gerettet

Michaeli Haus Lenggries
Ludwig-Thoma-Weg 11, 83661 Lenggries

Eingestellt von: Johannes Zander
Eingestellt am: 22.12.2023

Bayerische Denkmalliste: eingetragen
Denkmalatlas / Aktennummer: D-1-73-135-216
Denkmal-Typ: Einzeldenkmal

Michaeli Haus Lenggries

Ungewöhnliche Verbindung von Charakteristika der traditionellen bäuerlichen Architektur mit modernen Motiven der 1920er Jahre.

Villa, zweigeschossiger Flachsatteldachbau mit eingezogener Ecke, Balkon, Erker, zierbundartigem Freigebälk, Wandgemälde {Erzengel Michael von Anton Babion, 1936) und Terrasse auf kreissegmentförmigem Grundriss; eingeschossige Garage mit Satteldach; von Alois Kranebitter, 1935.

Baugeschichte und Baubeschreibung

Die Villa wurde 1935 in einem Villengebiet südöstlich des Altortes auf einer Anhöhe unterhalb des Kalvarienbergs für den Augsburger Fabrikanten Nikodemus Frisch errichtet. Architekt war der in München ansässige Alois Kranebitter. Seit den 1990er Jahren erfolgten eine umfängliche Renovierung des Inneren und kleinere Maßnahmen am Äußeren.

Es handelt sich um einen vollständig unterkellerten, zweigeschossigen und verputzten Massivbau auf annähernd quadratischem Umriss, mit geböschten Kanten im Westen und Osten und rechtwinklig eingezogener südlicher Ecke. An der südöstlichen Traufseite öffnet sich im Erdgeschoss über einer Freitreppe eine Eingangsloggia in einer weiten Arkade. Dem Obergeschoss ist in der eingezogenen Ecke und an etwas mehr als der Hälfte der Südostseite ein Balkon vorgelagert, der auf einer massiven Eckstütze ruht und über einen profilierten Holzständer die südöstliche Fußpfette des Daches mitträgt. Das Zentrum der südöstlichen Giebelseite wird im Ober- und Dachgeschoss durch einen dreiseitig gebrochenen Erker mit ebenfalls profilierten Kantenblenden akzentuiert. Das bauzeitliche Dach dieses Erkers wurde in jüngerer Zeit entfernt und das Mauerwerk bis zum First fortgeführt. Das abschließende, weit auskragende Flachsatteldach vollzieht den Einzug des Grundrisses nicht nach, sodass der Eindruck eines traditionellen geschlossenen Umrisses entsteht. Diesen Eindruck verstärkt ein die eingezogene südliche Ecke kaschierendes Balkengefüge in der Art eines Zierbundes. Oberhalb der Eingangsloggia ist das Dach über einer Flugpfette abgeschleppt. Im Aufriss ist das Kellergeschoss als bruchsteinverkleideter Sockel abgesetzt, den die Brüstungsmauer einer Terrasse auf kreissegmentförmigem Grundriss vor der eingezogenen Ecke fortsetzt. Die unregelmäßig verteilten Fensteröffnungen sind etwa quadratisch oder als Fensterbänder querrechteckig. Der Putz der südöstlichen Giebelseite trägt neben dem Erker eine von Anton Babion signierte und 1936 datierte Darstellung des Erzengels Michael in zeittypisch heroisierender Formensprache. Die Haustür und ein Teil der Fenster gehören der Bauzeit an. Eine zweite Terrasse vor der südwestlichen Traufseite wurde in jüngerer Zeit hinzugefügt und die in diesem Bereich liegenden Erdgeschossfenster in Fenstertüren umgewandelt. Im Zuge eines Dachausbaus wurden zudem zwei kleine halbrunde Fenster an der Südostseite und mehrere Dachflächenfenster eingebaut.

Die Binnengliederung ist gegenüber den erhaltenen Eingabeplänen weitgehend unverändert: Die Eingriffe beschränken sich auf die Entfernung der Wand zwischen den beiden Wohnräumen des Erdgeschosses hinter der südöstlichen Giebelseite und die Verlegung beziehungsweise Neuanlage der Türen zwischen diesen Zimmern und den nach Nordwesten anschließenden Räumen, Küche und Diele, Die übrigen lnnentüren und das Geländer der Haustreppe mit Brettbalustern und kanneliertem Anfänger entstammen der Bauzeit; die Treppenstufen und sämtliche Böden sind hingegen erneuert. Das inzwischen ausgebaute bauzeitliche Dachtragwerk ist ein Vier-Pfetten-Dach.

Die nördliche Kante der Villa wird im Erdgeschoss von der gleichzeitig errichteten Garage umschlossen, einem eingeschossigen Bau unter flachem Satteldach, das an der Südostseite über Pfosten ein Vordach bildet. Sie wurde in den 1960er Jahren nach Nordosten verlängert.

Die Villa bezeugt die anhaltende Beliebtheit der Anhöhen südöstlich von Lenggries als Bauort für wohlhabende Auswärtige auch in den 1930er Jahren. Ihre Ausrichtung auf das Isartal und den Hausberg Brauneck nutzt die landschaftlichen Gegebenheiten geschickt aus. Zugleich ist die von Alois Kranebitter konzipierte Gestaltung durch eine ungewöhnliche Verbindung von Charakteristika der traditionellen bäuerlichen Architektur mit modernen Motiven der 1920er Jahre geprägt: Neben Zierbund und Flachsatteldach stehen Erker, Fensterband und ausgreifende Terrasse; die Einziehung der südlichen Ecke in Kombination mit dem Freigebälk wirkt wie eine bewusste Fragmentierung des traditionellen Haustyps, Die Fassadenmalerei Babions ergänzt diesen fast spielerischen Eindruck um einen für den Zeitgeist der 1930er Jahre typischen, monumentalen Akzent. Die baugebundene Ausstattung ist im Hinblick auf die Innentüren und die Haustreppe als qualitätvoll zu bezeichnen. Die Villa besitzt deshalb besondere geschichtliche und künstlerische Bedeutung.

Rettung

Durch den jetzigen Besitzer 2012 komplett saniert. In die Denkmalliste 2023 aufgenommen.

An der Sanierung beteiligte Architekten

Alois Kranebitter mit Wandgemälde von Anton Babion

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