Karljosef Schattner: "Die Kunst der Fuge" - eine Ausstellung in Eichstätt zum 100. Geburtstag
Karljosef Schattner (1924 – 2012) wurde 1957 in Eichstätt zum Diözesanbaumeister berufen, ein Amt, das er 35 Jahre lang bis 1991 prägen sollte. Sein erstes Projekt war ein Neubau für die Katholische Pädagogische Hochschule (D-1-76-123-684), die gerade gegründet wurden war. Schattner platzierte die Gebäudegruppe gut proportioniert und leicht neben dem Garten der Fürstbischöflichen Sommerresidenz. Die Stahlbetonskelettbauweise mit Bruchstein-Ausfachungen aus Jurakalk lassen noch den Einfluss von Schattners Lehrern Hans Döllgast und Franz Hart erkennen.
Schattners Architektur prägte Eichstätt möglicherweise ähnlich wie der Bau der Barockstadt nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges zuvor. Seine Architektur war das Weiterbauen im Bestand mit einer erkennbaren Fuge zwischen Neu und Alt, wie es kurz zuvor Carlo Scarpa in Italien gezeigt hatte. Schattner begann bereits in den 1960er Jahren, Denkmäler trotz erheblicher Schäden für neue Aufgaben zu ertüchtigen, lange bevor das erste Denkmalschutzgesetz 1973 in Kraft trat. In manchen Fällen konnte er sogar den bereits beschlossenen Abriss der Gebäude verhindern. Eines seiner letzten Projekte war der Umbau des direkt gegenüber der fürstbischöflichen Sommerresidenz gelegenen ehemaligen Waisenhauses (D-1-76-123-172) zu einem Institutsgebäude. Durch Schattners Werk ziehen sich eine Reihe einfacher Grundprinzipien:
- „Die Gegenwart leugnen hieße die Geschichte leugnen. Neues Bauen in alter Umgebung ist etwas Selbstverständliches.“
- „Sind Veränderungen im Inneren notwendig, so muss dies auch nach außen transportiert werden. Die Fassade ist das Gesicht, wie bei einem Menschen sagt sie etwas über das Innere aus.“
- „Meine Arbeit lebt von der Kontinuität: von der Kontinuität des Ortes, für den ich baue, und meiner eigenen Kontinuität. Die Erfindung, oder besser der Entwurf, ist für den Ort, für den er bestimmt ist, eine sehr persönliche Antwort.“
Eichstätt ehrt den großen Baumeister Schattner mit einer Ausstellung im Domschatz- und Diözesanmuseum vom 30. März bis zum 31. Oktober 2024. Die Ausstellung trägt den Titel „Schattner 100 - Die Kunst der Fuge. Fotografien von Klaus Kinold“ und wird in Kooperation mit der Klaus Kinold-Stiftung Architektur + Fotografie veranstaltet. Eine Reihe von begleitenden Veranstaltungen ergänzen die Ausstellung.
Weitere Informationen sind auf der Webseite der Stadt Eichstätt zu finden.
Dieter Wieland hat Karljosef Schattner 1984 eine Folge seiner Topgraphie gewidmet: „Neue Architektur in altem Palais“
Tipps zum Weiterlesen:
Wolfgang Jean Stock et al. „Bauherr Kirche - Der Architekt Karljosef Schattner.“ München, 2009.
Wolfgang Pehnt et al. „Karljosef Schattner : ein Architekt aus Eichstätt.“ Stuttgart, 1999