Oberpfalz, Regensburg Kongresszentrum RKK
Weltkulturerbe Regensburg gefährdet durch Pläne für das RKK
Regensburg ist als Weltkulturerbe in die Welterbeliste der UNESCO eingetragen und steht damit unter dem Schutz der internationalen Konvention für das Kultur- und Naturerbe der Menschheit.
Weitere Informationen unter
http://www.unesco.de/kultur/welterbe/welterbestaetten/welterbe-deutschland/regensburg.html
Regensburg ist auch vielfältig in der bayerischen Denkmalliste präsent:
Im Bereich des vorgesehenen Standorts befinden sich viele Einzeldenkmäler, auf deren Nennung im Detail hier verzichtet werden muss.
Herauszuheben sind u.a.
- die Fürst-Anselm-Allee, Nr. D-3-62-000-451,
- die Kirche als wesentlicher städtebaulicher Bezugspunkt,
- das Schlosspark und Schloss, Nr. D-3-62-000-351,
- der Hauptbahnhof, Nr. D-3-62-000-207.
- das Parkhotel Maximilian, Nr. D-3-62-000-785,
- die Reste der Stadtmauern,
- zahlreiche Bodendenkmäler; Übersicht im Denkmalatlas, u.a. Nr. D-3-6938-1009.
Ensemble Altstadt Regensburg mit Stadtamhof; Nr. E-3-62-000-1
Textauszug: Als mittelalterliche Großstadt besitzt Regensburg europäischen Rang. Das Stadtbild hat den Zweiten Weltkrieg nahezu unversehrt überstanden und weist einen außergewöhnlich reichen Bestand an romanischer und gotischer Architektur auf. Sowohl durch die historische Dichte als auch durch das monumentale Erscheinungsbild lässt sich das gesamte Altstadtgebilde beidseits der Steinernen Brücke als Ensemble erkennen und als mittelalterliche Stadtgestalt erleben
Quelle: Denkmalatlas
………………
Zum Stand der Planungen
Nach Einschätzung der Stadt Regensburg ist es eine Jahrhundertaufgabe für die gesamte Stadt: Im Bereich des Ernst-Reuter-Platzes und des Hauptbahnhofs sollen ein neuer, leistungs- und zukunftsfähiger zentraler Omnibusbahnhof (ZOB), eine Trasse für ein höherwertiges ÖPNV-System der Zukunft und das Regensburger Kultur- und Kongresszentrum (RKK) entstehen.
Die wichtigsten Punkte aus der Beschlussvorlage (Stand 17.11.2016):
Die Umweltprüfung zum Bebauungsplan für das RKK hat ergeben, dass die Entwicklung eines ZOB am Hauptbahnhof, einer ÖPNV-Trasse mit ZOB-Brücke und der Bau eines RKK, auf der Grundlage der vorliegenden Planungen, umfangreiche Baumverluste zur Folge hätten. Es wurde deutlich, dass Eingriffe in den Baumbestand nicht zu vermeiden sind (Planungskonflikt).
Da ein ZOB, eine ÖPNV-Trasse mit ZOB-Brücke und ein RKK von außerordentlicher Bedeutung für die Stadt und Region sind, und nicht zuletzt die wirtschaftliche Entwicklung und das Wachstum Regensburgs an die Umsetzung dieser Projekte geknüpft sind, hält die Stadt weiterhin an ihren Zielen fest. Bevor die Politik aber die Realisierung der genannten Projekte und die damit verbundenen Maßnahmen in Auftrag gibt, sollen aufgrund des aufgezeigten Planungskonfliktes zunächst nochmals alternative Lösungsansätze erarbeitet werden. Hierzu wird ein Planungsverfahren entwickelt und externe Büros beauftragt.
Der Planungsumgriff wird u.a. um die Flächen nördlich der Friedenstraße/westlich der Paracelsusstraße erweitert, um zu überprüfen, ob eine Verlagerung von Funktionen (z.B. dem Fernbusbahnhof) zu einer Entlastung des Areals im Umfeld des Bahnhofs und damit zur Verringerung von Eingriffen beitragen kann.
Da sich bisher nicht alle Flächen im Eigentum der Stadt befinden, sollen die externen Planungsbüros verschiedene Planungsstufen entwickeln. Es werden Lösungsansätze erarbeitet, welche allein auf den städtischen Flächen realisierbar sind und darüber hinaus soll aufzeigt werden, welchen Nutzen der Einbezug weiterer Flächen bringt. Auch wird die Möglichkeit bestehen, andere grundsätzliche und umfassende Lösungsansätze anzudenken, wie beispielsweise die Entwicklung einer zentralen Mobilitätsdrehscheibe als Überdeckelung der Bahnanlagen.
Wesentliches Ziel des Planungsverfahrens ist es, durch neue konzeptionelle Lösungsansätze Eingriffen in den Baumbestand so gering wie möglich zu halten.
Um einen möglichst hohen Konsens über die Planungen zu erreichen, werden die Bürgerinnen und Bürger in den Planungsprozess einbezogen. Es können im Rahmen von Workshops und weiteren Beteiligungsformaten die unterschiedlichen Interessen eingebracht werden.
Ende 2017 ist ein Bürgervotum geplant, welches es der Regensburger Stadtgesellschaft ermöglicht, über die Planungen abzustimmen. Im Vorfeld dieser Befragung wird die Öffentlichkeit über die Ergebnisse und das weiter geplante Vorgehen umfassend informiert.
Quelle: Mitteilungen der Stadt u.a. vom 30.01.2017 unter
………….
Zu den denkmalpflegerischen Belangen schreibt die Stadt:
Denkmalpflegerische Bewertung
Belange der archäologischen Denkmalpflege
Der potenzielle Standort birgt den Verdacht auf vielgestaltige Bodendenkmäler, die in den noch ungestörten Bereichen des Areals (hauptsächlich an dessen Westflanke) liegen könnten:
- Reste des mittelalterlichen Klosters Weih St. Peter
- Kulturschichten der Zivilsiedlung des römischen Legionslagers
- Bestattungen des mittelalterlichen jüdischen Friedhofes
- Belange der Baudenkmalpflege
Der Standort befindet sich im Bereich des Grüngürtels, der ab 1779 landseitig um die Regensburger Altstadt angelegt wurde. Während der östliche Teil des beplanten Areals durch die derzeit bestehenden Gebäude Ernst-Reuter-Platz 2 und D.-Martin-Luther-Straße 18 bereits eine empfindliche Störung des grünen Alleenbandes darstellt, ist der westliche Teil des Areals noch durch historischen Baumbestand geprägt. Dieser ist als Teil der Fürst-Anselm-Allee in die Denkmalliste der Stadt Regensburg eingetragen und damit auch Teil des denkmalgeschützten Ensembles „Altstadt Regensburg mit Stadtamhof“, das 2006 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen wurde. Vor diesem Hintergrund erscheint, ganz abgesehen von naturschutzrechtlichen Erwägungen, eine weitere Reduzierung des Grünbestandes im fraglichen Areal problematisch - zumal gerade der noch weitestgehend intakte Alleengürtel ein wesentlicher Garant für die Ablesbarkeit des spätmittelalterlichen Regensburger Stadtensembles ist.
Fazit der Stadt: Angesichts der archäologischen Unwägbarkeiten des Areals müsste eine vertiefende Untersuchung (Sondagen) durchgeführt werden. In Anbetracht der Denkmaleigenschaft des darauf vorhandenen Baumbestandes ist bei einer weiteren Beplanung der bislang ungestörten Flächen eine äußerst sorgfältige Abwägung im Hinblick auf die denkmalpflegerischen Belange erforderlich.
Auf die Frage: Wird die UNESCO über die weiteren Planungen informiert? antwortet die Stadt: „Ja, die Stadtverwaltung hält eine enge Abstimmung mit der UNESCO bzw. mit ICOMOS bei allen Planungsüberlegungen für dringend erforderlich.“ Ergebnisse werden noch nicht referiert (Stand 29.9.2017).
Quelle:
…………….
Berichte der Mittelbayerischen Zeitung:
Die MZ hat in einem reich bebilderten MZ-Spezial über das Regensburger Kultur- und Kongresszentrum ausführlich berichtet:
Vor 32 Jahren gab die Stadt Regensburg eine Marktanalyse für eine Stadthalle in Auftrag. Bis heute wurde das Vorhaben noch nicht umgesetzt.
Hier finden Sie die Berichte über aktuelle Entwicklungen sowie einen Rückblick in unserer Chronologie.
http://www.mittelbayerische.de/region/regensburg/rkk/
……………………
Berichte des Wochenblatts:
Auszug aus einem Interview mit Heimatpfleger Dr. W. Chrobak, Vorsitzender des Orts-Kuratoriums der Deutschen Stiftung Denkmalschutz:
Frage: Ein Dauerbrenner ist derzeit die Umgestaltung des Ernst-Reuter-Platzes und des Bahnhofs im Hinblick auf eine Stadthalle. Was denken Sie darüber?
Chrobak: Ich bin da radikal. Ich wäre dafür, das schreckliche Studentenwohnheim zu beseitigen, dann aber keine Stadthalle zu bauen, für die – nach dem Tagungszentrum Alter Schlachthof – wohl der Bedarf fehlt. Stattdessen würde ich den historisch gewachsenen Grüngürtel an dieser Stelle wieder herstellen! Und auch bei der Verlagerung des Busbahnhofes hätte man ganz andere Lösungen finden können. Es war ein Fehler, das Vorkaufsrecht bei der früheren Post am Bahnhof nicht zu nutzen, hier hätte man den Busverkehr abwickeln können.
Frage: Und wenn niemand in Sachen RKK auf Sie hört?
Chrobak: Dann müsste es zumindest eine Architektur sein, wegen der Menschen nach Regensburg kommen!
Quelle: Wochenblatt vom 4.7.2017
……………………..
Anmerkungen Denkmalnetz:
1. Aus den Angaben der Stadt ist nicht ersichtlich, ob neben den Bäumen auch die zahlreichen Denkmäler innerhalb und in der Umgebung des Plangebiets in die Umweltprüfung einbezogen worden sind (Weltkulturerbe, Ensemble, nahegelegene Denkmäler (z.B. Allee, Kirche, Schloss, Stadtmauer, Parkhotel, Bodendenkmäler).
2. Aus der o.g. Zusammenstellung zum Standort ist zu ersehen, dass die Denkmäler entgegen den Vorgaben des Baugesetzbuches nicht in die Umweltprüfung einbezogen wurden. Die Stadt muss Rechtsfehler auf dieser Planungsstufe vermeiden.
3. Das Denkmalnetz wird den Fortgang der Planungen aufmerksam beobachten.
Weitere Informationen: Eine Vielzahl von Photographien und sonstiges Material finden sich in den genannten Medien, auf der Website der Stadt und im Denkmalatlas.
Gefährdung
Die Stadt Regensburg betreibt nach einer mehrjährigen Pause im Bereich des Ernst-Reuter-Platzes und des Hauptbahnhofs die Planungen für einen neuen zentralen Omnibusbahnhof (ZOB), eine Trasse für ein „höherwertiges ÖPNV-System der Zukunft“ und das Regensburger Kultur- und Kongresszentrum (RKK). Denkmalpfleger haben Zweifel, ob dabei die Belange der hier dicht gedrängten Denkmäler, des Ensembles und des Weltkulturerbes ausreichend berücksichtigt werden können.
Eine Bürgerbefragung hat ergeben, dass 67 Prozent der Bürger für den Bau des Regensburger Kultur- und Kongresszentrums sind.
Wir brauchen Ihr Einverständnis
Dieser Inhalt wird von Dieser Inhalt wird von OpenStreetMap (OSMF) mit Leaflet bereit gestellt.
Weitere DetailsWeitere Informationen