Denkmalfreaks? Vorsitzender des Landesdenkmalrats äußert sich abwertend über Mitglieder des Gremiums
Der Vorsitzende des Landesdenkmalrates, Thomas Goppel, stärkt dem Oberbürgermeister von Fürstenfeldbruck, Sepp Kellerer, den Rücken beim angedachten Abriss des denkmalgeschützten Lichtspielhauses. Das geht aus einer nun bekannt gewordenen Mail hervor. Aber damit nicht genug. In dem persönlich gehaltenen Brief äußert sich Goppel abwertend über seine Kolleginnen und Kollegen in dem obersten Beratungsgremium. Hier säßen die "Denkmalfreaks aus dem gesamten Freistaat“. Gegen die gälte es sich zu "behaupten". Landesdenkmalrätin Rosi Steinberger forderte heute Goppels Rücktritt. Morgen soll der Stadtrat von Fürstenfeldbruck über den Abriss entscheiden.
Das Lichtspielhaus aus dem Jahr 1930 wurde vor kurzem aufgrund seiner geschichtlichen, architektonischen und städtebaulichen Bedeutung in die Denkmalliste eingetragen. Die Eigentümerin allerdings möchte den Kinosaal abreißen. Der Fall gelangte daher an den Landesdenkmalrat, das denkmalfachliche Beratungsgremium der Staatsregierung. Dieser bestätigte die Denkmaleigenschaft des Gebäudes. In seiner Mail an den Oberbürgermeister spielte der Vorsitzende Goppel den Ball an den Oberbürgermeister: "Du bist als der eigentliche Entscheider und Vollzieher gefordert".
Fakt ist, dass die Kommune Fürstenfeldbruck als Untere Denkmalschutzbehörde über den Abrissantrag entscheiden muss. Allerdings ist eine Genehmigung nur zulässig, wenn eindeutig erwiesen ist, dass die weitere Nutzung in keiner Weise zumutbar ist. Die Hürden hierfür liegen hoch.
„Thomas Goppel ist als Vorsitzender des Landesdenkmalrats nicht mehr tragbar“, stellt die Landesdenkmalrätin Rosi Steinberger fest, „er muss unverzüglich zurücktreten.“ Sie sagt, dass auch weitere Mitglieder des landesweiten Denkmalschutzorgans über den Inhalt der E-Mail empört sind, die Teil der Sitzungsunterlagen für den Fürstenfeldbrucker Stadtrat ist.
„Eine weitere Zusammenarbeit mit Thomas Goppel im Landesdenkmalrat ist für mich unter diesen Umständen nicht vorstellbar“, betont Rosi Steinberger. „Vom Vorsitzenden des Denkmalrats erwarte ich nicht nur vollen Einsatz für die Sache des Denkmalschutzes, sondern auch entsprechenden Respekt gegenüber den Mitgliedern des Gremiums“, unterstreicht Rosi Steinberger. Dies sieht auch das Denkmalnetz Bayern als Zusammenschluss der für Belange der Denkmalpflege engagierten Bürgerinnen und Bürger so. Es appelliert an die Stadträte, dem Abriss des Denkmals nicht zuzustimmen, sondern zusammen mit Eigentümerin, Bürgergesellschaft und Stadtverwaltung nach attraktiven Nutzungsmöglichkeiten zu suchen.
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