Wie das „Weilheimer Tagblatt“ Weilheims Stadtbild und Geschichte zerstört

Eingestellt von: Denkmalnetz Bayern
Eingestellt am 19.08.2015
Geändert am 28.09.2017

Wie das „Weilheimer Tagblatt“ Weilheims Stadtbild und Geschichte zerstört

Sie nennt sich „Heimatzeitung“ – das „Weilheimer Tagblatt“ im Verlag des „Münchner Merkurs“ von Dr. Dirk Ippen. Was der Verlag aber nun in Weilheim vorhat, ist eine beispiellose Zerstörung von Heimat, von Geschichtszeugnissen und des Stadtbilds Weilheims.

Das angestammte Redaktionsgebäude der Zeitung an der Münchener Straße, direkt am Eingang zur Altstadt, soll nach dem Willen des Verlages abgerissen und durch einen gesichtslosen Neubau ersetzt werden. Um die Jahrhundertwende erbaut, wurde es 1936 im „Heimatstil“ umgebaut und prägt seither das Stadtbild mit den zeittypischen Fresken, vielen baulichen Details und großem Walmdach. Es ist damit auch ein bedeutendes Geschichtszeugnis Weilheims, das sich damals von einer ländlichen Kleinstadt zu einem modernen regionalen Zentrum wandelte, und drückt die Ambivalenz dieser Zeit aus. Nur wegen innerer Umbauten hat das Landesamt für Denkmalpflege keine Denkmaleigenschaft dieses prägenden und qualitätsvollen Gebäudes festgestellt.

Nun plant der Verlag eine Verwertung des Grundstücks durch einen Neubau mit höherer Geschossigkeit und Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss. Der Entwurf dazu wie auch der Abriss stießen auf so große Kritik, dass der Stadtrat einen „temporären Gestaltungsbeirat“ einschaltete - ein empfehlenswerter Service der Bayerischen Architektenkammer. Dieses Fachgremium sprach sich klar für den Erhalt des Gebäudes aus und formulierte für den Fall eines Neubaus Gestaltungsvorgaben, die sich sehr eng am bestehenden Bau orientieren. Erweiterungen des Gebäudes wären dabei auch ohne Abriss auf den als Parkplatz untergenutzten rückwärtigen Flächen möglich. Mit der Empfehlung an den Verlag zu einer Entwurfsüberarbeitung gemäß dieser Vorgaben verabschiedete sich der Stadtrat in die Sommerpause - um danach über das "Ob" und gegebenenfalls das "Wie" einer Änderung des bestehenden Bebauungsplanes zu entscheiden. Auch eine Onlinepetition für den Erhalt sammelt zur Zeit noch Unterschriften.

Nun sieht es so aus als ob der Verlag in der Sommerpause Fakten schaffen möchte: Die Redaktion wurde kürzlich in ein Gebäude am Stadtrand verlegt. Gerüchten zufolge sind schon die Bagger für den Abbruch bestellt - noch bevor die Stadt entschieden hat, was neugebaut werden kann! Dieses Übergehen der gemeindlichen Planungshoheit, die drohende Erpressbarkeit der Stadt durch eine langdauernde Brachfläche an städtebaulich markanter Stelle schreckt nun hoffentlich auch diejenigen Stadträte auf, die einem Neubau bisher positiv gegenüberstanden. Das Denkmalnetz Bayern appelliert an die Weilheimer Bürger, sich für den Erhalt des vertrauten Tagblatt-Gebäudes einzusetzen, an die Stadträte, ihre Planungshoheit mit Sinn für geschichtliche und gestalterische Bedeutung souverän auszuüben, und nicht zuletzt an Dr. Ippen und den Verlag von „Münchner Merkur“ und „Weilheimer Tagblatt“, diesen eigenen bedeutenden Bau zu erhalten und eine Erweiterung ohne Abriss umzusetzen. Denn eine „Heimatzeitung“, die Heimat zerstört, kann nicht im Sinne des Verlages sein.

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