St. Getreu in Bamberg
"Alarmstufe Dunkelrot" für die fränkische Wieskirche - Akute Einsturzgefahr
Die ehemalige Benediktinerpropstei St. Getreu, heute Teil des Klinikums, wurde 1123/24 gegründet. Die Kirche ist ein traufständiger viergliedriger, turmloser barocker Massivbau aus der Zeit um 1652. Die ehemalige Sakristei (mit Walmdach und Glockendachreiter mit Zwiebelhaube), heute Treppenhaus, schuf um 1733 Justus Heinrich Dientzenhofer. St. Getreu ist in der bayerischen Denkmalliste, im Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler und vor allem im Inventar des Landesamtes für Denkmalpflege behandelt. Eine besondere Würdigung erfährt die Ausstattung der Kirche durch T. Breuer („Vater des Weltkulturerbes“) im Dehio Franken: „Ein durch besondere Ikonographien, u. a. der Trinitätsverehrung, und Andachtsgegenstände höchst merkwürdiges Ensemble“ (Auszug aus Dehio Franken zum Download).
Im Fundamentalinventar Bamberg des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege ist die Anlage ausführlich auf über 130 reich bebilderten Seiten beschrieben (Band Oberfranken V – Stadt Bamberg – 3 Immunitäten der Bergstadt, 4. Viertelband: Michelsberg und Abtsberg, 2009 Bamberg und München, S. 474 ff.; mit Literaturangaben, Plänen, Ansichten, Photographien).
St. Getreu in Bamberg - Fotos
Gefährdung
Über den Bamberger Denkmälern scheinen zur Zeit keine guten Sterne zu stehen. Der Chef des städtischen Immobilienmanagements musste nach manchen anderen Rückschlägen für den Bamberger Denkmalbestand die neueste Katastrophenmeldung für den Michelsberg verkünden; immerhin ist er wenigstens Herr über die städtischen Finanzen und kann gleich mit ersten Schritten wie der Sperrung des Zugangs zur „fränkischen Wieskirche“ Sankt Getreu aufwarten – eine Parallele zur ebenfalls gefährdeten benachbarten Michaelskirche. Aus der Tagespresse (Fränkischer Tag vom 16.11.2015) ist zu entnehmen, dass auch S. Fides akut einsturzgefährdet ist. Das Tragwerksgutachten eines Ingenieurbüros hat nicht nur Risse in den Gewölben, der Kuppel, den Fassaden (also in statisch hoch beanspruchten Bereichen) und Setzungen ergeben, die in den letzten Wochen teilweise so breit geworden sind, dass man einen Daumen hineinstecken kann. Der Baugrund bestehe aus bis zu neun Metern Lehm; das Fundament des Langhauses gründe teilweise nicht tiefer als 1,20 Meter. Unter dem Gebäude scheine eine Wasserader zu verlaufen. "Es muss zu Gründungsverbesserungen kommen, wenn wir die Kirche retten wollen", sagt Fachmann Bertram Felix. Der Dachstuhl weise große Schäden durch Pilzbefall und Schädlingsfraß auf. Es bestünden Lastkonzentrationen, die ein Gewölbe nicht fassen könne. Das Dach spreize die Wände nach außen, die Kuppel sei in der Mitte nicht mehr gestützt. Es bestehe die Gefahr, dass nicht nur Farb- oder Putzschichten herabstürzen könnten, sondern ganze Platten. Man müsse damit rechnen, dass das Fresko quadratmeterweise herabfalle. "Bis die Kirche irgendwann mal saniert wird, muss sie so gesichert werden, dass das wertvolle Inventar darin bleiben kann", bemerkt die städtische Projektleiterin. Allein für die vorbereitenden Maßnahmen der Gebäudesicherung werde man eine halbe Million Euro in den Haushalt 2016 einstellen müssen, kündigt Felix an. "Und wir wissen nicht, ob das reicht".
Durch die bestehenden statischen Schäden ist auch die erst vor wenigen Jahren vorgeblich nach strengsten denkmalpflegerischen Maßstäben konservierte Ausstattung (Nachweise im Inventar S. 475, 500) gefährdet. Zu erhoffen bleiben rechtzeitige Bergung, sorgfältige Behandlung und gewissenhafte Rückführung der unersetzlichen beweglichen Kunstwerke.
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