Kochel am See, Lkr. Bad Tölz-Wolfratshausen, Bahnhofstr. 34, ehem. Verstärkeramt, D-73-133-75, ein Zeitzeugen-Bericht

Eingestellt von: Sprecher des Denkmalnetz Bayern
Eingestellt am 14.11.2020
Geändert am 18.11.2020

Kochel am See, Lkr. Bad Tölz-Wolfratshausen, Bahnhofstr. 34, ehem. Verstärkeramt, D-73-133-75, ein Zeitzeugen-Bericht

13.11.2020: Wie auf unserer Homepage mehrfach berichtet, ist das ehemalige Verstärkeramt in Kochel am See akut vom Abbruch bedroht. Dies obwohl das ehemalige Beamtenwohnhaus und Postamt unter Denkmalschutz steht. Allein ein Blick in die Bayerische Denkmalliste der Denkmalfachbehörde (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege) informiert eine Reihe von Fakten. Dort ist das Gebäude wie folgt beschrieben: „Ehem. Verstärker- und Selbst-Anschluss-Amt und Postbeamtenwohngebäude, dreigeschossiger, verputzter Steildachbau mit Eckrisalit, Bruchsteinrahmungen und Relief (von Fritz Schmoll gen. Eisenwerth), in Formen des geklärten Heimatstils; Garagengebäude, erdgeschossiger Flachsatteldachbau mit hölzernem Kniestock, bruchsteinverkleidetem Außenpfeiler und Doppelflügeltoren; Einfriedung, verputztes Mauerwerk mit Bruchsteinverkleidung; sämtlich Oberpostdirektion München, Franz Holzhammer u.a., 1926/27.“ (https://geoportal.bayern.de/denkmalatlas/searchResult.html?%20koid=214083&objtyp=bau&top=1). Damit weiß man um die Funktion, das Erscheinungsbild, den Planer und die Entstehungszeit. Hinzufügen könnte man, dass das Kulturdenkmal der sog. Bayerischen Postbauschule zuzuordnen ist, deren Architektursprache von der Heimatschutz-Bewegung ebenso wie von der Klassischen Moderne beeinflusst wurde. Hauptvertreter dieser „Postschule“ war der Architekt und Hochschullehrer Robert Vorhoelzer (1884–1954), der die Postbauten in ganz Bayern mit einem unverwechselbaren Markenzeichen anspruchsvoller Gestaltung prägte. Es geht also um mehr, als nur um eine lokale Bedeutung.

Wenig aber wissen wir häufig über die Menschen die dort lebten. Selten erfahren wir dazu Näheres und es ist eine Besonderheit, dass eine Zeitzeugin dazu berichtet: „Mein Vater…hatte im Jahre 1936 frisch verheiratet als Chef das Verstärkeramt in Kochel übernommen und dort seine Familie gegründet. 1939 wurde ich (die Zeitzeugin) ... geboren und habe meine Kindheit während der Kriegsjahre im friedlichen Kochel in der Dienstwohnung im Verstärkeramt verbracht. Im Garten hinter dem Gebäude hängten wir unsere Wäsche auf, zogen Salat, Bohnen und Karotten und hatten unseren Kaninchenstall. Und wir Kinder fingen Frösche und Maikäfer, ärgerten die Blindschleichen in den Mauerritzen. Und im Kindergarten liebte ich besonders die Schwester Genoveva. Am schönsten war es, wenn wir am Wochenende mit dem eigenen Ruderboot auf den See hinausruderten zum Angeln und am „Hehnermoos" zu Baden anlegten. All diese und viele andere Erinnerungen werden durch die Zerstörung des Mittelpunkts meiner Heimat zerstört.
Ich kann es nicht nachvollziehen, wie sich der zuständige Bürgermeister einfach über den Denkmalschutz hinwegsetzen kann. Bitte, bitte stoppen diese Untaten.“

Soweit der Zeitzeugen-Bericht. Diese Schilderung ist Grund mehr, sich auf dem Weg des bürgerschaftlichen Engagements für den Erhalt und weitere Nutzung des Baudenkmals einzusetzen.

Die Sprecher des DNB


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