Legendäre Studiobauten des BR sollen abgerissen werden

Eingestellt von: Denkmalnetz Bayern
Eingestellt am 03.03.2023

Legendäre Studiobauten des BR sollen abgerissen werden

Sebastian Krass berichtet in der Süddeutschen Zeitung über die Pläne des Bayerischen Rundfunks, das Gebäude an der Münchner Marsstraße abzureißen.

Artikel "Der Studiobau ist das Herz des BR" lesen

Leserbriefe "Abriss der BR-Studios wäre grober Unfug"


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Kommentar von Karl-Heinz Müller |

Auch wenn die Sanierung dieses historischen Gebäudes teuerer wäre, als ein Neubau. Dieser Eindruck täuscht, da bekanntlich alle Neubauten im Endeffekt teurer kommen und die Bauzeiten länger sind als vorher angenommen. So ein Gebäude mit seiner kostbaren Innenausstattung, das bis heute allen Ansprüchen genügt, kann man doch nicht einfach abreißen. Von der Umweltbelastung, die dadurch entstehen würde, ganz zu schweigen. Ich denke, daß jeder Gebührenzahler dafür mehr Geld ausgeben möchte. Warum werden wir eigentlich nicht gefragt. Auch die zentrale Lage darf man nicht unterschätzen. Ein Abriss wäre nicht nur wilder Muth, sondern Übermut.

Kommentar von Renate |

"Abriss-Moratorium? Öffentliche Diskussion zum Thema Ressourcen und graue Energie mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik und der Abrissvermeidungsszene"
10.10.2023, 19 Uhr
https://www.badsk.de/veranstaltungen/2023/»abriss-moratorium«

Kommentar von Neil Diemann |

Meines Erachtens sind Fragen des Umweltschutzes, die bei einem Abriss erfolgen würden, als auch einer Funktion bei diesem Zweckbau die nach wie vor gegeben ist, keine Indikatoren, die für den Denkmalschutz relevant sein sollten. Die Ästhetik, die Baugeschichte, falls diese mit besonderen Herausforderungen verbunden war, bzw. die in ihrer Konstruktion selten bis einzigartig war und ihren symbolischen bzw. geschichtlichen Wert, hingegen schon.

Die architektonische Qualität der Nachkriegsbauten ist aus meiner Sicht großteils unterdurchschnittlich. Die exorbitanten Sanierungskosten, die nach relativ kurzer Lebensdauer auch bei diesem Bau anfallen, bestätigen dies.

Warum also diesen Baukörper erhalten?
Aus Bequemlichkeit, da er zentral liegt und der geplante Neubau zu weit entfernt wäre und es zu Unannehmlichkeiten während der Bauphase kommt.
Umweltpolitische Gründe würden nur dann dagegen sprechen, wenn der geplante Neubau wieder aus Beton entstehen würde.
Vielleicht aus Gewohnheit, weil er nun schon seit gut 60 Jahren dort steht und die Menschen die Architektur die einst dort stand niemals gesehen haben.

Das Gebäude ist aus meiner Sicht weder schön, noch galt es besondere Herausforderungen bei der Erstellung zu meistern. Noch gab es darin weltpolitische Ereignisse, die eng mit dem Gebäude verknüpft wären.
Was soll daran für die Nachwelt erhalten werden?

Ich hoffe, daß das was folgt für die Nachwelt wertvoller bzw. erhaltenswerter wird... Habe jedoch keine große Hoffnung, daß die gleichen Fehler nicht wieder verbrochen werden.

Antwort von Denkmalnetz Bayern

Die Fragen des Umweltschutzes sind in der Tat für den Denkmalschutz nicht relevant, für uns als Gesellschaft jedoch sehr wohl. Die Ästhetik oder der persönliche Geschmack sind hingegen für den Denkmalschutz kein Kriterium.

In diesem Bau steckt unglaublich viel technische, architektonische und künstlerische Leistung, das können Sie auf der Website brstudiobau-retten.de unter „Der Studiobau“ nachlesen. Wie sich die exorbitant hohen Sanierungskosten zusammensetzen, wurde vom BR nicht offengelegt, an der unterdurchschnittlichen Qualität der Nachkriegszeit liegt es sicher nicht.

Zur historischen Bedeutung schreibt Daniela Zetti, Professorin für Technikgeschichte an der TU München in ihrem Statement: „[…] In Deutschland, wie auch in Bayern, wurden viele Studiobauten buchstäblich auf den Ruinen einer Diktatur errichtet: in zerbombten Städten, mit Hilfe modernster Technik und in der festen Überzeugung, der Demokratie zu dienen und sie wann immer nötig zu verteidigen. […]“

An der Stelle des Studiobaus standen vorher übrigens Wohnhäuser, die im Krieg stark zerstört wurden: stadtarchiv.muenchen.de.

Kommentar von Neil Diemann |

Das Ästhetik, unabhängig vom persönlichen Geschmack für den Denkmalschutz keine Relevanz hat, kann ich nicht nachvollziehen.

Spielt es denn keine Rolle mehr, wie, bzw. ob ein Gebäude sich in seine Umgebung einfügt? Ob es als "schön" empfunden, oder als tristes Einerlei, was bestenfalls ignoriert wird?

Aus meiner Sicht spielt es eine Rolle und es gibt einen Unterschied, zwischen der z.B. Münchner Frauenkirche, die zu Recht als Denkmal gilt und einem Zweckbau wie dem BR-Bau, so vermeintlich legendär er hier auch präsentiert wird.

Die unglaublich vielen technischen, architektonischen und künstlerischen Leistungen, die großteils aus Übersee übernommen wurden, sind sicherlich mit verantwortlich, für die exorbintanten Sanierungskosten.
Warum also eine offensichtliche Fehlkonstruktion unter immensen Kosten konservieren, wenn ein Abriss und Neubau günstiger zu realisieren wäre?

Die historische Bedeutung, die Prof Zetti dem Gebäude zuschreibt sehe ich nicht. Waren es die Möglichkeiten (die Technik) der Gebäude die der Demokratie dienten bzw. diese verteidigten, oder waren es die Menschen?
Gerade vor dem Hintergrund, daß eine ähnliche Technik dazu diente, ein ganzes Volk im Nationalsozialismus zu verführen, sollte man dies aus meiner Sicht strikt trennen. Oder soll die Moderne Architektur generell ein Symbol der Demokratie darstellen?

Ich frage mich ob es die Diskussion auch gäbe, wenn der Nachfolgebau an der selben Stelle errichtet werden würde.
Tendenziell gehts bei den Kommentaren doch verstärkt um den besonderen Standort mitten in der Stadt der wegfallen würde, wenn ein Neubau an anderer Stelle realisiert werden würde und weniger um das vermeintlich architektonisch herausragende Gebäude was doch im Vordergrund stehen sollte.

Antwort von Denkmalnetz Bayern

Im Bayer. Denkmalschutzgesetz wurde bewusst keine Klassierung von Denkmälern vorgesehen, der Denkmalbegriff ist weit gefasst:
Art. 1 (1): Denkmäler sind von Menschen geschaffene Sachen oder Teile davon aus vergangener Zeit, deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen, wissenschaftlichen oder volkskundlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt.

Wenn Sie tiefer einsteigen möchten, empfehlen wir den Artikel "50 Jahre Bayerisches Denkmalschutzgesetz. Ein Jubiläum zum Jubilieren?"

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