gefährdet

Paul-Heyse-Villa in München
Luisenstraße 22
80333 München

Eingestellt von: Ute Wegener
Eingestellt am: 20.06.2013
Geändert am: 02.05.2014

Bayerische Denkmalliste: eingetragen
Denkmalatlas / Aktennummer: D-1-62-000-4133
Denkmal-Typ: Einzeldenkmal

Paul-Heyse-Villa in München

Denkmal neben der Glyptothek von Abriss oder Eingriffen in die Gesamtanlage bedroht

Die Paul-Heyse-Villa steht für einen historisch wichtigen Kulturaustausch von Künstlern, die um die Jahrhundertwende München nachhaltig geprägt haben. In der denkmalgeschützten Villa wohnte der 'romantische' Schriftsteller und große Erzähler Paul Heyse (1830-1914), seit 1910 Ehrenbürger der Haupt- und Residenzstadt München und Nobelpreisträger für Literatur. Zu Heyses Zeiten traf sich hier die intellektuelle Gesellschaft Münchens. Es wurde diskutiert, geschrieben, musiziert und gemalt. Theodor Fontane, Thomas Mann, Adolph Menzel, Franz von Lenbach, um nur einige zu nennen, waren gern gesehene Gäste. Am 2. April 2014 wird der 100. Todestag Paul Heyses begangen.

Das Grundstück, auf dem die Villa steht, grenzt direkt an die Glyptothek und bildet somit eine architektonische und gesamtplanerische Einheit mit dem Gebäudeensemble am Königsplatz. Die Villa ist umgeben von einem idyllischen Garten mit altem Baumbestand und ist geschützt von einer alten Mauer ringsherum.

Zu Heyses Zeiten (1830/1914) erstreckte sich nördlich und westlich der Maximilians-Forst. Hier gab es damals noch wenig Privatbebauung und König Ludwig I. und seinem Baumeister Leo von Klenze war es sehr wichtig, dass sich die Bauten im Stil nach den unmittelbar benachbarten Königlichen Museen richteten, die von viel Grün umgeben waren. Auf dem Grundstück gab es bereits ein kleines, von Seybold etwa 1835 erbautes Haus. Als Heyse es erwarb, ließ er es von dem Architekten Gottfried von Neureuther 1872/74 villenartig im neoklassizistischen Stil mit einem großen Garten - im Einklang mit der Glyptothek - umgestalten. 1886 kam dann die Villa von Franz von Lenbach, Paul Heyses Freund, schräg gegenüber dazu.

Leider ging im 2. Weltkrieg in der Maxvorstadt viel originale Bausubstanz verloren. Nur wenige Gebäudeensembles erinnern heute noch an den ursprünglichen Charakter der Maxvorstadt. Die Paul-Heyse-Villa ist diesbezüglich eine Ausnahme. Denn nach den durch den 2. Weltkrieg verursachten Kriegsschäden wurde die Villa im gleichen Stil in etwas vereinfachter und an den Ursprungsbau von 1835 angenäherter Form wieder aufgebaut. So ist die Situierung der Villa mit Garten und altem Baubestand inzwischen einmalig in der Maxvorstadt und ein geschichtliches Dokument, das es zu erhalten gilt.

In das "Kunstareal Maxvorstadt" sollen neben Museen auch Bildungsstätten wie die Technische Universität, die Hochschule für Fernsehen und Film, die Hochschule für Musik und Theater usw. einbezogen werden. Die Paul-Heyse-Villa fügt sich hier sehr gut als Erinnerung an die literarische Glanzzeit Münchens ein und ist ein wichtiger Teil des Kunstareals.

Paul-Heyse-Villa in München - Fotos

Gefährdung

Der jetzige Eigentümer reichte mehrere Baupläne bei der Lokalbaukommission der Landeshauptstadt München ein, die ganz oder zum Teil den Abriss der Villa voraussetzten (AZ vom 10. Mai 2013). Der Eigentümer wollte den bestehenden Denkmalschutz aufheben lassen, um auf dem Grundstück ein mehrgeschossiges Wohn- und Geschäftsgebäude mit Tiefgarage zu errichten. Die Stadt, darauf bedacht, das bau- und kulturhistorisch wertvolle Anwesen - in unmittelbarer Nachbarschaft zur Glyptothek und zum gerade wiedereröffneten Lenbachhaus - zu erhalten, lehnte jedoch alle zur Genehmigung vorgelegten Bebauungsalternativen ab. Der Eigentümer klagte daraufhin vor dem Verwaltungsgericht München, woraufhin die Stadt diesen ablehnenden Vorbescheid zunächst zur Überarbeitung im Sinne der Ablehnung der Bebauung zurücknahm.

Nach Vorlage eines Gutachtens des renommierten Denkmalschutz-Experten Prof. Zimmermann, welches die Initiative 'Rettet die Paul Heyse Villa' initiiert hat, präzisierte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege am 27. Juni 2013 den Eintrag in die Denkmalliste wie folgt:

‚Wohnhaus, 1874-1914 Wohnsitz des Dichters Paul Heyse, villenartiger, zweigeschossiger Bau mit Dreiecksgiebeln über Seitenrisaliten mit klassizisiernder Fassadengliederung, erbaut wohl um 1835; 1873/74 von Gottfried von Neureuther erweitert und in Formen der Neurenaissance umgestaltet; nach Schäden im Zweiten Weltkrieg Inneres wiederhergestellt von Heinrich Weinzierl 1947/48; Fassadengestaltung von Walter von Breunig 1949; erdgeschossiger Ladenanbau von Michael Bosch 1950; mit Gartenmauer 1874, nach dem Zweiten Weltkrieg wieder hergestellt. FlstNr. 5453 (Gemarkung München, S.3). Das Wohnhaus in seiner Lage besitzt somit für die Geschichte des Städtebaus der Stadt München städtebauliche Bedeutung im Sinne des Art. 1 DSchG.‘

Die Bestätigung und Präzisierung des Denkmalschutzes ist ein erster Erfolg der Initiative. Am 18. September 2013 hat eine weitere Unterredung zwischen der Stadt und den Vertretern des Eigentümers stattgefunden. Wie die Presse berichtete, hat die Verwaltung einen Abriss sowie eine Blockrandbebauung auf dem nur 1.300 qm großen Grundstück erneut abgelehnt:

‚Nach dem ersten Gespräch zwischen Vertretern der Stadt und des Eigentümers der Paul-Heyse-Villa in der Luisenstraße 22 gibt es noch keine Entscheidungen über die Zukunft der geschichtsträchtigen Immobilie in der Maxvorstadt. Im Mittelpunkt habe ein Austausch über verschiedene Baumöglichkeiten auf dem Grundstück gestanden, berichtet Peter Dietlmaier. Er ist der Sprecher des Unternehmers Reinhard Zinkann, der das Anwesen in unmittelbarer Nähe des Königsplatzes vor einigen Jahren gekauft hat‘ (SZ vom 19. September 2013).

Auf abendzeitung-muenchen.de vom 19. September 2013 war zu lesen, dass der Sprecher von Miele-Geschäftsführer Dr. Reinhard Zinkann, dem das Anwesen gehört, nach dieser Unterredung mit der Stadt, gesagt hat: ‚Im Fokus stand ein erster Austausch über verschiedene Alternativen zur Nutzung der Liegenschaft Luisenstraße 22. Keine Alternative sieht den Abriss des Gebäudes vor.‘

Stadträte haben die Verwaltung darin bestärkt, bei ihrer Meinung zu bleiben, nämlich weder einem Abriss noch einer Blockrandbebauung zuzustimmen. Am 1. oder 2. Oktober 2013 ist ein weiteres Gespräch geplant. Jegliche Bebauung würde die städtebauliche Bedeutung des Paul-Heyse-Anwesen unwiederbringlich beschädigen.

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