Wasserschloss mit Park und Nebengebäuden
Ein Schloss im Verfall - die Folgen eines zehnjährigen Dornröschenschlafs
Schloss Bächingen liegt eingebettet in einen weitläufigen Park, im Norden von der Brenz umflossen, malerisch am Rande des gleichnamigen Dorfes.
Das Wasserschloss wurde 1531 von den Herren von Westernach erbaut. Wie in anderen Adelsherrschaften, die vom Bauernkrieg ergriffen worden waren, war der repräsentative Bau - ein rechteckiger Kasten im Stil der Augsburger Renaissance mit Satteldach, steilen Zinnengiebeln und vier Rundtürmen an den Ecken - Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins. Bis zur Mediatisierung durch Bayern 1805 war das Schloss Zentrum einer eigenständigen reichsritterschaftlichen Herrschaft, eingekeilt zwischen das Herzogtum Württemberg und das Fürstentum Pfalz-Neuburg. Auf die Westernach folgten 1594 die Freiherren vom Stain. Nach einer Blütezeit unter Wolfgang Ludwig vom Stain, Direktor des Ritterkantons Kocher, führten Ausgabensteigerungen in der Barockzeit zur Verschuldung der Familie. Sein Enkel Friedrich Karl Heinrich vom Stain, Generalleutnant des Schwäbischen Kreises, musste es 1791 verkaufen.
Neue Besitzerin wurde Franziska von Hohenheim, die zweite Ehefrau des regierenden Herzogs Carl Eugen von Württemberg. Wegen ihrer Frömmigkeit und Wohltätigkeit wird sie bis heute als "guter Engel Württembergs" verehrt. Sie rettete das heruntergekommene Schloss und ließ sich für ihre gelegentlichen Aufenthalte im ersten Stock ein "Logis" einrichten. Im Erdgeschoss waren damals noch Pferdeställe. Ein großangelegter Umbau, der 1792 geplant war, wurde nicht ausgeführt. Sie ließ einige Nebengebäude abreißen und den Wassergraben, der das Schloss auf drei Seiten umgab, auf der Westseite auffüllen. Heute ist er noch auf zwei Seiten erhalten und auf der Ostseite durch eine eigene Quelle bewässert.
Nach Franziskas Tod 1811 trug ihr Erbe, Freiherr von Böhnen, ihren Nachlass auf Schloss Bächingen zusammen, darunter ihre wertvolle Bibliothek. Er begann einen Innenausbau im Stil des Empire, musste aber das Schloss 1821 an den Augsburger Bankier Johann Gottlieb Freiherr von Süßkind verkaufen. Dieser stellte den Innenausbau fertig und ließ 1830 die Nebengebäude neu aufführen. Unter seinem Enkel Richard von Süßkind-Schwendi, preußischer General der Infanterie, zog der Glanz der Kaiserzeit im Schloss ein. Seine Söhne und sein Schwiegersohn Theodor Graf von Sponeck hatten bedeutende Ämter in Militär und Verwaltung zur Zeit des Dritten Reiches und der jungen Bundesrepublik; sie standen teils in Verbindung zum Widerstand um Graf von Stauffenberg. Über fünf Generationen war das Schloss im Besitz der Familie. 2014 wurde es an eine damals bereits über 80-jährige, alleinstehende Frau verkauft.
Die letzte umfassende Renovierung wurde Mitte der 1950er Jahre vorgenommen.
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Gefährdung
Der bauliche Zustand des Schlosses und der Nebengebäude ist insgesamt gefährdet bis stark gefährdet. Dies geht bereits aus einem Verkehrswertgutachten aus dem Jahre 2011 hervor. Seit dem Verkauf 2014 hat die neue Besitzerin zum Erhalt des Gebäudes nichts unternommen. Das Schloss steht seither leergeräumt, ungelüftet und unbeheizt da.
Über dem ursprünglich gekiesten Umfeld des Schlosses hat sich in zehn Jahren eine zentimeterdicke Kulturschicht entwickelt, die die Feuchtigkeit wie ein Schwamm aufsaugt. Das Gras wächst knöchelhoch bis unmittelbar an die Gebäude heran.
Schlingpflanzen sind auf der Südseite bis auf das Hauptdach gewachsen und haben teilweise die Fenster aufgedrückt. Die Dachrinnen sind verstopft und teilweise mit Gras und Bäumchen bewachsen. Die auf dem Kamin nistenden Störche sorgen für regelmäßige Düngung. Regen fließt an den Wänden ab und kann ins Gebäude dringen. Der das Schloss vollständig umgebende Wildwuchs an Sträuchern verhindert Belüftung und Sonneneinstrahlung und somit das Abtrocknen der substanzschädigenden Feuchtigkeit.
Die Fensterläden sind teilweise nicht fixiert, klappern hin und her und sind zum Teil bereits aus ihrer Verankerung gerissen oder ganz herabgefallen.
Der 1960 auf der Südseite angebaute Holzbalkon droht abzustürzen. Die darüberliegende Markise wurde im August 2024 vom Wind abgerissen und hängt lose herab.
Der Schlosspark ist vollständig verwildert. Efeu und andere Schlingpflanzen haben Bäume erstickt, herabfallende Äste und Totholz bleibt in den anderen Bäumen hängen, am Boden und im Schlossgraben liegen. Es dringt stellenweise kein Licht mehr durch, sodass der Boden insbesondere am Schlossgraben frei von jeglichem Bewuchs ist.
Der Schlossgraben wurde seit 15-20 Jahren nicht mehr gereinigt, der Abfluss in die Brenz ist verstopft, entsprechend ist der Wasserpegel gestiegen und der kleine Quellsee übers Ufer getreten.
Verlust
Die Schlossbrücke, nach der Sprengung ihrer Vorgängerin (23. April 1945) aus Eichenplanken neu errichtet, stürzte Anfang Mai 1995 ein und wurde ersatzlos beseitigt. Seither ist der nördlich der Brenz liegende Teil des einstigen Gutsareals mit der historischen Lindenallee vom Schloss abgeschnitten.
Anfang Juni 2024 ist die Remise des Gärtnerhauses, einem ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden Nebengebäude, in sich zusammengestürzt. Der tagelange Starkregen Ende Mai/Anfang Juni 2024 hatte die bereits seit Jahren instabil gewordene Nordwand des Gebäudes, das unmittelbar am ehemaligen Schlossgraben auf feuchtem Grund steht, einbrechen lassen. Der marode, freitragende Dachstuhl stürzte ein und begrub einige dort abgestellte Altertümer wie etwa einen Pferdeschlitten. Das mit der Remise verbundene Gärtnerhaus droht ohne zeitnahe Sicherungsmaßnahmen ebenfalls einzustürzen.
Das Jägerhaus, ein weiteres, durch seine Zinnen und seine enge Anlehnung ans Schloss besonders charmantes Nebengebäude und bis 1982 Wohnung des Grafen Theodor von Sponeck, fiel 2024 wiederholtem Vandalismus zum Opfer. Die Türen standen offen, sodass Randalierende auf dem unbewohnten und unbeobachteten Areal ihrer Zerstörungswut freien Lauf lassen konnten. Möbel wurden zerschlagen, durch die Fenster geworfen, Wandleuchter abgetreten, Wände mit Graffitis beschmiert usw. Erst auf massiven Druck engagierter Bürger und des Landesamts für Denkmalpflege wurden von der Eigentümerin einfachste Notsicherungsmaßnahmen eingeleitet (Einbau eines Türschlosses, Vernagelung der zerstörten Fenster). Der angebaute hölzerne Balkon ist bereits um 2013 abgefallen und bis jetzt liegengeblieben.
Das historische Inventar des Schlosses wurde ab 1972 vollständig und sukzessive veräußert.
Besonders schmerzlich ist die Zerschlagung der mehrere tausend Bände umfassenden Bibliothek der Franziska von Hohenheim mit zahlreichen Erstausgaben und persönlichen Widmungsexemplaren der bedeutendsten Schriftsteller ihrer Zeit. Die darin enthaltene Schiller-Handschrift von 1779 - sein frühestes überliefertes Werk - hat glücklicherweise ihren Weg ins Deutsche Literaturarchiv Marbach gefunden. Einen größeren Teil des Buchbestandes (505 Titel) hat die Württembergische Landesbibliothek Stuttgart erworben.
Eine Porträtbüste von Herzog Carl Eugen von Württemberg, ein Einzelstück von Johann Heinrich Dannecker, sowie eine Büste von Franziska von Hohenheim sind in die Staatsgalerie Stuttgart gelangt.
Rettung
Die Gründung eines "Freundeskreises Schloss Bächingen" ist in Vorbereitung.
Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, die Untere Denkmalschutzbehörde und die Kreisheimatpflegerin sind verständigt.
Mit dem Dokumentarfilm "Bächinger Schlossgeschichten" (2024) von Jochen Schaufelberger, der auf erstaunlich breite Resonanz stieß, wurde öffentliches Bewusstsein für die Geschichte und das Schicksal des Schlosses geschaffen. Der Trailer zum Film ist verlinkt.
Inzwischen (Nov. 2024) wurden im Auftrag der Eigentümerin erste einfache Sicherungsmaßnahmen durchgeführt. Der Bewuchs am Schloss wurde entfernt, die Dachrinnen gereinigt, die Fensterläden fixiert, das Jägerhaus freigeschnitten.
Johannes Moosdiele-Hitzler wird im Frühjahr 2025 eine Führung um das Schloss anbieten. Anmeldung über die VHS Donau-Zusam erforderlich.
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