gefährdet

Reichstypenspeicher in Bamberg
Geisfelder Straße 14, 16, 28 und 30
96050 Bamberg

Eingestellt von: Georg Sedlmeyer
Eingestellt am: 16.11.2016
Geändert am: 20.11.2016

Bayerische Denkmalliste: nicht eingetragen
Denkmal-Typ: nicht eingetragen

Reichstypenspeicher in Bamberg

Zellenspeicher stehen weitestgehend leer und sind sich selbst überlassen

Reichstypenspeicher der Wehrmacht finden sich noch an einigen Orten in Deutschland. Bis auf wenige Einzelheiten gleichen sich diese Speicher – egal ob in Hamburg, Münster oder in Bamberg. Aufgrund ihrer augenscheinlich banalen Funktion als Getreidespeicher erfuhren sie in der Zeit nach 1945 kaum kritische Betrachtung und zählten und zählen so zu den weniger belasteten Bauwerken des „Dritten Reiches“. Trotzdem sind sie Zeugnis von Strategie-, Logistik- und Autarkiedenken der Wehrmacht sowie der deutschen Kriegsvorbereitung ab der Mitte der 1930er Jahre.

Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte die Demobilisierung und Reduzierung der Deutschen Armee, was auch Bamberg betraf. Die baldige Wiederaufrüstung unter der NS-Herrschaft führte ab 1934 zu einer erneuten Erweiterung der militärischen Anlagen im Osten der Stadt. Neben einer neuen Panzer- und Artilleriekaserne, einer Reithalle, mehreren Pferdställen, Mannschaftsunterkünften und der seit dem Ersten Weltkrieg bestehenden Munitionsanstalt wurde auch das Heeresverpflegungsamt mit massiven Speichern ausgebaut.

Im Kontext dieser gewaltigen Bauvorhaben entstanden ab 1935 auch die vier riesigen Speichergebäude auf dem Gelände des ehemaligen Ulanen-Exerzierplatzes in Bamberg. Ausgeführt wurden zwei Bodenspeicher mit je 1800 Tonnen und zwei Zellenspeicher mit je 3000 Tonnen Fülllast. Diese errichtete man in der Nachbarschaft des bereits seit dem Ersten Weltkrieg bestehenden Proviantamtes, der Heeresbäckerei, einer Rauhfutterscheune, Dienstgebäuden und weiteren Lagerhäusern. Die Speicher waren jeweils beidseitig mit Gleisanlagen erschlossen und stellten mit ihrem Fassungsvermögen und Materialeinsatz eine völlig neue Dimension militärischer Bauprojekte in Bamberg dar. Der Ort der Speicheranlagen dürfte bewusst im Hinblick auf den nahen Gleisanschluss zur Muna, der ebenen zu bebauenden Fläche und der Nähe zu bereits bestehenden Militäranlagen gewählt worden sein. Die Umsetzung dürfte hier durch das Heeresbauamt Bamberg oder die Heeresbauverwaltung vorgenommen worden sein. Nach 1945 wurde das Militärareal des Heeresverpflegungsamtes aufgelassen. Schwerere Kriegszerstörungen haben nicht stattgefunden und so konnte Industrie und Gewerbe in das Areal einziehen.

Gefährdung

Der aktuelle Zustand weicht stark voneinander ab. Während die beiden Bodenspeicher (Geisfelder Straße 14 und 16) vor weniger als zehn Jahren zu Wohn- und Gewerbezwecken umgebaut wurden, stehen die beiden Zellenspeicher (Geisfelder Straße 28 und 30) bis auf kleinteilige Lagernutzung weitestgehend leer und sind sich selbst überlassen. Die massive Bauweise aus bewehrtem Beton bis zum First hinauf bewahrten die Gebäude bisher vermutlich vor dem Verfall.

Das Gelände des Heeresverpflegungshauptamtes Bamberg ist mit der vorhandenen Bebauung noch weitestgehend intakt. Beide Bodenspeicher sowie zwei Zellenspeicher und eine Rauhfutterscheune sind substanziell vorhanden. Das Speicherareal lässt sich noch wahrnehmen. Eine Nutzung, gleich welcher Art, ist Leerstand, Verfall und Abriss in jeder Weise vorzuziehen. Tore und bei Nr. 14 die Toröffnungen, Laderampen und Teile der Gleisstruktur sind an allen Gebäuden noch vorhanden. Die Erschließung aller Häuser erfolgt über die Laderampe und zeugt somit unmissverständlich von der einstigen Funktion. Gerade die wichtigen Erdgeschosssituationen sind bei drei von vier Gebäuden existent und geben auch zusammen mit der umgestalteten Nr. 14 ein klares Bild ab. Diese bauliche Vollständigkeit ergänzt somit auch weiterhin das Bild der vielgliedrigen Militäranlagen im Bamberger Osten.

Rettung

Die Größe der Bauten zeigt, in welchem Ausmaß das Militär in Bamberg vertreten war und wie vielschichtig seine Geschichte in der Stadt ist. Die Anlagen komplettieren das Bild der einstigen Kasernenanlagen und sind Zeugnis der bis 2014 andauernden starken Militärpräsenz in der Stadt sowie der enormen Wiederaufrüstung und Kriegsvorbereitungen des NS-Regimes.

Der Erhalt der Zusammenhänge der einzelnen Kasernenanlagen sowie deren geschichtliche Aufarbeitung wäre aufgrund des Zeugnischarakters und ihrer Bedeutung für Bamberg wünschenswert.

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