Altes Schulhaus in Puchheim-Bahnhof
Bürgerinitiative konnte die Kommune zum Erhalt bewegen
Beinahe wäre es in Vergessenheit geraten, das Alte Schulhaus von Puchheim-Bahnhof aus dem Jahr 1929. Dabei ist es eines der wichtigsten Gebäude für die Geschichte der jungen Siedlung, eines typischen Münchner Vororts, der 2011 sogar zur Stadt erhoben wurde.
Als die Bahn 1896 mitten im Moor einen Haltepunkt für das etwa drei Kilometer entfernte, alte Dorf Puchheim eröffnete und sich am neuen Bahnhalt mit der "Hausmullverwertung München GmbH" eine Fabrikanlage ansiedelte, war die Initialzündung für die Geburt des neuen Orts gegeben. Zum Wirtshaus - bereits kurz vor der Jahrhundertwende am Bahnhof errichtet - kamen in den 1920er Jahre Kirche und Schulhaus.
Den Bau der Schule beschloss der Gemeinderat 1928. Der Auftrag ging an den in der Siedlung ansässigen Architekten Josef Steindl. Er entwarf einen reizvoll gegliederten Wallmdachbabau im späten sachlichen Heimatstil mit Anklängen an die Art-Déco-Bewegung. 1929 wurde das Haus erbaut und im Januar des Folgejahres eröffnet. Es vervollständigte das Zentrum des jungen Ortes und wurde zu einem wichtigen Identitätsort für das Gemeinschaftsleben.
Das Schulhaus steht symbolisch für das Wachsen und Werden des heutigen Stadtteils Puchheim-Bahnhof. Sein Architekt sollte im Dritten Reich als Bürgermeister eingesetzt werden, so dass das Haus auch Zeugnis von der politischen Geschichte des 20. Jahrhunderts ablegt. 1946 eröffnete die bislang im Dorf beheimatete Gemeindeverwaltung im Schulhaus die erste Zweigstelle in der Siedlung - Keimzelle des späteren Rathauses.
Als der Ort immer stärker anwuchs, wurden neue Schulen gebaut. Die Alte Schule wurde Ende der 1970er Jahre zum Jugendzentrum.
Gefährdung
2003 setzen sich die Gemeinderäte zum Ziel, das Ortszentrum aufzuwerten. Dabei geriet das Alte Schulhaus zugunsten eines mehrstöckigen Multifunktionskomplexes in die Schusslinie.
Rettung
Die 2009 gegründeten "Freunde des Alten Schulhauses Puchheim-Bahnhof" setzten sich intensiv für das Haus ein. Um die Bürger an der Entscheidungsifndung zur Gestaltung der neuen Mitte zu beteiligen, führte die Kommune 2011 eine Bürgerwerkstatt durch, auf der sich ein klares Bild für den Erhalt der Alten Schule abzeichnete. Daraufhin beschloss der Stadtrat im Hersbt 2011, das geschichsträchtige Haus zu erhalten, zu sanieren und im Rahmen der Stadtmitteplanung einer neuen Nutzung zuzuführen. Puchheim-Bahnhof hat damit Chance auf einen charmanten Stadtplatz mit einem historischen Gebäude als Herzstück.
Im Jahr 2014 hat eine Machbarkeitsstudie im Auftrag der Stadt Nutzungsmöglichkeiten für das Haus aufgezeigt: mit einem Saal für Veranstaltungen im Erdgeschoss und Trauungszimmer und Büros bzw. Besprechungszimmern im Obergeschoss. In der zweiten Jahreshälfte hat die Stadtverwaltung den Realisierungs- und Ideenwettbewerb für die Umgestaltung des Grünen Markts und die geplanten Neubauten für Bibliothek, Musik- und Volkshochschule im Zusammenhang mit der Umnutzung des Schulhauses ausgeschrieben. Das Ergebnis liegt seit Ende März 2014 vor: 20 Entwürfe, die aufzeigen, wie das Stadtzentrum mit Altem Schulhaus künftig aussehen könnte. Das Preisgericht kürte den Entwurf von Behnisch Architekten (München) zum Sieger. In ihrem Entwurf wird die Alte Schule durch einen großzügigen Platz im Norden sowie eine gassenartige Wegestruktur im Süden kreativ eingebunden.
Im nächsten Schritt wird der Stadtrat die Umsetzung des Wettbewerbsergebnisses beschließen müssen. Dann kann sowohl mit der Sanierung des Schulhauses als auch mit dem Bau der geplanten neuen Gebäude im Umfeld begonnen werden.
An der Sanierung beteiligte Architekten
- Architekturbüro Winzinger, Gröbenzell (Bestandsbewertung)
- Ingenieurbüro Dr. Martin Rausch - Die Tragwerker, Germering (Statische Stellungnahme)
- armbruster primpke architektinnen, München (Nutzungsuntersuchung)
- Müller BBM GmbH, Planegg (bauakustische Bestandsaufnahme)
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