Niederbayern, Rathaus Straubing
Sankt Florian hat das Straubinger Rathaus nicht verschont
Das Baudenkmal ist mit folgendem Text in der Denkmalliste eingetragen:
Nr: D-2-63-000-239
"Rathaus, dreigeschossige Dreiflügelanlage mit Steildächern und Innenhof, 1382, Ausbauten bis 16. Jh., weiterer Ausbau 18. Jh., neugotisch erneuert mit Treppengiebel nach Süden, Glockenstuhl und Haupteingang, 1892; mit historischen Ausstattungsstücken.
Ensemble: Historischer Stadtkern Straubing
Auszug: Das Ensemble umfasst den historischen Stadtraum der herzoglichen Neugründung Straubing von 1218 in den Grenzen der ehemaligen, nur in Resten erhaltenen, jedoch im Grundriss der Stadt ablesbaren Befestigungsanlagen. … Die planmäßig … angelegte Neustadt entwickelte sich sehr schnell zu einem zentralen Ort. Sie verdankte diesen Aufstieg zum einen der hervorragenden Platzwahl am Schnittpunkt der großen mitteleuropäischen West-Ost-Straße vom Mittelrhein durch das Donautal nach Wien und Ungarn … . Die monumentale Größe des etwa 600 m langen Stadtplatzes, des Ortes, an welchem sich der Markt- und Warenverkehr vollzog, bezeugt den Optimismus der herzoglichen Gründer, die sich offensichtlich der günstigen Bedingungen bewusst waren … . Dominierende Achse im Grundriss der Stadt ist der west-östlich gerichtete, im Zuge der West-Ost-Straße liegende Stadtplatz. Er erstreckt sich vom ehem. Oberen bis zum ehem. Passauer Tor und wird in seiner Längenausdehnung durch den Stadtturm in seiner Mitte halbiert und akzentuiert. … . Das Sandtnersche Stadtmodell von 1568 lässt die langen Reihen der weitgehend erhaltenen spätmittelalterlichen Bauten am Platz hervorragend erkennen. Beherrscht wird dieser repräsentative bürgerliche Bereich vom Stadtturm in seiner Mitte, einem monumentalen Wachtturm und darüber hinaus Denkmal bürgerlichen Selbstbewusstseins.
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Auszüge aus Medien:
1. Süddeutsche Zeitung 23. Mai 2017
Nach Brand Wie das Straubinger Rathaus aufgebaut wird
Vor einem halben Jahr ist das Straubinger Rathaus fast komplett durch ein Feuer zerstört worden.
Bis zum Jahr 2021 soll das Gebäude voraussichtlich wieder vollständig restauriert sein.
Bei den Rückbau- und Freilegungsarbeiten sind mittelalterliche Balkendecken, Stuckdecken oder Bordüren aus früheren Jahrhunderten zum Vorschein gekommen.
Auszug aus dem Artikel von Andreas Glas, Straubing
„Am Dienstag hat die Stadt bekannt gegeben, dass das Rathaus erst in vier Jahren, 2021, wieder vollständig restauriert sein wird, innen wie außen. Fix ist dieser Zeitplan noch nicht … "Wir wollen das Gebäude nicht nur wieder aufbauen, sondern ihm auch seine Würde wiedergeben", sagte CSU-Oberbürgermeister Markus Pannermayr.
Zurzeit werkeln im Inneren der Rathausruine noch die Restauratoren und die Archäologen, bis heute ist das gesamte Ausmaß der Zerstörung durch Feuer, Löschwasser und Schimmel nicht abschließend zu beurteilen. Doch während die Schäden immer noch begutachtet werden, hat die Stadt bereits damit begonnen, die europaweite Ausschreibung der Wiederaufbauplanung vorzubereiten. Und bereits im Juli 2017 soll mit dem Aufbau eines neuen Dachstuhls begonnen werden.
Und jetzt herrscht in Straubing eine Aufbruchsstimmung, die fast euphorisch wirkt. "Sehr spannend" sei das alles, sagt Stadtarchivarin Krenn, die dem Brand mittlerweile "etwas Gutes abgewinnen" kann. Das Feuer hat ja nicht nur Wertvolles zerstört, sondern auch Decken, Bodenaufbauten und Wände, die erst im Lauf der vergangenen Jahrzehnte eingezogen wurden, um neue Büros für den nach und nach gewachsenen Verwaltungsapparat zu schaffen. Nun, da die Rathausmauern komplett freigelegt wurden, seien alte, längst vergessene Schätze wieder zum Vorschein gekommen, sagt Krenn.
Mittelalterliche Balkendecken, Stuckdecken, Wandgemälde, Bordüren aus früheren Jahrhunderten, all dies haben die Rückbau- und Freilegungsarbeiten wieder zugänglich gemacht. "Diese fantastische Raumstruktur, das Barocke, das Mittelalterliche, das Repräsentative, all das ist erst jetzt wieder spürbar", sagt Krenn, die mit ihrer Prognose noch weiter geht als OB Pannermayr: "Ich glaube, dass man dem Gebäude sogar wieder mehr Würde geben kann", als es unmittelbar vor dem Brand hatte.
Trotzdem bedauert die Archivarin natürlich, dass manches wohl nicht wiederhergestellt werden kann: die großen Wandgemälde, vor allem aber die bunten Fenster im zerstörten Rathaussaal, die sogenannten Wappenscheiben. "Die waren ja so toll", sagt Dorit-Maria Krenn, "das ist der größte Verlust."
Beim Wiederaufbau wird es also darum gehen, möglichst viel historische Substanz zu erhalten, und "das Wiederentdeckte sichtbar zu machen", das jedenfalls hofft die Stadtarchivarin. Wie viel das neue Straubinger Rathaus am Ende kosten wird, ist derzeit noch völlig unklar. Von 15 bis 20 Millionen Euro war bislang die Rede, aber das ist eine sehr unsichere Schätzung. Den Großteil der Kosten für den Neuaufbau wird wohl die Versicherung zahlen, "das hat sie schon signalisiert", sagt ein Stadtsprecher, auch der Freistaat hat finanzielle Hilfe zugesagt.
http://www.sueddeutsche.de/bayern/nach-brand-wie-das-straubinger-rathaus-aufgebaut-wird-1.3519075
Siehe auch SZ vom 27. November 2016
2. Merkur 23.5.2017
https://www.merkur.de/bayern/rathaus-in-straubing-bis-2021-wiederaufgebaut-8343532.html
3. Donaukurier 4.8.2017
4. Straubinger Tagblatt 14.9.2017
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Bemerkung des Denkmalnetzes Bayern
Das Denkmalnetz Bayern betrauert den Brand und die eingetretenen Schäden in diesem wichtigen und unverzichtbaren bayerischen Denkmal. Im Interesse aller Denkmäler (und nicht nur dieser) ist zu wünschen, dass weitere Erkenntnisse über die Brandursache gefunden werden und entsprechende Ergebnisse zum Brandschutz überall durchgesetzt werden. Trotz der angelaufenen Sicherungsarbeiten ist das Baudenkmal heute keineswegs gerettet. Es bleibt abzuwarten, ob und wie es gelingt die Reparatur- und Rekonstruktionsarbeiten denkmalverträglich umzusetzen.
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Dieter Martin
Datum: 21.10.2017
Weitere Informationen: Hinweis auf Fotos im Denkmalatlas und in den genannten Medien.
Gefährdung
Das Straubinger Rathaus gehört zu den markantesten Baudenkmälern Niederbayerns. Es wurde am 25. November 2016 in wesentlichen Teilen durch einen Brand zerstört. Die Flammen schlugen bis zu 15 Meter hoch aus dem Dachstuhl. Vor allem der historische Rathaussaal wurde ein Opfer der Flammen. Verletzte gab es nicht. Die Schadenshöhe wird auf eine zweistellige Millionensumme geschätzt. Trotz umfangreicher Ermittlungen könne aufgrund des hohen Zerstörungsgrades keine Aussage zur Brandursache getroffen werden, teilte die Polizei mit.
Der Ministerpräsident hatte nach einem Besuch des Brandortes eine kräftige finanzielle Hilfe zugesagt. Eine konkrete Summe hatte er zwar nicht genannt. "Es wird aber kein Trostpflaster sein. Es wird sicher in den Millionenbereich gehen". Nach Angaben der Stadt ist auch noch nicht abschließend geklärt, in welchem Umfang sich die Versicherung an der Regulierung des Schadens beteiligen wird.
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