Stadtplatz als Gesamtensemble im Inn- Salzach Baustil
Charakter und Charme des historischen Stadtplatzes ging durch die "Modernisierung" verloren- Gleichmachung unserer bayerischen Städte
Der Stadtplatz in 84494 Neumarkt Sankt Veit sollte mit Hilfe der Städtebauförderung für über 6 Mio Euro modernisiert werden. Dieser stellte ein Gesamtensemble im Inn- Salzach Baustil dar.
Das Ensemble Stadtplatz ist in der Bayerischen Denkmalliste mit der Aktennr. E-1-83-129-1 eingetragen und wie folgt beschrieben:
"Das Ensemble umfasst den um 1269 planmäßig in der Form eines langgestreckten Rechtecks angelegten Stadtplatz mit dem kleinen, sich um die Johanneskirche legenden Johannesplatz im Südosten. Die leicht abschüssige Platzanlage, die das Zentrum des ehemals von einer Befestigungsmauer umgebenen Marktorts einnimmt, ist allseitig geschlossen bebaut. Die Platzwände der beiden Längsseiten entstehen aus Reihen dreigeschossiger bürgerlicher Wohn- und Geschäftshäuser, vorwiegend in der für die Inn-/Salzachstädte typischen Bauweise. Die Schmalseiten des Platzes werden durch Torbauten abgeriegelt. Der hofartig um die Johanneskirche sich ausweitende Johannesplatz markiert den alten Kirchhof des Ortes."
Die Linden, welche seit über 120 Jahren das Erscheinungsbild prägen, wurden bis auf eine ungeschnitten.
Der Gehweg traditionell und historisch mit rotem Klinker, aus gebrannten Lehm, musste gelblich grauem Granit weichen. WIe in so vielen Städten erfolgt eine Gleichmachung unserer bayerischen Städte. Sie verlieren dadurch ihre Identität und ihre Geschichte.
Stadtplatz als Gesamtensemble im Inn- Salzach Baustil - Fotos
Verlust
Das Landesamt für Denkmalpflege greift bei so wichtigen Stellen, bei denen es um den Erhalt eines Ensembles geht, um die Bewahrung der Geschichte unserer Städte eindeutig zu wenig ein und überlässt es Planern und den Verwaltungen wie nach der "Modernisierung" ein Platz auszusehen hat.
Laut Professor Dr. Roland Günter hat das Wort MODERN nichts im Denkmalschutz verloren! Er ist Mitbegründer des Denkmalschutzgesetzes von 1973.
Bei der Planung durch diverse Planungsbüros wurden die Bürgerinnen und Bürger kaum mit einbezogen. Drei Infoveranstaltungen wurden durchgeführt, keine Arbeitsgruppen mit Bürgerinnen und Bürgern. Die Transparenz fehlte von Anfang an.
Wegen der Fördergelder wurde der Stadtplatz so verändert, das historische Erscheinungsbild ging dadurch verloren.
Dies stellt eine Kritik an der Fördermentalität der Städtebauförderung von Bund und Land dar und dem Umgang mit Steuergeldern.
Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege sollte sich aktiver in Stadtplanungen einmischen und darauf bedacht sein, die Identität und die Geschichte unserer Städte zu erhalten.
Eine Ursache weshalb im Städtebau so viel verändert werde muss und auf Zeitzeugnisse kaum Rücksicht genommen wird, ist die monetäre Ausrichtung und Gewinnmaximierung. Architekten und Planer werden mit Ihrem Honorar prozentual an den förderfähigen Baunettokosten bedacht.
Dadurch wird selten auf den Erhalt von wertvollen und historischen Baustoffen, alten Bäumen, Beleuchtungen, Wert gelegt, sondern mehr auf den Einbau von neuen, teuren Materialen und Neupflanzungen.
Nur wenige Städte dürfen sich ihre Historie und ihren Charakter erhalten, wie Wasserburg, Landshut und Mühldorf.
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Eva Guse
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