Amtshaus von 1816, Weiler Hochofen, Stadtsteinach
Vorbildlich: Die goldene Regel der Denkmalpflege - saniertes Dach rettet Denkmal
Die Eintragung in der Denkmalliste des BLfD kündet knapp:
Ehem. Amtshaus, dreigeschossiger Walmdachbau mit Sandsteingliederung, bez. 1816, über älterem Kern; Scheune der ehem. Hochofenanlage, eingeschossiger Satteldachbau, z.T. in Bruchsteinmauerwerk, mit gewölbten Stallungen, um 1800.
Das Baudenkmal steht im Weiler Hochofen, unweit des Laufes der Unteren Steinach, in einem Grundstück mit altem Baumbestand. Der Weiler Hochofen war wohl seit dem Mittelalter (ca. 14. Jahrhundert) ein Zentrum der lokalen Eisenverhüttung für die umliegenden Erzlager. Die Weiterverarbeitung des Roheisens geschah mit Hilfe der Wasserkraft der Steinach. Wikipedia berichtet: "Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Hochofen aus vier Anwesen (Hochofen mit Drahthammer und Marmorschleife, Schäfersmühle). Das Hochgericht übte das bambergische Centamt Stadtsteinach aus. Das Kastenamt Stadtsteinach war Grundherr der Anwesen. Mit dem Gemeindeedikt wurde Hochofen dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Stadtsteinach und der 1811 gebildeten Ruralgemeinde Stadtsteinach zugewiesen." (Quelle: Erich Freiherr von Guttenberg, Hanns Hubert Hofmann: Stadtsteinach, Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken)
Der Bau, bzw. Umbau das Amtshauses um 1816 auf Basis eines Vorgängerbaues könnte mit der oben genannten Bildung einer Gemeindestruktur im Zuge der damaligen, recht durchgreifenden Reformen in der Regentschaft von Maximilian I. in Verbindung stehen. Das Gebäude ist nicht gerade klein, von wuchtiger Gestalt und weitgehend symmetrisch, fast streng, im Stil des Klassizismus gehalten. Es wirkt mit seinem schönen, hohen (just neu gedeckten) Walmdach, den großen Sprossenfenstern, Fensterumrahmungen und einem Gürtelsims aus Sandstein zwischen Erdgeschoss und 1. Stock jedoch nicht plump sondern im Gesamteindruck wohl proportioniert.
Der Baukörper flößt Respekt ein. Diese Art von Architektur ist untrennbar mit der Funktion des Gebäudes verbunden; als Amtshaus repräsentiere es unmissverständlich den Anspruch der Bayerischen Monarchie anno dazumal hinsichtlich Amtsgewalt auch in die Winkel der fränkischen Provinz hinein. Herrschaftlich ist das passende Wort, um den Charakter des Baudenkmals auf den Punkt zu bringen.
Wenige Meter vom Amtshaus entfernt steht noch eine zum Anwesen gehörende, langgestreckte Scheune. Der Satteldachbau ist leider dabei, in sich zusammen zu sacken. Eine Rettung der ebenfalls denkmalgeschützten Bausubstanz ist kaum noch möglich, sie ist dabei den Weg alles Irdischen zu beschreiten und gründlich verrottend, wieder zu Erde zu werden.
Bedauerlich ist die grotesk hässliche Betonbrücke, die man dem schönen Gebäude mit der Stadtsteinacher Umgehungsstraße vor die Nase gesetzt hat. Das Wort der Landschaftsverschandelung (hier: Kulturlandschaft, Denkmale sind ein Teil davon) ist hier in ein anschauliches Bild von Betongrau und Leitplankensilber gegossen worden. Man mag hoffen, dass das Amtshaus mit neuem Dach locker die nächsten 200 Jahre aussitzt, die Brücke bröseln und verschwinden sieht, in einem Bayern ohne auf Asphalt fixierten Staat die Straße einst einer Renaturierung weichen muss, da der Individualverkehr unserer Tage wegen Ressourchenmangel nicht mehr existiert. Träumen ist erlaubt.
Amtshaus von 1816, Weiler Hochofen, Stadtsteinach - Fotos
Gefährdung
Scheune wohl leider verloren.
Rettung
"Saniere das Dach und du rettest das Denkmal" - diesen Satz kann man getrost für die wichtigste Regel der praktischen Denkmalpflege halten. Zu feiern ist es darum, wenn ein Eigentümer sich eines Denkmals erbarmt (wie hier geschehen), das wichtigste leistet und das Dach auf Vordermann bringt. Leider ein rares Ereignis in Bayern.
Unüberschaubar ist die Zahl der Baudenkmäler, die dem größten Schwachpunkt der ererbten Bausubstanz zum Opfer fallen: Den vernachlässigten, undichten, nie oder mangelhaft sanierten und dann zwangsläufig maroden, historischen Dächern. So klein das Loch im Kupfer, der Riss in der Teerpappe, der Sprung im Ziegel am Anfang sein mag - das Wasser findet seinen Weg durch die Achillesfersen hölzerner Dachkonstruktionen und es braucht oft nur wenige Jahre um immensen Schaden anzurichten.
Die Dachsanierung dieses Baudenkmal zeigt, dass im abrissfreudigen Landkreis Kulmbach auch vorbildliche Denkmalrettungen zu finden sind.
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proetschenbach@posteo.de
An der Sanierung beteiligte Architekten
Aktuell unbekannt
An der Sanierung beteiligte Handwerker
Aktuell unbekannt
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