Bayerns Generalkonservator Prof. Dr. Egon Johannes Greipl. - Foto: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Generalkonservator Greipl: Rettung der Passauer Felsenliesl wäre das richtige Zeichen zum Gesetzesjubiläum

Eingestellt von: Denkmalnetz Bayern
Eingestellt am 15.08.2013
Geändert am 10.12.2018

Generalkonservator Greipl: Rettung der Passauer Felsenliesl wäre das richtige Zeichen zum Gesetzesjubiläum

Soeben hat das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege die neueste Ausgabe der "Denkmalpflege Informationen" veröffentlicht. Generalkonservator Prof. Dr. Egon Johannes Greipl macht im Editorial auf die prekäre Situation der vom Hochwasser geschädigten Passauer Ilzstadt aufmerksam. Und zieht weitergehende Schlüsse, auch vor dem Hintergrund des 40jährigen Jubiläums des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes. Wir geben den Text mit freundlicher Genehmigung des Landesamts wieder.

„Unser Titelbild ist ein Menetekel. Es zeigt ein im Wortsinn untergehendes Denkmal, nämlich das ehemalige Gasthaus 'Zur Felsenliesl' in der Passauer Ilzstadt.

Ausgerechnet die Ilzstadt! Hatte man denn nicht diesen Stadtteil vor 50 Jahren um den horrenden Preis von 60 Millionen Mark, der Absiedelung von Teilen der eingesessenen Bevölkerung, der Zerstörung der historischen Ufersituation und um den Preis der Vernichtung von beinahe 50 Denkmälern ein für allemal vom Hochwasser befreit? Das Patentrezept der Hochwasserfreilegung, verbunden mit einer Verkehrsplanung, die auf das Automobil fixiert war, hat aus der Ilzstadt das gemacht, was sie heute ist: Ein seit Jahren vor sich hin sterbender Teil des Denkmalensembles Passau mit ganz ungewisser Zukunft.

Mit dieser Zukunft müssen wir -nicht nur die Passauer- uns jetzt ernsthaft befassen. Wenn wir von der Katastrophe und dem damit verbundenen Aktionismus wieder in den Alltag zurückgekehrt sind, müssen wir ernsthaft an wirklichen Konzepten arbeiten. Dabei muss alles gedacht werden dürfen, ohne dass bestimmte Ideen mit Attributen wie „unmöglich“, „nicht finanzierbar“, „nicht vermittelbar“ schon im Keim erstickt werden. Eine solche Grundhaltung wäre genauso fatal wie die Vorstellung, alles sei machbar, wie seinerzeit z. B. der perfekter Hochwasserschutz  für die Passauer Ilzstadt: Ohne zu schauen, was weit flussauf und weit links und rechts der Ufer von Ilz und Donau und Inn passiert.

Unser Bayern ist ein Land mit einer stolzen Geschichte und mit einem großartigen Erbe. Es ist aber auch ein Land, in dem der Gegensatz zwischen starken und schwachen Regionen sich verschärft, in dem Ortskerne veröden, Wirtshäuser, Schulen, kleine Läden und auch Pfarrhäuser schließen, in welchem Denkmäler leer stehen und der Flächenfraß dennoch ungebremst weitergeht. Ein solches Land braucht ein Konzept mit einem Legislaturperioden überdauernden Atem und einer Ressort übergreifenden Strategie, nicht nur beim Hochwasserschutz. Die Verpackung für ein solches Konzept gibt es sogar schon: Landesentwicklungsprogramm (LEP) steht drauf. Aber es ist noch nichts drin!

Zurück zu unserem Titelbild: Der Eigentümer des Denkmals 'Zur Felsenliesl' heißt Freistaat Bayern. Genau 40 Jahre ist es her, dass das Bayerische Denkmalschutzgesetz in Kraft getreten ist. Die Rettung der armen „Felsenliesl“ vor dem Untergang: Das wäre das richtige Zeichen zum Jubiläum.“

Die Ausgabe der "Denkmalpflege Informationen" steht beim Bayerische Landesamt für Denkmalpflege zum Download zur Verfügung.

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