Kampfansage an den Denkmalschutz? Chefredakteur der Neuen Presse holt zum Rundumschlag aus

Eingestellt von: Denkmalnetz Bayern
Eingestellt am 20.07.2014
Geändert am 10.12.2018

Kampfansage an den Denkmalschutz? Chefredakteur der Neuen Presse holt zum Rundumschlag aus

Der Chefredakteur einer seriösen Tageszeitung bläst zum Kampf gegen den Denkmalschutz - so geschieht es derzeit in Coburg. Wolfgang Braunschmidt von der "Neuen Presse" schrieb am vergangenen Donnerstag in einem Kommentar, es werde Zeit, "dass die für Coburg Verantwortlichen mithelfen, Denkmalschützer von ihrem hohen Ross herunterzuholen". Rückenwind verlieh ihm eine Sitzung des Coburger Bausenats, in dem sich einige Mitglieder wegen hoher Kosten vehement gegen die Wiederherstellung des alten Erscheinungsbilds einer Villa aus dem 19. Jahrhundert wehren, die sich im Besitz der Stadt befindet.

In der Schricker-Villa soll künftig die Verwaltung und die Bibliothek einer Schule beheimatet sein. Von den entstellenden Um- und Anbauten ist sie schon wieder befreit. Jetzt stellt sich die Frage, ob die Klinkerfassade wieder vollständig hergestellt wird oder die stark in Mitleidenschaft gezogene Fassade zur Kostenersparnis einfach verputzt wird. Die aus Sandstein hergestellten Schmuckelemente würden das Haus in jedem Fall weiter zieren.

Soweit eine denkmalpflegerisch legitime Diskussion, die im Bausenat leidenschaftlich geführt wurde. Nun aber hat Chefredakteur Braunschmidt zum Rundumschlag gegen den Denkmalschutz ausgeholt. Seinen Bericht titelt er mit "Kampfansage an Denkmalschutz" - obwohl (zumindest laut seines Berichts) keiner der Stadträte derart grundsätzliche Bedenken gegen den Denkmalschutz in den Mund genommen hat. So passt auch die Überschrift seines Kommentars, den er mit der Schlagzeile "Totengräber der Innenstadt" versehen hat. Die Sanierung eines Denkmals, so Braunschmidt, gleiche einem Abenteuer, das einen "schier zur Verzweiflung treiben" könne. Die Denkmalschützer seien dabei, "sich bei der Innenstadtsanierung zum Feindbild Nummer 1" zu entwickeln. Eine Fassade habe "keinerlei Funktionalität", meint der Journalist und möchte damit offensichtlich alle Diskussionen um das äußere Erscheinungsbild von Denkmälern als absurd brandmarken. Endlich, so resümiert er, setze sich die Politik gegen überzogene Forderungen des Denkmalschutzes zur Wehr.

Die Stadtverwaltung indes wird sich erneut mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in Verbindung setzen, um zu klären, inwieweit beim Umgang mit der Fassade denkmalpflegerischer Spielraum besteht. Klinker oder Putz heißt dann die fachlich berechtigte Frage - und nicht: Denkmalschutz oder kein Denkmalschutz. Es ist zu hoffen, dass darüber auch die Neue Presse wieder in gewohnter Sachlichkeit berichten wird.


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