochmüller-Villa
Lochmüller-Villa in Prien - systematisch dem Verfall preisgegeben
Das Gebäude
Am Ortsrand von Prien (Rimstinger Straße 21) steht auf einem Hanggrundstück malerisch gelegen die sogenannte Lochmüller-Villa. Die exponierte Lage ermöglicht einen weiten Blick über den Chiemsee, die Herreninsel und die Gebirgskette. Obgleich als „Landsitz“ für eine begüterte Familie kurz vor dem Ersten Weltkrieg erbaut, gleicht das Anwesen den stattlichen bäuerlichen Wohnhäusern der Region. Das individuelle Erscheinungsbild zeigt sich im Typus eines zweigeschossiges Kniestockhauses mit flachgeneigtem Satteldach. Der mit einem vorgeblendeten Bundwerk gestaltete Kniestock (oder Trempel bzw. Drempel) gewährleistet die (Wohn-)Nutzung des Dachgeschosses. Kennzeichnend sind weiter die Balkone (oder Lauben) mit ihren gedrechselten Balusterbrüstungen. Die Rauhputz-Fassaden zieren Eckquaderungen und Fensterfaschen mit spätklassizistischem Dekor. Insgesamt bemerkenswert ist bei diesem Gebäude der nahezu vollständige Überlieferungszustand aus der Entstehungszeit, der bis zu den Details der Sprossenfenster oder der Fensterläden mit verstellbaren Lamellen reicht.
Geschichte und Bedeutung
Der Offizier Karl Lochmüller (1876-1944) erwarb das Grundstück aus dem Besitz der Familie von Cramer-Klett, die auf Schloss Hohenaschau saß. Die Verbindung zu den „Industriebaronen“, Teilhaber der Maschinen-Fabrik-Augsburg-Nürnberg (M.A.N.), dürfte durch seine Frau bestanden haben. Lochmüller war seit 1905 mit Anni Riedinger (1885-1971) verheiratet, die einer bedeutenden Augsburger Industriellenfamilie, ebenfalls aus dem Maschinenbausektor, angehörte. Die Familie bezog das Haus im Kriegsjahr 1916. Die beiden Töchter, Sybill und Erika Lochmüller lebten hier bis ins hohe Alter. Nach ihrem Ableben wurde 2008 das zum Teil wohl noch aus Riedingerschen Familienbesitz stammende Inventar versteigert. Danach in neues Eigentum übergegangen, steht das Anwesen heute leer und droht dem Verfall preisgegeben zu werden.
Die Bedeutung des Landhauses der Familie Lochmüller begründet sich aus dem engen Zusammenhang mit der überregionalen Heimatschutz-Bewegung, die in Bayern auf den "Verein für Volkskunst und Volkskunde e.V." von 1902 (später Landesverein für Heimatschutz, heute Bayerischer Landesverein für Heimatpflege) zurückgeht. Ziel der Bewegung war es u.a. der weitverbreiteten, historistischen Architektursprache, die man zunehmend als Verfall der Baukultur ansah, eine landschaftstypische, sprich individuelle Bauweise entgegenzustellen. Für das ländliche Bauen galt das Bauernhaus als Vorbild und man empfahl diesen Bautypus auch für andere Bauaufgaben. So entstand in Prien eben nicht mehr ein großbürgerliche-villenähnliches Gebäude als Landsitz einer begüterten Familie, sondern ein bäuerliches Wohnhaus.
Das Lochmüller-Anwesen stellt ein wichtiges und relativ frühes Zeugnis der aus der Heimatschutz-Bewegung hervorgegangenen landschaftsgebundenen Architektursprache dar und ist nicht zuletzt wegen der authentischen Überlieferung und der Entstehung im Umfeld der Familien Riedinger und von Cramer-Klett erhaltenswert. Das Denkmalnetz Bayern setzt sich mit Nachdruck für die Prüfung der Denkmaleigenschaft durch das BLfD ein, ferner für die Gewährleistung des weiteren Erhaltes durch die Bauaufsichtsbehörde beim Landratsamt Rosenheim.
Gefährdung
Nach dem Ableben der beiden Schwestern wurde 2008 das zum Teil wohl noch aus Riedingerschen Familienbesitz stammende Inventar versteigert. Danach in neues Eigentum übergegangen, steht das Anwesen heute leer und droht dem Verfall preisgegeben zu werden.
Kontakt
Doris Fuchsberger
Elke Wendrich
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