Steherrennen auf der Bahn (2010), Foto: Stefan Brending (2eight), Wikicommons

Radrennbahn in Nürnberg - Ende eines einzigartigen Baudenkmals?

Eingestellt von: Denkmalnetz Bayern
Eingestellt am 02.11.2023

Radrennbahn in Nürnberg - Ende eines einzigartigen Baudenkmals?

Capriccio und Kontrovers (BR Fernsehen) befassen sich mit dem Fall der Radrennbahn

Die Radrennbahn Reichelsdorfer Keller wurde 2016 an einen Investor verkauft. Hinweise auf die Denkmalwürdigkeit gab es bereits vorher, seit 2022 ist sie als Denkmal anerkannt.
Dennoch begannen am 12. Oktober die Abbrucharbeiten - die Stadt Nürnberg hatte eine Abrisserlaubnis erteilt.
Trotz eingereichter Klage gegen die Abrisserlaubnis und Eilantrag des Denkmalnetz Bayern wurden die Arbeiten erst eine Woche später eingestellt. Die Bauaufsicht und die Regierung von Mittelfranken sahen tatenlos zu.

Die Radrennbahn in Capriccio

Denkmalschutz: Radrennbahn Nürnberg - Foto: Br  
19.10.2023: Nürnberg war mal einer der wichtigsten Orte des Radsports. Profis aus der ganzen Welt kamen hierher. Nun soll die Rennbahn abgerissen werden, um Platz für Wohnungen zu schaffen - doch es gibt Protest.

Kontrovers: Verfall statt Sanierung

Denkmalgeschützte Gebäude werden abgerissen oder verfallen - wie hier die Radrennbahn Nürnberg. Wie ernst nimmt der Freistaat den Denkmalschutz? - Bild: BR, Mira Barthelmann  
24.10.2023: Recherchen von Kontrovers zeigen, dass der Freistaat manchmal bewusst Denkmalschutz vernachlässigt: Gebäude werden abgerissen oder verfallen. Wie ernst nehmen Bayerns Behörden und Institutionen den Denkmalschutz?

Weitere Informationen zur Radrennbahn:

 


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Kommentar von Horst Presch |

Da versteht man die Welt nicht mehr:
Der sperrige Sparkassenbauin Nürnberg bei der U-Bahnstation Maximilianstraße, der die Herzen der Nürnberger bisher nicht erobert hat, wurde unter Denkmalschutz gestellt. So weit so gut. Und die Stadt argumentiert: “Wenn die Fachleute vom Landesamt – und nur die entscheiden das - ein Objekt als Baudenkmal erkennen, dann ist es eins.“
Und bei der ortsteilprägenden über 100 Jahre alten Radrennbahn am Reichelsdorfer Keller, ebenfalls von den Fachleuten vom Landesamt als Denkmal erklärt, begannen die Abrissbagger das Denkmal zu zerstören und die Stadt schaute zu.
Ebenso wurde das alte Kaufhof-Warenhaus in der Königstraße im Juli 2023 auf die Denkmalliste gesetzt. Und die Stadt stellt fest: „In Nürnberg haben sie mit dem Kaufhof an der Königstraße ein erhaltenswertes Warenhausgebäude gefunden“… und es wird „vor Abrissbaggern geschützt“.
Das wäre doch ein idealer Ort für den Wohnungsbau - zentral gelegen, man kann fußläufig ins Büro bzw. hat die U-Bahnstation sogar im Haus.
Da versteht man die Welt und die Entscheidungen der Stadt Nürnberg nicht mehr.

Kommentar von Werner B. Latteyer |

Nach dem "derzeit grösstem Umweltskandal" auch
"Skandalöses Verhalten der Stadt Nürnberg! Da muss der Oberbürgermeister im Baureferat Konsequenzen ziehen. Wenn die Aussagen des Baureferenten im BR-Bericht tatsächlich stimmen, sollte er sofort seinen Rücktritt einreichen oder der Oberbürgermeister muss ihn entlassen. Das Vorgehen des Baureferenten beschädigt die Glaubwürdigkeit der Stadt Nürnberg und die Demokratie!"
Vielen Dank

Kommentar von Wolfgang Janeck |

Um das Ganze zu vertuschen und verschleppen wird das Objekt
immer weiterverschoben an eine "Investortochter". Das Ersatz-Velodrom wird nicht in Nürnberg gebaut, damit wäre doch die in Moorenbrunn geplante baumfreie Fläche sofort für Ersatz- Wohnbebauung vorhanden um die einmalige Radrennbahn zu schonen. Warum verhindert das die königliche Stadtverwaltung ?

Kommentar von Dr Stefan Strobel |

Unglaublich, mit welchem Selbstverständnis das Nürnberger Rathaus uns Bürger täuscht. Das vom Rathaus vorgegebene und von der Nürnberger Presse willfährig weiterverbreitete Mantra, dass unser Widerstand zu spät kommt, wird durch die Recherche des BR ad absurdum geführt.
Und was passiert jetzt, da die Machenschaften unserer Stadtoberen aufgedeckt wurden: Aus dem Rathaus gibt es nicht einmal eine Stellungnahme, der Bürgerverein Katzwang weigert sich, das Thema anzufassen und in der Presse sind die Bürger jetzt die „Verhinderer der Wohnbebauung“.
Es ist ja zurzeit Usus, denjenigen, der eine Verfehlung anprangert, zum Schuldigen zu stempeln, dies haben unsere Provinzpolitiker schnell von Berlin gelernt. Wenn sich die „etablierten“ Parteien derart selbstgerecht und egoistisch gerieren, dann braucht sich auch niemand über die Politikverdrossenheit und Radikalisierung der Wähler wundern. Dies hat mit Demokratie nichts mehr zu tun. Wenn sich wesentliche Teile des Rathauses mit derartigen Methoden hinter ein extrem rentables Objekt eines Investors stellen, kann sich jeder deren Motivation problemlos selbst herleiten.

Kommentar von ThomasF |

Es ist ein Musterbeispiel von falschen Entscheidungen und einseitigen Lobbyinteressen im Rathaus. Denkmalschutz nein. 200 Bäume - darunter alte Eichen - Fehlanzeige. BioDiversitätdgebiet laut BUND und LBV - stößt auf Taubheit, habe ich den Eindruck. Zudem man die Anwälte und deren Briefe in Schneckentempo wahrnimmt und trotzdem weiter Fakten schafft. Die Betondecke ist weg. Wer hat entschieden? Die Neigung der Rennbahn müsste laut einem Gutachten in 2017 nun abgeflacht werden. Sozialwohnungen wären nötig. Aber nicht geplant und warum hier große Wohnbebauung? Genau hier. Skandal!!

Kommentar von Roland W. Haeusler |

Den obigen Kommentaren ist "eigentlich" wenig hinzuzufügen. Außer den 1190 Kommentaren der knapp 5000 Unterzeichner der Petition: Alle Bäume bleiben an der Radrennbahn! *)
Und natürlich den Satz, den ich auf die Sendung "kontrovers" angesprochen, immer wieder höre: "Uns kleinen Bürger hätten's da schon längst eing'sperrt!". Und "untragbar solche Geschäftsgebahren".
Das "Verramschen von letztem (grünem) Tafelsilber" wurde schon lang geplant und hat z. Z. Hochkonjunktur. Dass hier eigens ein Bahnhof für die Reichelsdorfer Keller Ausflugs-Attraktionen angelegt wurde, wird ignoriert.
Alle Generationen kamen hierher, mein Opa mit mir, ich mit meinem Sohn und viele Paare lernten sich in den benachbarten Lokalen kennen.
Noch schwerer wiegt heute der geplante Verstoß gegen Biotop-/ Arten-/ Baum-/ (Natur)-Denkmal- ja lokalen Gesundheits- und Klimaschutz.
Nürnberg "grün und lebenswert" .. was läuft denn alles noch verkehrt?!!

*) openpetition.de/baumstark

Kommentar von Maria Schalkhaußer |

Als eine Urenkelin des Ortsbürgermeisters, der zusammen mit Familie und Radsportbegeisterten auf früherem familieneigenem Grund diese Radrennbahn mit erbaut hat, bin ich stolz auf diese Radrennbahn.
Sie wurde den Anwohnern zur Freude gegeben, lange Jahre mit Begeisterung enthusiastisch(!!) bespielt und stellt die kulturelle Ortsmitte. Warum diese Tradition, die den Ort so prägt/e, zerstört werden soll anstatt sie auch heute den Menschen als aktuelles, z.B. Outdoor- Kulturzentrum / Veranstaltungsplatz wieder zu beleben, versteht niemand. Die Infrastruktur des Ortes wird hier aufgehoben, dessen Geschichte gelöscht & degradiert zum Namen einer Verkehrshaltestelle.
Gefragt wäre die Stadt, die hier so fragwürdig sparen will...und beinahe schon seriell unästhetische "Neubauten" hinklotzen lässt anstatt besser zu investieren in ihr eigenes Stadtbild. Und v.a. auch in ihre Menschen. Ihre " locals", die das ausmachen was ihre Vor/Orte heute sind. Und diese sind schön.
Auch diese denkmalgeschützte, einzigartige Radsportstätte ist mehr als eine lokale Schönheit. Unwiederbringlich, nicht austauschbar.
Dieser geplante Abriss scheint mit fast unmenschlich. Abartig. Kahlschlag für diese alten gesunden Bäume, für unsere Natur, wider das SEIN.
Die Radrennbahn als Steilvorlage für den nächsten ultrahässlichen Ghettoblock...mir verschlägt`s schon die Sprache .....verschlagen....kommt mir das Alles vor....

Kommentar von Ronny Beck |

Ganz pragmatisch stellt sich mir die Frage, warum man ernsthaft die kultur-historische Bedeutung dieser einmaligen Sportstätte einer x-beliebigen Siedlung opfert, die in Summe die Welt nicht bedeutend verändern wird. Der Reichelsdorfer Keller hat dagegen Geschichte geschrieben und eine Rennbahn erlebt man nur real und nicht durch eine Ausstellung.

Kommentar von Beate Schwender |

Es geht hier nicht nur um den Erhalt eines deutschlandweit einzigartigen Baudenkmals, die Radrennbahn spiegelt auch ein Stück Sportgeschichte der Stadt Nürnberg wider. Nürnberg war einst eine Hochburg des Radsports.

Auch ist die Radrennbahn Teil gelebter Tradition des Stadtteils Reichelsdorfer Keller, der einst beliebtes Ausflugsziel war – nicht nur für Nürnberger. Das legendäre Café Rennbahn sowie das Tanz- und Ausflugslokal „Reichelsdorfer Keller“ mit seinen historischen Bierkellern mussten bereits Wohnanlagen weichen. Mit einer weiteren Nutzung des Areals der Rennbahn für Wohnbebauung würde der letzte Baustein eines kulturellen Erbes fallen, zulasten der Lebensqualität, zulasten der Natur. Ein Juwel der Stadt Nürnberg wäre unwiederbringlich verloren!

Das darf nicht passieren! Noch ist Zeit, dass die Verantwortlichen der Stadt Nürnberg aufwachen und umdenken!

Radsport ist wieder sehr beliebt. Gerne werden Anlagen von Jugendlichen genutzt, die mit BMX-, MTB-, oder Downhill Bike unterwegs sind. Die Mittelbayerische Zeitung berichtet aktuell von sechs Anlagen im Raum Neumarkt, die für Radsportbegeisterte gebaut werden. Warum nutzt Nürnberg seine einmalige Chance nicht? Für das Areal der Radrennbahn gibt es sicherlich eine sinnvolle Nutzung jenseits einer Wohnbebauung, die den Denkmalschutz und die Tradition des Radsports berücksichtigt!

Kommentar von Michael Jakubik |

Mit Verlaub darf man sagen: Bei der Verfolgung der Art und Weise, wie im Falle der
dieses einzigartigen Denkmals, der ältesten Radrennbahn Deutschlands der Denkmalschutz durch die Stadt Nürnberg vernachlässigt und vergewaltigt wird fehlen einem die Worte.
Die Bürger müssen gegen die Stadt dieses Denkmal in Schutz nehmen weil die Stadt nicht in der Lage ist ihren Bürgern ein Stück Lebensqualität und Geschichte zu erhalten.
Stattdessen soll mit einem völlig überzogenen Bauvorhaben der Profitgier stattgegeben werden. Armes Nürnberg.

Kommentar von Kurt Zißler |

Schade, dass man hier wieder unmittelbare Bürger und deren Interessen nicht berücksichtigt obwohl beizeiten hier Anfragen vorlagen!
Eine Wohnraumnachverdichtung auf Kosten der Gesellschaft, Umwelt, Kultur und Sport kann die Lebensqualität in Nürnberg nicht verbessern und führt in vielen Bereichen zu Problemen die die Quartiersinitiative Reichelsdorfer Keller sehr gut beschrieben hat bzw. Lösungen anbietet um noch etwas Gemeinsames zu erschaffen.

Kommentar von Ingolf Popp |

Es ist ermutigend zu sehen, wie die Öffentlichkeit und Medien wie der Bayerische Rundfunk sich für den Erhalt der ältesten Radrennbahn Deutschlands in Nürnberg einsetzen. Die Radrennbahn ist zweifellos ein bedeutendes Denkmal unserer Bau- und Sportgeschichte, und als solches sollte sie geschützt und gepflegt werden.

Die Tatsache, dass Denkmäler in Bayern Verfassungsrang haben, unterstreicht die Wichtigkeit, diese Erbe zu bewahren. Es ist bedauerlich zu hören, dass es Anzeichen dafür gibt, dass die Radrennbahn bewusst vernachlässigt wird. Solche Nachlässigkeiten sollten nicht toleriert werden, insbesondere wenn es um ein so bedeutendes historisches Bauwerk geht.

Ich hoffe, dass die Sendung Kontrovers und die Berichterstattung des Bayerischen Rundfunks die Stadträte und die Öffentlichkeit sensibilisieren können, damit sie sich für den Erhalt der Radrennbahn einsetzen. Es ist wichtig, dass die Entscheidungsträger alle verfügbaren Informationen und die Meinungen der Bürger sorgfältig abwägen, bevor sie über den Bebauungsplan abstimmen. Der Erhalt dieses Denkmals sollte Vorrang haben, und die Stadträte sollten die Bedenken und Kommentare der Bürger bei ihrer Entscheidungsfindung berücksichtigen. Ich hoffe, dass die Radrennbahn in Nürnberg weiterhin ein Teil des kulturellen Erbes und der Sportgeschichte bleibt.

Kommentar von S. Castelletti |

Die Menschen in Nürnberg haben seit langem in vielfältiger Hinsicht unter einer Stadtplanung aus dem letzten Jahrhundert zu leiden. Der problematische Umgang mit der Rennbahn zeigt erneut den fehlenden Willen der Verantwortlichen, im Sinne der auch zukünftigen Bewohnbarkeit von der stadtweit immer intensiveren Versiegelung und Naturzerstörung abzusehen. Da es tatsächlich keine Notwendigkeit für noch mehr überteuerte Eigentumswohnungen im Stadtgebiet gibt, muss man sich die Frage stellen, wer davon profitiert, wenn gewachsene grüne Wohnstrukturen erneut für schnelles Geld dauerhaft entwertet werden.

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