gefährdet

Olympiagelände München
Lerchenauer Straße
80809 München

Eingestellt von: Dieter Martin
Eingestellt am: 06.10.2018
Geändert am: 09.10.2018

Bayerische Denkmalliste: eingetragen
Denkmal-Typ: Ensemblebestandteil

Olympiagelände München

Olympiagelände ständig unter Veränderungsdruck

Denkmalatlas

E-1-62-000-70. Olympiapark. Ensembletext:

Das Ensemble Olympiapark umfasst die in dem künstlich gestalteten Landschaftspark zur Ausrichtung der XX. Olympischen Spiele der Neuzeit 1972 angelegten Sportstätten mit den sportlichen und funktionalen Nebeneinrichtungen, dem Olympiaturm, den Verkehrsanlagen sowie dem Olympischen Dorf.
Der Olympiapark befindet sich auf der ausgedehnten Ebene des Oberwiesenfelds im Nordwesten Münchens. Die Fläche war seit dem späten 18. Jahrhundert Exerziergelände und von 1929 bis zur Eröffnung des Flughafens Riem 1939 der erste Münchner Verkehrsflughafen. Nach der Zerstörung Münchens im Zweiten Weltkrieg wurde das Areal für den Räumungsschutt genutzt. Südlich des durch den Park verlaufenden Nymphenburg-Biedersteiner Kanal entstand bis 1958, neben den Endkippen in Neuhofen und im Luitpoldpark, der dritte und umfangreichste Schuttberg. Das 1965 als Erholungszone ausgewiesene Gebiet war inzwischen nur mit vereinzelten, öffentlichen Gebäuden – mit der Eissporthalle und dem Fernmeldehochturm der Bundespost – bebaut. In Planung waren zu diesem Zeitpunkt Teilflächen für eine Hochschulsportanlage, für eine Studentenwohnanlage und für den noch fehlenden nordwestlichen Abschnitt des im Entstehen begriffenen Mittleren Rings zu nutzen. Diese Pläne wurden, als München 1966 den Zuschlag als Austragungsort für die XX. Olympischen Spiele bekam, in das Gesamtkonzept integriert. Für die Gestaltung der olympischen Sportstätten schrieb man 1967 ein Architektenwettbewerb aus, den das Büro Behnisch und Partner gewann.

In der Gesamtgliederung des bis 1972 fertiggestellten Olympiaparks sind zwei Großkomplexe deutlich voneinander zu unterschieden, die durch das breite, ost-westlich verlaufende, das Gelände halbierende Verkehrsband des Mittleren Rings räumlich scharf getrennt werden. Im Süden bilden die Hauptsportstätten (Stadion, Sporthalle, Schwimmhalle) das Herzstück der Anlage und im Norden befindet sich das Olympische Dorf. Diesen Großkomplexen sind Nebeneinrichtungen beigegeben, die Werner-von-Linde Halle und das Radstadion in der südwestlichen Ecke des Geländes und die Hochschulsportanlage westlich des Olympischen Dorfs. Hinzu kommen noch eine Reihe ebenerdiger Anlagen, wie die verschiedenen Spiel-, Sport- und Trainingsplätze sowie der Parkplatz an der Westseite des Stadions.

Das von Günther Behnisch für die Hauptsportstätten entwickelte, übergeordnete Gestaltungskonzept geht von der künstlichen Landschaftsform des Schuttbergs aus, welcher das Gelände im Süden weitgehend gegen die Stadt abschirmt. Seine zufällige Haldenform wird zum Leitbild für die Anlage. Der sog. Olympiaberg erfährt in variierender Wiederholung eine nach Norden abnehmende Staffelung. An dessen nördlichen Abhang wurde der Kanal zu einem kurvenreichen, die Bergfußlinie aufnehmenden See aufgestaut. In dessen größten Halbkreisform Bauchung liegt ein kleines Freilufttheater mit Seebühne. Jenseits des Sees ist eine weitere künstliche Aufschüttung geschaffen worden, an welche sich die großen Sportkampfstätten anlehnen. Stadion, Sport- und Schwimmhalle sind wiederum durch ein zusammenhängendes Zeltdach miteinander verknüpft, dessen bewegte Gestalt an die naturhaften Haufenformen der benachbarten Landschaft erinnert. Das charakteristische Zeltdach geht auf den Entwurf Frei Ottos und auf den statischen Berechnungen von Fritz Leonhardt und Wolfhard Andrä zurück. Auf mächtigen Pylonen gestützt, hält die vorgespannte Seilnetzkonstruktion eine Dachhaut aus durchsichtigen Acrylplatten. Das „Dach ohne Schatten“ beschirmt in regelmäßigen Schwüngen alle drei Sportstätten, überdeckt das gesamte Oval der Sporthalle, schafft eine Torsituation zwischen Sport- und Schwimmhalle und endet auf der Hans-Braun-Brücke in einem einzelnen Pylon.
Ein hoher Stellenwert innerhalb der Gesamtkomposition des Olympiaparks kommt der gärtnerischen Gestaltung zu, die in Händen von Günther Grzimek lag. Ähnlich durchdacht, wie die künstlich geschaffenen Landschaftsformen des Olympiaparks sind seine Wegesysteme, seine Ruheplätze, seine Ausstattung mit Kleinarchitekturen und Sitzbänken. Dem entspricht auch eine ebenso kunstvoll eingesetzte Vegetation, bei der etwa Leitbäume die einzelnen Bereiche prägen. So ist der Schuttberg mit Bergkiefern besetzt worden, die Wege sind durch Linden markiert, entlang den Wasserläufen wachsen Silberweiden und dem Parkplatzbereich sind Spitzahornbäume zugeordnet. An herausgehobenen Stellen des Parks sind Plastiken aufgestellt.
Neben den zentralen Sportbauten sind ebenso die Nebeneinrichtungen im Süden des Olympiaparks zu erwähnen. Sie nehmen gegenüber den Hauptstätten zwar eine bewusst zurückhaltende Gestaltung ein, sind aber dennoch für sich gesehen wichtige Bestandteile des Ensembles und für den Ablauf der Spiele 1972 unverzichtbar. Das Eissportstadion entstand 1966/67 nach dem Entwurf von Rolf Schütze. Zu den Olympischen Spielen konnte es als Boxhalle genutzt werden, da Schütze an eine mögliche Mehrzweckfunktion gedacht hatte. Neben dem Olympiastadion befindet sich die sog. Werner-von-Linde-Halle, die ehemalige Aufwärmhalle für die Athleten. Sie ist zu diesem Zweck unmittelbar mit dem Stadion durch einen unterirdischen Tunnel verbunden. Das Radsportstadion nach Entwurf Herbert Schürmann u. a. nimmt sich ebenfalls zurück. Es ragt nicht in die Höhe, sondern ist in die Landschaft eingebettet. In unmittelbarer Nähe, an der westlichen Stadiontribüne, befindet sich die sog. Parkharfe. Auch deren sichelförmiger Grundriss gehört zum bewussten Gestaltungskonzept des Parks. Die einzelnen Parkbereiche sind mit Hecken und Spitzahornbäumen eingeteilt. Ebenso gestalterisch bedeutsam ist das Kreuzungsbauwerk der Landshuter Allee mit dem Georg-Brauchle-Ring. Der rechtwinklige Sprung des Mittleren Rings von einer Straße auf die andere wird hier mittels weit geschwungener Überführungen bewerkstelligt, die in ihrem Verlauf auf die Kurvung der westlichen Stadiontribüne antworten. Die Bedeutung des Kreuzungsbauwerks ist auch durch die Art seiner Beleuchtung hervorgehoben: mit Hilfe der Beleuchtungskörper, hoher Masten, die bis zu ihrer Spitze mit Strahlern bestückt sind, kommt es zu einer Art Licht-"Inszenierung". Zur weiteren verkehrstechnischen Erschließung dienen drei durch radial geführte Fußwege mit den Hauptsportstätten verbundene Haltepunkte des öffentlichen Nahverkehrs: der U-Bahnhof der Olympialinie an der Lerchenauer Straße im Osten, der aus einem bereits bestehenden Industriegleis gewonnene S-Bahnhof im Westen und schließlich die Straßenbahnschleife an der Schwere-Reiter-Straße im Süden. Über allem thront hier in der Südhälfte des Olympiaparks der Fernsehturm. Ehemals von der Deutschen Bundespost zur besseren Sendeleistung des Fernmeldenetzes errichtet, entwickelte sich der Turm zum Wahrzeichen. Der von Sebastian Rosenthal zwischen 1965-67 gebaute Turm ist von überall aus sichtbar und eröffnet von seiner Plattform aus einen freien Blick über den Park, somit auch über den Ring in die Nordhälfte.
Den Norden erschließen, genauso wie den Süden, auf Dämme geführte Wege, wobei drei Brücken über die trennende Schneise des Mittleren Rings hinwegführen. Die Hauptlinien der Dammwege bündeln sich auf der breit angelegten Hanns-Braun-Brücke. Der in gerader Fortsetzung der Brücke nach Norden ausgerichtete Zweig dieses Wegenetzes spaltet den nördlichen Teil des Olympia-Geländes in zwei Hälften, deren östliche das Olympische Dorf von Werner Wirsing, Günther Eckert, Erwin Heinle und Robert Wischer einnimmt. Die Gestalt des Olympischen Dorfs beruht auf dem Zusammenwirken verschiedener Konzepte. Die Trabantenstadt mit eigenem Zentrum ist hier antikonzentrisch in der Form eines Dreistrahls verwirklicht. Ihr Aufbau basiert auf der konsequenten vertikalen Trennung von Auto- und Fußgängerverkehr und ist vom Gedanken der Terrassenanlage bestimmt. Ihre Struktur lebt von der Verbindung groß dimensionierter Wohnblöcke mit kleineren Einheiten und kleinsten Reihenhauszeilen und der Durchsetzung des Gebauten mit ausgedehnten Grünzonen. Das Zentrum des Olympischen Dorfs ist durch eine Reihe von Hochhauszeilen markiert, die parallel zur Lerchenauer Straße stehen. Diese Hochhäuser bilden die zentrale Ladenstraße entlang des Helene-Mayer-Rings aus. Die Straßbergerstraße, Nadistraße und Connollystraße erschließen von hier aus als Verkehrswege das Wohngebiet. Die entlang dieser Straßen entwickelten Wohnarme strahlen in Form dreier hoher, in ihrem Verlauf mehrfach gebrochener Gebäudeäste nach Westen aus. Die nach Süden ausgerichteten Terrassenbauten umgreifen breite, muldenartige Höfe von parkartigem Charakter. Ihnen sind, ebenfalls terrassenförmig zu den Parkhöfen hin, kleinere Zeilen von Reihenhäusern vorgelagert. Der Anlage ist südlich das seinerzeitige Olympische Dorf der Frauen vorgelagert. Die niedrig gehaltene Kleinsthaussiedlung in Reihenanordnung wird jetzt als Studentendorf genutzt. Die Gebäudegruppen des Olympischen Dorfs sind in ihrer Formgebung gänzlich von ihrer Bauweise in Beton-Fertigteilen abhängig. In bewusstem Kontrast zu diesem betonsichtigen Baukastenprinzip sind die Fußgängerwege mit mehrfarbigen Ziegelsteinen ausgelegt. Mitentscheidend für das charakteristische Erscheinungsbild des Dorfes ist zudem die intensive Bepflanzung der Terrassen. Die damit ermöglichte Fassadenbegrünung ergänzt die unmittelbar angrenzenden, parkartigen Höfe und den sich nach Westen anschließenden Landschaftspark mit Kleinarenen, künstlichen Wasserläufen und Rundplätzen. Auf diese Weise wird die begrünte Architekturlandschaft mit der Parklandschaft verzahnt. Wie der gesamte Olympiapark – mit Beschriftungen, Wegweisern, Logos und Piktogrammen in codierter Farbigkeit – unterliegt auch das Dorf einem durchdachten Orientierungssystem. Das Wegeleitsystem des Designers Otl Aicher ist durch Farben und Symbole (Kreis, Quadrat, Dreieck) gekennzeichnet, wobei sich die Farbigkeit (gelb in der Straßberger-, grün in der Nadi- und blau in der Connollystraße) sowohl an den Decken und Seitenwänden des Fahrgeschosses als auch in den Fußgängerebenen und Wohnbereichen wiederfindet. Innerhalb der Straßenzüge wirkt es durch aufgeständerte, farbige Rohrbahnen, die sog. „Media Linien“ von Hans Hollein, sogar raumbestimmend. Diese spielerisch-dekorativ eingesetzten Elemente schaffen eine eigene Kommunikationsebene und erleichtern generell die Orientierung im Olympischen Dorf.
Gegenüber im Westen befindet sich die Zentrale Hochschulsportanlage. Sie wurde 1972 als Volleyball- und Gymnastikhalle mit Rundfunk- und Fernsehzentrum genutzt. Der Anlage von Erwin Heinle und Robert Wischer liegt eine strenge Rasterstruktur zugrunde. Ihre dementsprechend kubisch wirkenden Bauten leben vom Kontrast zwischen den rostbraunen Teilen des Stahlgerüsts und den hellen Ausfachungen. Über dem zentralen Atriumhof schwebt an einem Stahlrahmen der sog. Lichtsatellit von Otto Piene, ein Glaskörper in Form eines geschliffenen Diamanten. Um die Gebäudegruppe liegen ausgedehnte Sportkampf- und Spielbahnen.

Der Olympiapark hat nachträgliche Eingriffe erfahren. Das vormalige Olympische Dorf der Frauen ist mit Ausnahme von 12 Bungalows vollständig abgebrochen und durch Neubauten ersetzt. Weitgehend hat man zudem die Hochschulsportanlage abgebrochen. Mit der BMW-Welt, dem Sea Life Centre, der sog. Kleinen Olympiahalle und dem BFTS-Bau wurden – teils aufgrund ihrer Größe störende – Neubauten in die Gesamtanlage eingefügt. Ein Erinnerungsort für das Olympia-Attentat entstand südlich des Frauendorfs. Doch trotz der erwähnten Eingriffe hat der Olympiapark nichts an seiner herausragenden Bedeutung als gebautes Zeugnis für die noch junge Bundesrepublik Deutschland vor 1972 verloren. Er war das wichtigste Großbauprojekt der Bundesrepublik in der Zeit um 1970 und genießt in dieser Hinsicht und in der beschriebenen besonderen Gestaltungsweise internationale Bedeutung und Beachtung.

Als Einzeldenkmäler sind eingetragen:

D-1-62-000-7891: Olympiastadion

D-1-62-000-7892: Sportstadion Olympiahalle

D-1-62-000-7893: Schwimmhalle

Nicht in die Denkmalliste eingetragen sind u.a. der Fernsehturm und der Schuttberg, obwohl ihnen unzweifelhaft die Eigenschaft als Baudenkmäler zukommt.

Zahlreiche Fotos bei Wikipedia.

Gefährdung

Gefährdung

1. Denkmaleigenschaften verkannt:

Die Gefährdung der Gesamtanlage ergibt sich bereits in der Vorstufe aller Erhaltungs- und Änderungsbemühungen aus den unzureichenden Eintragungen in die Denkmalliste und entsprechenden Fehlbeurteilungen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und der Stadt München. Zutreffend sind allein die Eintragungen von Olympiastadion, Olympiahalle und Schwimmhalle als Einzeldenkmäler. Bemerkenswert ist das Fehlen insbesondere von Fernsehturm und Schuttberg, denen jeweils die Qualität als Einzeldenkmal zukommt.

Die Bewertung der Gesamtanlage als Ensemble entspricht nicht den Voraussetzungen des Denkmalschutzgesetzes. Die Gesamtanlage ist vielmehr ein großflächiges Einzeldenkmal. Die Fehleinschätzung des Landesamtes hat insbesondere Folgerungen in den Erlaubnisverfahren nach dem Denkmalschutzgesetz, denn Art. 6 nennt unterschiedliche Voraussetzungen der Genehmigungsfähigkeit für Einzeldenkmäler und Ensembles. Zudem werden den Eigentümern insbesondere der Wohnungen weitgehende Steuervorteile nach dem Einkommensteuergesetz vorenthalten.

Rechtsfragen:

Zu den Ensembles (Art. 1 Abs. 3 BayDSchG) können z.B. gehören Siedlungseinheiten und deren Teile wie Stadtteile, -viertel, Siedlungen, Gehöftgruppen, Straßenzüge, aber nur soweit sie nicht einheitliche Baudenkmäler sind (wie z.B. Olympiaanlagen in München).

Die Abgrenzung von Einzeldenkmal und Mehrheit von Sachen bzw. Denkmälern ist in jedem Einzelfall nötig, weil eine Fehlbeurteilung eines Einzeldenkmals als Ensemble für den Eigentümer gravierende Folgen im Erlaubnisverfahren und insbesondere bei der Einkommensteuer haben und Rechtsstreitigkeiten eröffnen kann (Martin zu OVG LSA v. 14. 4. 2004, EzD 2.2.2 Nr. 19; VG Dessau v. 18. 9. 2002, EzD 2.2.2 Nr. 18). Die Fehlbeurteilung seitens des Landesamtes für Denkmalpflege kann im Einzelfall sogar einen Amtshaftungsanspruch auslösen. Zu beachten ist auch, dass nach der (verfehlten) ausdrücklichen Festlegung in Art. 6 Abs. 1 Satz 3 bei Ensembles vorrangig nur das äußere Erscheinungsbild geschützt sein soll, während Denkmäler im Übrigen in ihrer gesamten Substanz geschützt sind.

Ein Ensemble kann nach der Neufassung des Art. 1 Abs. 3 BayDSchG nur eine Gruppe von baulichen Anlagen sein, zu denen auch Einzeldenkmäler gehören können aber nicht müssen, und der als Mehrheit von Sachen trotz Fehlens einer klaren Aussage im Gesetz eigenständige Denkmaleigenschaft zukommt. Ein Einzeldenkmal ist demgegenüber eine denkmalrechtliche Einheit, die auch aus mehreren Teilen bestehen kann. Auch großflächige Anlagen können Einzeldenkmal sein, z. B. neu angelegte Stadtteile, Siedlungen, Flugplätze, Militäranlagen, Produktionsstätten, Schlossanlagen, in Brandenburg das KdF-Seebad Prora und die 25 qkm große sog. Denkmallandschaft Peenemünde sowie das Olympiagelände München mit all seinen Bestandteilen. Auch ein aus vielen Gebäuden, Teilen, Freiflächen usw. bestehendes Einzeldenkmal ist ausschließlich als Einzeldenkmal in die Denkmalliste einzutragen; eine Behandlung als Ensemble ist rechtlich ausgeschlossen. Das bestätigt im Grundsatz OVG RP v. 6.11.1985, DRD 2.5.3 RP. In Zweifelsfällen ist jeweils eine eindeutige Zuordnung nötig, auch wenn dies bei einheitlich gebauten Siedlungen oft nicht einfach sein mag. Auch die Eintragungen von großflächigen Anlagen als Ensembles in der bayerischen Denkmalliste müssen hinterfragt werden (z.B. Münchner Olympiaanlagen).

Literatur: Martin, Bayerisches Denkmalschutzgesetz, 2018, Erläuterungen zu Art. 1 Abs.3.

 

2. Änderungen der Gesamtanlage

Die Gesamtanlage und ihre Bestandteile wurden seit 1972 vielfach geändert.

Schwimmhalle: Ihr Dach wurde nach der Olympiade mit einer lichtundurchlässigen Decke versehen. Von August 2005 bis März 2006 wurde im Zuge einer umfangreichen Sanierung eine Wärmedämmung montiert, die wieder ein gewisses Maß an Tageslicht durchlässt.

Olympia-Eissportzentrum: Als einzige vorolympische Sportstätte wurde das Eisstadion am Oberwiesenfeld ab 1965 erbaut und 1967 eröffnet. 1972 wurde es auf 7000 Zuschauerplätze erweitert und später wieder zurückgebaut. 1983 wurde die Freieisfläche durch das Eislaufzelt ersetzt und schließlich 1991 das Zentrum um eine Trainingshalle ergänzt. 2010/11 teilte sich der Eissport die Halle mit dem Basketball, wobei erhbliche Umbauarbeiten für die andere Form der Nutzung notwendig waren. Dies führte zu einer Verkleinerung der Kapazität von über 6200 Zuschauer auf 3225 Zuschauer. Das Eislaufzelt ist seit der Saison 2004/05 geschlossen und wird zurzeit als SoccArena Olympiapark (Hallenfußball) vermarktet.

Werner-von-Linde-Halle: Sie diente während der Olympischen Spiele den Leichtathleten zum Aufwärmen. Nach den Olympischen Spielen wurde sie als Trainingshalle, für regionale Leichtathletik-Wettkämpfe und als Ausstellungs- und Kongresshalle genutzt. 2006 wurde die olympische Halle zu einer den derzeitigen Anforderungen entsprechenden Leichtathletik-Trainingshalle umgebaut.

Zwischen Parkharfe im Westen und dem Aufwärmplatz der Werner-von-Linde-Halle im Osten liegt die 14 Sandplätze umfassende Olympia-Tennisanlage, die allerdings erst Mitte der 1970er Jahre nachträglich für den Breitensport erbaut wurde.

Oympia-Radstadion: Es besaß eine 285,71 m lange Radrennbahn. Ende der neunziger Jahre erfolgte der Umbau zur Erlebniswelt Olympic Spirit, die nach nur wenigen Monaten wegen mangelnder Rentabilität wieder geschlossen wurde. Etwa zehn Jahre lang wurde das Olympia-Radstadion als Event-Arena für Veranstaltungen aller Art vermarktet. Im Jahr 2015 erfolgte der Abriss.

Änderungen des Stadions: Ursprünglich sollte die Konstruktion nach den Olympischen Spielen abgebaut werden. Das Echo der Weltpresse, die hier den Charakter der „leichten Spiele“ am besten widergespiegelt sah, verhinderte eine Demontage. Ende der 1990er Jahre wurde das Zeltdach generalsaniert. Seitdem ist der alte, lichtdurchlässige Eindruck wieder vorhanden.

Bis in die 1990er Jahre galt das Olympiastadion aufgrund seiner Kapazität und Ausstattung als Deutschlands bestes Stadion. Ab 1990 kam europaweit ein neues Leitbild moderner und komfortabler Stadien auf. Das neue Leitbild war auch davon geprägt, dass das Publikum möglichst nah am Spielfeld sitzen kann, was im Olympiastadion durch die Laufbahn am Spielfeldrand nicht gegeben ist. Neben der Laufbahn wurden die flach ansteigenden Ränge, durch die das Publikum noch weiter vom Spielfeldrand entfernt saß, und die Halbüberdachung bemängelt. Die Urheberrechte und damit auch die Gestaltungsrechte am Stadion besaß bis zu seinem Tod Günter Behnisch. Er weigerte sich, einer Stadionmodernisierung zuzustimmen. Trotz der Einnahmen verlor die Stadt durch die Instandhaltung der Olympiaanlagen in den letzten Jahren etwa zehn Millionen Euro jährlich. Mitte der 1990er gab es Überlegungen, das Zeltdach abzubauen und im Berliner Olympiastadion wiederzuerrichten. Nach anfänglichem Widerstand des Architekten kam es im Herbst 1998 zu Kompromissvorschlägen. Im Oktober 2000 einigte man sich endgültig auf ein von Behnisch ausgearbeitetes Konsensmodell.

Seit dem Umzug der Münchner Profifußballvereine wird das Olympiastadion hauptsächlich für Open-Air-Konzerte oder große Public-Viewing-Events genutzt. 2007 wurde das Olympiastadion temporär für den Motorsport umgebaut, die Oberfläche mit Kies und Teer überzogen. 2012 wurde schließlich die gesamte Oberfläche für den Motorsport asphatiert [89] und mit Kunstrasen bedeckt. Ende 2009 stellten Techniker fest, dass der obere Betonrand der Haupttribüne marode und baufällig geworden war und ohne zeitnahe Sanierung Einsturzgefahr bestand. Gleichzeitig wurde die Fläche erneuert.

Am 20. Januar 2015 beschloss der Wirtschaftsausschuss der Landeshauptstadt München, das Olympiastadion für rund 76 Millionen Euro grundzusanieren. Alternative Lösungen, das Stadion statt der Komplettsanierung für 15 bis 25,5 Millionen Euro als Museum herzurichten und nur die nötigsten Sanierungsarbeiten durchzuführen beziehungsweise für kalkulierte 42 bis 52 Millionen Euro mit einer Teilsanierung zumindest noch für Open-Air-Konzerte bespielbar zu machen, wurden abgelehnt. Diese Lösung hätte bei Veranstaltungen zusätzliche Containerbauten und Zelte unter anderem zum Umkleiden erfordert, da die Sanierung der Innenräume unterblieben wäre. Mit den weitreichenden Sanierungs- und Umbauarbeiten am Olympiastadion soll die Arena auch für Veranstaltungen zur Verfügung stehen können, die bisher nicht möglich waren. Die Sanierung des Stadions soll ein Teil der Gesamtsanierung des Olympiageländes sein. Neben der Betriebstechnik und dem Brandschutz sind im Stadion umfassende kosmetische Reparaturen vorgesehen.

Ende 2016 entschied die Olympiapark München GmbH, das Stadion im Frühjahr 2017 wieder mit Naturrasen zu bedecken. Nachdem die DTM-Veranstaltungen sowie die 100-Jahr-Feier von BMW vorüber waren, war die Asphaltfläche aus denkmalschutzrechtlichen Gründen nicht länger vertretbar.

Carillon: Das 1972 errichtete Carillon war eines von fünf Carillons in Bayern. Es wurde 2007 abgebaut und eingelagert.

Olympisches Dorf: Es entstand zur Unterbringung der Sportler. Heute ist es mit über 6000 Bewohnern in etwa 3500 Wohneinheiten eines der beliebtesten Wohngebiete in München. Bereits in den 1970er-Jahren wurde die Architektur teils heftig kritisiert („Betonwüste“), später wurden vor allem auch Schwierigkeiten bei der Instandhaltung wahrgenommen. Nachdem das Olympische Dorf jedoch unter Ensembleschutz gestellt wurde, konnte seit etwa dem Jahr 2000 der Sanierungsstau in den Fußgängerbereichen aufgeholt werden; die terrassenförmige Anlage der Balkone ist mittlerweile gut eingewachsen, so dass der anfänglich nüchterne Eindruck nicht mehr vorherrschend ist. 2013 wurde die Sanierung des Olympia Towers fertiggestellt.

Die Bungalows im Süden werden heute als Studentenwohnheim genutzt. Auch beide Hochhäuser und einige der Terrassenbauten werden als Studentenwohnheim genutzt. Von 2007 bis 2010 wurden über einen Zeitraum von drei Jahren die Bungalows abschnittsweise abgerissen und im Einvernehmen mit den Denkmalbehörden neu errichtet, da eine energetische Sanierung der Sichtbetongebäude nicht sinnvoll erschien. Durch eine Reduzierung der Gebäudebreite stehen nun 1.052 Bungalows statt 800 zur Verfügung.

Zukunftsperspektiven: Dem Olympiagelände drohen auch weiterhin Eingriffe durch die Stadt (siehe z.B. die Bemühungen um die Neunutzung des ehemaligen Busbahnhofs. Auch die Veränderungen durch die privaten Eigentümer der Wohnungen und laufend notwendige Erhaltungsmaßnahmen an den Erschließungsanlagen müssen sorgsam auf ihre Denkmalverträglichkeit überwacht werden.

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Dieter Martin  dieter.j.martin@t-online.de

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