gefährdet

Ehemalige jüdische Schule Hirschaid
Nürnberger Straße 12
96114 Hirschaid

Eingestellt von: Annette Schäfer
Eingestellt am: 03.06.2022
Geändert am: 07.06.2022

Bayerische Denkmalliste: eingetragen
Denkmalatlas / Aktennummer: D-4-71-145-71
Denkmal-Typ: Einzeldenkmal

Ehemalige jüdische Schule Hirschaid

Die ehemalige jüdische Schule in Hirschaid muss gerettet werden

Das kleine Haus mit der Nummer 12 in der Nürnberger Straße in Hirschaid blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Ursprünglich wohl als Wohnhaus eines wohlhabenden Bauern oder Handwerkers errichtet, diente es einige Jahrzehnte als Schulhaus der jüdischen Gemeinde. Zuletzt war es als Mietshaus genutzt, steht aber seit vielen Jahren nun leer.

Von außen zeigt sich ein zweistöckiges Gebäude mit Walmdach. Der Eingang liegt seitlich, zur Straße hin liegen die Fenster der früheren Wohnräume.

Holzplatten in den Fensteröffnungen wurden vor wenigen Jahren von Hirschaider Schülern in Erinnerung an die jüdische Gemeinde gestaltet.

Die Fassade entstammt ebenso wie das obere Stockwerk und das Dach einer Umbauphase in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zur Hofseite nach hinten schließen der frühere Schulraum und die Mikwe mit Umkleide als Anbauten aus der Zeit der Nutzung durch die jüdische Gemeinde an.

Beim Betreten des Gebäudes gelangt man zunächst in einen kleinen Flur, von dem nach links zwei Wohnräume abzweigen und rechts die Treppe ins Obergeschoss führt. Geradeaus gelangt man in ein in den 1960er Jahren eingebautes Bad und die ehemalige Küche. Dann folgt der Zugang zum früheren Schulraum und weiter zur Mikwe.

Interessant im Flur ist ein Unterzugsbalken, der sich durch das gesamte Gebäude zieht. Er wurde dendrochronologisch ins Jahr 1517 datiert. Damit gehört das Haus zu den ältesten noch stehenden Bauten in ganz Hirschaid.

Der erste Wohnraum auf der linken Seite bestätigt eine Datierung des Erdgeschosses ins 16. Jahrhundert, denn am Durchgang zum zweiten Raum wurden neben dem Türstock Nuten einer früheren Holzverkleidung gefunden. Eine Holzvertäfelung verweist zum einen auf das 16. Jahrhundert und zum anderen auf einen wohlhabenden Bauherrn, denn eine mit Holz isolierte Wohnstube konnten sich nicht viele leisten.

Im angebauten Raum im Erdgeschoss fand zwischen 1883 und 1938 der Schulunterricht für die jüdischen Kinder statt. Zunächst als Elementarschule, ab 1924 dann nur noch als Religionsschule. 1883 hatte die jüdische Gemeinde das Haus durch Tausch erworben.

Die Mikwe, das Ritualbad, ist noch als Becken im Boden erhalten. Der Wasserzufluss fand über das Dach statt, der Verlauf der Leitungen für das Regenwasser ist noch erkennbar. Vor der Mikwe gab es einen beheizbaren Umkleideraum. Ein Ofen stand in der Ecke.

Im Obergeschoss des Hauses gleicht die Raumaufteilung weitgehend der im Erdgeschoss. Eine ausziehbare Leiter führt ins Dach. Der Raum über dem Schulraum ist im Vergleich zu den anderen Zimmern relativ großzügig.

Im Dachgeschoss wurden verschiedene Gegenstände gesichert, die noch aus dem Besitz der jüdischen Gemeinde stammen. Die Sicherung und Inventarisierung erfolgte über die Mitarbeiterinnen des jüdischen Kulturmuseums in Veitshöchheim. Gefunden wurden vor allem abgelegte Gebetbücher, zudem Postkarten, Flaschen, Schuhe und Keramikfragmente.

Die letzten jüdischen Bewohner des Hauses waren der Lehrer David Kahn, seine Frau Carry und die gemeinsame Tochter Frieda. Sie wurden zusammen mit den letzten verbliebenen Hirschaider Juden im Frühjahr 1942 deportiert und ins Konzentrationslager Izbica im heutigen Polen gebracht. Von dort aus kamen sie in eines der Vernichtungslager und wurden ermordet. An sie erinnern seit einigen Jahren Stolpersteine vor dem Gebäude.

Für die Zukunft ist geplant, hier ein kleines Dokumentationszentrum für die Geschichte der jüdischen Gemeinde Hirschaid und ihrer Mitglieder einzurichten.

Eingetragen in der Bayerischen Denkmalliste, Aktennr.: D-4-71-145-71

Gefährdung

Der Baukörper selbst ist in schlechtem Zustand, das Dach wurde vor vier Jahren gesichert und neu gedeckt. Momentan werden von der Kulturabteilung des Marktes Hirschaid, der auch seit 2014 wieder Eigentümer ist, Konzepte für Sanierung und Nutzung erstellt.

Allerdings ist aufgrund zahlreicher finanzieller Verpflichtungen der Kommune und laufender Bauprojekte dieses Objekt nachrangig. Auch im Gemeinderat gibt es nur wehr wenig Unterstützung.

Kontakt

Annette Schäfer M.A.

Kultur/Schlossverwaltung
Markt Hirschaid
Schlossplatz 1
96114 Hirschaid

09543/4401870
annette.schafer@hirschaid.de

An der Sanierung beteiligte Architekten

Vorprojekt: Johannes Sieben, Bamberg

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